Fünf Mythen und Erkenntnisse zu Facebook-Karrierepages
Ein Gastbeitrag von Nina Kalmeyer
Wenn ich in letzter Zeit mit Personalern über Social Media Aktivitäten spreche, fällt oft schon während der ersten 5 Sätze: „Wir planen jetzt auch eine Facebook Karrierepage“ oder: „Ich habe für dieses Jahr in meiner Zielvereinbarung eine Facebook Karrierepage aufzusetzen.“
Wenn ich mein Gegenüber dann frage, inwieweit man sich denn schon mit den Details beschäftigt habe: wie Zielsetzung, Planung, Budget, Konzept, Themen, Inhalte, Formate, Manpower, Social Media Guidelines, Kritikmanagement, Kommunikationskultur im Unternehmen usw. wird meist mit den Schultern gezuckt und gesagt: „man stehe ja noch ganz am Anfang und würde jetzt erst einmal nach einer Agentur suchen/bzw. mit der Agentur besprechen, wie die Seite aufgebaut werden soll – Corporate Identity usw.”
Wenn ich dann doch nochmal darauf hinweise, dass so eine Facebookseite ja erst einmal gänzlich nackt ist und mindestens wöchentlich,besser noch täglich mit neuen interessanten Themen gefüllt werden sollte, bekomme ich oft als Antwort, dass man ja jede Menge Material von der Karrierewebpage hätte, das man auch für Facebook verwenden könne – hätte die Agentur gesagt. Wichtig wäre es ja jetzt erst mal zu starten, damit man den Anschluß nicht verpasse und alles andere würde sich dann mit der Zeit und mit den Fans auch entwickeln. Den größten Anteil des meist nicht großen Budgets hätte man für die Agentur eingeplant – die Plattform selbst würde ja nichts kosten, und die Inhalte könnte man ja dann kurz selbst posten. Das wäre ja nicht schwierig. … Und? Erkennen Sie sich wieder?
Diese Woche ist mir ein Artikel bei Karriere.at aufgefallen, den ich gerne empfehlen möchte.
Der Artikel beschäftigt sich mit 5 Mythen zu Facebook Karrierefanpages und 3 Personaler berichten über ihre Erkenntnisse, die sie in den letzten Monaten mit ihren Fanpages gewonnen haben.
Ich möchte nicht die Inhalte aus dem Artikel wiederholen – da steht schon viel Gutes und Interessantes drin. Aber ich möchte gerne zu u jedem dieser 5 Mythen/Erkenntnisse noch ein paar Anregungen von meiner Seite beisteuern.
Mythos 1: “Eine Facebook Karrierepage macht uns cool”
Erkenntnis: Eine Seite auf Facebook ist immer nur so cool wie ihre Inhalte.
Meine Anmerkung:
Wozu sollte sich ein Unternehmen cool machen, wenn es sonst noch nie cool sein wollte? Was bedeutet cool in diesem Zusammenhang überhaupt? Soll es nicht eher heißen, wir wollen eine bestimmte Zielgruppe – die der Azubis und Absolventen – auf uns aufmerksam machen? Falls ja, was erwartet diese Zielgruppe von ihrem zukünftigen Arbeitgeber? Daß er cool ist? Mag sein – aber wichtigere Kriterien sind sicher: die Qualität der Ausbildung bzw. der Ausbilder, habe ich in diesem Unternehmen eine Zukunft (Zeitverträge; Festanstellung; Praktikantendasein), wie stellt sich das Unternehmen zu aktuellen Themen, welche Kultur herrscht im Unternehmen, werde ich ernst genommen, habe ich direkte Anprechpartner,die mir zeitnah meine Fragen beantworten? Um nur einige Themen zu nennen. Und cool ist sicher auch nicht einerseits eine Facebook Karrierepage zu haben aber andererseits den Mitarbeitern jeglichen Zugriff ins Social Web während der Arbeitszeit zu verwehren.
Mythos 2: Eine Facebook-Karrierepage bringt jede Menge Bewerber.
Erkenntnis: Eine Facebook-Page kann Bewerber bringen, bringt Sie Bewerbern aber sicher näher.
Meine Anmerkung:
Eine Facebookpage kann nur dann eine bessere Quantität und auch Qualität an Bewerbern bringen, wenn diese a) wissen, dass es eine solche Page überhaupt gibt (Communityaufbau), b) wenn das Angebot über das schlichte Posten von Jobs hinausgeht und es dem Bewerber einfach gemacht wird sich zu bewerben (synergie Facebook Karrierepage/ Unternehmens-Karrierewebpage/e-Recruitingprozess und c)aktiver Dialog mit den Interessenten auf der Seite geführt wird, Fragen zeitnah beantwortet, und durch zuhören interessante, aktuelle Themen ermittelt und aufgegriffen werden.
Mythos 3: Facebook kostet nichts.
Erkenntnis: Facebook bedeutet Know How, Zeit- und Personalaufwand.
