Drum prüfe, wer sich bindet: Der Arbeitgeber-Schnell-Check für Frauen
Ein Gastbeitrag von Melanie Vogel.
Bonn. Arbeitgeber-Rankings gibt es wie Sand am Meer, doch so wirklich richtig schlau wird man aus vielen nicht und vor allem für Frauen bleiben wichtige Fragen hinsichtlich Karriereplanung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie oft unbeantwortet. Woran können Frauen also einen attraktiven Arbeitgeber erkennen? Und warum macht es gerade für Frauen Sinn, sich mit dem potentiellen Arbeitgeber auseinander zu setzen? Die Antworten hat Melanie Vogel, Initiatorin der women&work, Deutschlands größter Karrieremesse für Frauen, in einem “7-Punkte-Schnell-Check” zusammen gefasst.
Frauen achten bei der Arbeitgeberwahl auf andere Kriterien als Männer, fand schon 2010 eine gemeinsame Studie von McKinsey und e-fellows heraus. Und dass die Karrierewünsche je nach Geschlecht unterschiedlich ausgeprägt sind, zeigten die Ergebnisse des Universum Student Survey aus dem gleichen Jahr.
Während die Work-Life-Balance für beide Geschlechter das wichtigste Karriereziel darstellt, erreicht sie bei Frauen die Nennungshäufigkeit von 58 Prozent, bei den Männern 46 Prozent. Der sichere Job ist den weiblichen Nachwuchskräften wichtiger – 43 Prozent geben dies als berufliches Ziel an, bei den Männern sind es 33 Prozent. Frauen nennen auch die intellektuelle Herausforderung häufiger als Männer – 45 Prozent zu 38 Prozent. In Hinblick auf eine internationale Laufbahn gleichen sich die Präferenzen an – 28 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer verfolgen dieses Karriereziel.
Frauen wird häufig nachgesagt, sie hätten eine verschwommene und weniger zielgerichtete Vorstellung von Karriere und seien deshalb weniger erfolgreich. Viele Frauen sehen jedoch – anders als die meisten Männer – Karriere nicht als das Erklimmen einer Position zur nächsthöheren, sondern als einen stetigen Weg zu persönlichem Wachstum, Selbstverwirklichung und Befriedigung. Sie sind also grundsätzlich überhaupt nicht weniger befähigt als Männer, erfolgreich zu sein und Karriere zu machen.
Frauen sind aber nicht hierarchisch geprägt. Der Faktor „Macht“, der in einer erfolgreichen Karriere mitschwingt, stößt viele Frauen intuitiv ab, denn sie agieren im Regelfall teamorientierter, kommunizieren mehr und teilen Informationen und Wissen. Diese weiblichen Attribute wurden lange Zeit als Schwäche gesehen und als wenig karriereförderlich im Sinne von Aufsteigen in höhere Management-Positionen.
Im Unterschied zu früher hat sich jedoch das Arbeitsleben unter dem Druck des globalen Wettbewerbs radikal gewandelt. Der einsame Autokrat, der allein über das Wohl und Wehe einer Abteilung oder eines Unternehmens entscheidet, hat ausgedient und das ist die Chance für Frauen. Viele Unternehmen stutzen Hierarchien, beseitigen schwerfällige und bürokratische Strukturen, fördern ein kommunikatives, teamorientiertes Arbeiten, verlangen einen integrativen Management-Stil und schaffen just in dem Moment, in dem mehr Frauen denn je weltweit am Arbeitsleben teilnehmen, ein Karriere-Umfeld, das die weiblichen Karriere-Werte widerspiegelt und weibliche Führungsstärken betont.
Frauen können überall da erfolgreich sein, wo sie, ohne Vorurteile zu erfahren, Leistung erbringen können, die entsprechend gewürdigt wird. Es ist daher für Frauen ratsam, potentielle Arbeitgeber genau zu prüfen und in persönlichen Gesprächen herauszufinden, was die Unternehmen im Einzelfall tun, um Frauen in ihrem Karrierewunsch zu fördern und sie auf dem Weg in verantwortungsvolle Positionen zu unterstützen.
Melanie Vogel hat in einem “7-Punkte-Schnell-Check” zusammen gefasst, worauf Frauen bei der Arbeitgeberwahl achten sollten:
1. Check: Das Unternehmen
Die Wahl des richtigen Unternehmens hängt – um auf Langfristigkeit zu setzen – entscheidenden vom Standort des Unternehmens ab, von den Produkten und Dienstleistungen, die es anbietet, von generellen Einstiegs-, Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und davon, wie krisensicher das Unternehmen aufgestellt ist. Diese Grunddaten sollten eruiert werden, um ein generelles Gefühl von dem zukünftigen Arbeitgeber zu bekommen, mit dem man sich in den kommenden Jahren als Mitabreiterin identifizieren möchte.
2. Check: Arbeitszeiten
Je höher Frauen und Männer auf der Karriereleiter nach oben steigen, umso ungeregelter werden die Arbeitszeiten und umso höher ist das Arbeitspensum. Dennoch bieten mehr und mehr Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle, die es Männern und Frauen ermöglichen, die Arbeitslast individuell aufzuteilen oder einen Teil der Arbeit in Home-Offices oder per Telearbeit abzuleisten, um mehr Zeit für die Familie zu haben oder den Ansprüchen nach Work-Life-Balance gerecht zu werden. Schlagworte sind hier Vertrauensarbeitszeit, Teilzeitmodelle für Führungskräfte, Job-Sharing, Home-Office/Telearbeit. Selbst wenn für Frauen diese Arbeitszeitmodelle am Berufsanfang noch nicht relevant sind, so eröffnet ein Arbeitgeber mit felxiblen Arbeitszeitmodellen Perspektiven und Sicherheit, wenn irgendwann der Kinderwunsch im Raum steht und Frauen nicht vor die “Entweder-oder-Entscheidung” gestellt werden wollen, sondern Beruf und Familie kombinieren möchten.