Meine Anmerkung:
Dass Facebook nichts kostet ist ein Irrtum, der aber noch immer noch in vielen Unternehmen, und oft gerade bei den Entscheidern zu finden ist. Man kann aber einen Umdenkprozess anstoßen, indem man Fragen wie z. B. diese stellt: „Warum setzen Sie bei der Position des Unternehmens- bzw. Pressesprechers nicht einfach auch einen Praktikanten ein? Ist doch viel billiger…..“ Gerade in vielen mittelständischen Unternehmen wird erst langsam klar, wie sich die Kommunikationskultur durch das Social Web bereits verändert hat und noch verändern wird.
Mythos 4: Wir haben eine Facebook-Seite, das reicht.
Erkenntnis: Wenn sich nichts tut, schaut keiner rein.
Meine Anmerkung:
Richtig – die Inhalte, darüber möchte ich jetzt aber an dieser Stelle nicht schreiben, da gibt es genügend andere Artikel dazu , auch hier in meinem Blog! Leider wird aber auch der Erfolgskontrolle, vor allem bei Facebook Karriereseiten, wie auch bei anderen Personalmarketingaktivitäten oft noch viel zu wenig Aufmerksamkeit und auch Budget eingeräumt. Dabei gibt es gerade für Marketingaktivitäten im Social Web tolle Monitoringmöglichkeiten – z. B.: von Atenta. Damit kann man sehr genau sehen, ob die Aktivitäten wirklich zum Ziel führen oder nicht und man kann auch sehr schnell agieren. Meiner Meinung nach essentieller Bestandteil einer vernünftigen und nachhaltigen Planung und für das Betreiben einer Facebook Karrierepage.
Mythos 5: Mit Facebook erreiche ich nur Junge.
Erkenntnis: Jeder vierte Facebook-User ist älter als 35
Meine Anmerkung:
Auch dies kann inzwischen klar belegt werden. Unternehmen, die sich mit dem Aufbau bzw. Betrieb einer Karriere Fanpage beschäftigen, müssen sich also auch dazu Gedanken machen, wen Sie denn nun genau ansprechen wollen. Es kann sicher auch Sinn machen, mit der Zeit verschiedene Fanpages oder Communities auf anderen Plattformen aufzubauen, denn Fachspezialisten interessieren andere Themen, als Auszubildende oder Absolventen. Sicher macht es aber auch Sinn, sich am Anfang erst einmal für eine Zielgruppe zu entscheiden, und erste Erfahrungen zu sammeln.
Fazit:
Grundsätzlich ist meine Erfahrung, dass es sich für Firmen lohnt erst einmal Schritt für Schritt sich mit dem Phänomen Social Web vertraut zu machen. Beginnen sollte man aber nicht gleich mit einer Karriere Fanpage auf Facebook – außer man bekommt sofort das erforderliche Budget, Know-How , Manpower und was man sonst noch so braucht – und man hat alle seineHausaufgaben gemacht, um die Facebookseite von Anfang an auf fruchtbaren Boden zu setzen.
Heißt: Die Unternehmenskarriereseite muss immer aktuell gepflegt sein und es wird ein einfacher, logisch aufgebauter Bewerbungsprozess angeboten. Unternehmensprofile auf Kununu/Xing/LinkedIn, einfach wo Ihre Zielgruppe(n) aktiv ist/sind müssen gepflegt und entsprechend miteinander verlinkt sein.
Desweiteren: Zeigen Sie Gesicht! – Bieten Sie Ansprechpartner für Recruiting Themen an – bitte mit direkter Telefondurchwahl oder zumindest einer personalisierten Emailadresse!
Benennen Sie intern eine Person, die die Verantwortung für sämtliche Kanäle übernimmt, regelmäßig aktualisiert und pflegt.
Weiterhin gehört dazu rechtssichere Social Media Guidelines aufzusetzen und die Mitarbeiter darin zu schulen und sicher im Umgang damit zu machen.
Das Team, das sich aktiv für das Unternehmen auf verschiedenen Plattformen bzw. Netzwerken engagieren soll, braucht ein spezielles Training bzw. begleitendes Coaching.
Schulung, Planung der Kanäle, Communityaufbau, Themenentwicklung, Aufbau und Entwicklung von Social Media Kompetenz , das Monitoring der Plattformen sind nur einige Bereiche, die zumindest am Anfang von externen Spezialisten durchgeführt bzw. begleitet werden sollten. Es reicht nicht aus, einen Mitarbeiter auf eine Schulung zu schicken und ihn dann alleine zu lassen.
last but not least:
Treffen Sie Ihre Entscheidungen jetzt. Sie müssen nicht schon seit gestern auf Facebook präsent sein, denn die Mehrzahl der Bewerber priorisiert Facebook heute noch nicht, wenn es um ihre Jobsuche geht, eine ganz aktuelle Umfrage dazu finden Sie hier. – Aber dies wird sich bald ändern! – Und warum dann die Zeit nicht jetzt sinnvoll nutzen, um in 6 -12 Monaten ganz vorne mit dabei zu sein?
So kommen Sie Schritt für Schritt messbar zu den gewünschten Erfolgen und Ihre Investments lohnen sich. Sie werden es sehen!
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