3. Check: Vergütung
Dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, ist bekannt. Umso wichtiger ist es für Frauen, sich den potentiellen Arbeitgeber vor allem bei der Gehaltsfrage vozuknöpfen und in Erfahrung zu bringen, welche Gehaltsmodelle es gibt, wie die Gehaltsentwicklung in den letzten Jahren ausgesehen hat, welche Sozial- und Nebenleistungen das Unternehmen anbietet und ob sich das Unternehmen im Bereich Equal Payment engagiert.
4. Check: Social Responsability
Viele Unternehmen engagieren sich in den Bereichen Umwelt und Gesellschaft. Auch wenn dieses Engagement nicht per se über die Qualität des Unternehmens als Arbeitgeber entscheidet, so gibt ein soziales oder gesellschaftliches Engagement doch einen guten Einblick in die Unternehmensführung und in die Verantwortung, die das Unternehmen als Teil der Gesellschaft zu übernehmen bereit ist. Ein solches Engagement kann sich auch auf die eigene Motivation ausüben, wenn man sich selbst als Teil dieser sozialen und gesellschaftlichen Mission sieht, der sich das Unternehmen verschrieben hat.
5. Check: Unternehmens-Kultur und Umgangsformen
Frauen sollten so viele Chancen wie möglich nutzen, sich auf Veranstaltungen mit Unternehmensvertretern zu unterhalten um herauszufinden, welchen Stellenwert Mitarbeiter im Unternehmen haben. Wie stellt sich das Betriebsklima dar? Was tut das Unternehmen im Bereich Work-Life-Balance? Wie hoch ist der Frauenanteil im Unternehmen generell und in Führungspositionen? All diese Fragen sind Indikatoren dafür, wie leicht oder schwer es Frauen im Unternehmen gemacht wird, Karriereambitionen umzusetzen.
6. Check: Familienfreundlichkeit
Familienfreundlichkeit ist vor allem für die Frauen entscheidend, die schon mit einem konkreten Kinderwunsch in den Beruf einsteigen. Auch hier trennt sich bei den Unternehmen die Spreu vom Weizen und Frauen sind gut beraten, Unternehmen zu wählen, die Programme anbieten, die es Frauen (und Männern) ermöglichen, Beruf und Familie zu kombinieren. Die Bandbreite der Angebote in den Unternehmen ist hier sehr groß, die Umsetzung von Familienfreundlichkeit sehr individuell und oft mit spanndenen Lösungsansätzen umgesetzt. Frauen müssen hier individuell und aufgrund der persönlichen Lebenssituation entscheiden, welchen Programmen sie den Vorzug geben.
7. Check: Frauenkarrieren
Ein Unternehmen kommt als potentieller Arbeitgeber tatsächlich nur dann in Frage, wenn neben allen Sonder- und Sozialleistungen und aller propagierten Familienfreundlichkeit im Unternehmen selbst auch die Möglichkeiten geschaffen werden, dass Frauen gleichberechtigt Karriere machen können und das Talentmanagement von Einstiegspositionen bis hin zum oberen Management transparent und “frauendurchlässig” ist. Dazu gehört vor allem eine faire und neutrale Leistungsbewertung von Mitarbeitern. Frauenfördernd sind aber auch Mentorenprogramme, unternehmenseigene Frauennetzwerke, Patenschaften, Integrationsveranstaltungen und Wiedereinstiegsoptionen nach Elternzeit.
„Ich empfehle Frauen, im Bewerbungsgespräch mutig zu sein und Unternehmen an ihren Versprechungen zu testen. Je besser Frauen das Unternehmen im Vorfeld auf Herz und Nieren prüfen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen zufrieden zur Arbeit gehen und erfolgreich im Job sind“, resümiert Melanie Vogel.
Arbeitgeber, die hinsichtlich Frauen- und Familienfreundlichkeit sehr weit vorne sind und großes Interesse daran haben, mehr Frauen einzustellen, können Frauen auf dem Messe-Kongress women&work kennen lernen, der am 14. Mai von 10-19 Uhr im World Conference Center / Plenargebäude in Bonn statt findet. 60 Top-Arbeitgeber für Frauen nutzen den größten Recruiting-Event für Frauen für ihre Suche nach weiblichen Mitarbeitern. Und wer von den Messebesucherinnen schon genauere Vorstellungen über die berufliche Zukunft hat, den Berufseinstieg oder einen Jobwechsel plant, ein Praktikum sucht oder die Abschlussarbeit in einem Unternehmen schreiben möchte , kann sich bei den ausstellenden Unternehmen noch bis zum 9. Mai für „Vier-Augen-Gespräche“ anmelden.
Weitere Infos unter http://www.womenandwork.de + + + women&work + + +
Messe & Kongress für die Karriereplanung weiblicher Führungskräfte
14. Mai 2011
Plenargebäude des Bundeshauses | Bonn
AoN GmbH
Steubenring 2
53175 Bonn | GERMANY
fon/fax: +49 (0)7000-8452210
mobil: +49(0)163-8452210
eMail: mailto:presse@womenandwork.de
www.womenandwork.de
http://twitter.com/women_and_work