Bewerbung

50% der Lebensläufe von Spitzenkräften fallen durch

Die meisten Bewerbungsunterlagen deutscher Professionals und Executives entsprechen nicht den gängigen Standards

Axel Kleen

München. Deutsche Spitzenkräfte präsentieren sich in ihren Bewerbungsunterlagen unerwartet schlecht. Das bestätigen Personalprofis im Expertengespräch mit Experteer ( http://www.experteer.de ). Drei Viertel der Lebensläufe besitzen deutlichen Verbesserungsbedarf und etwa die Hälfte fällt schlichtweg durch. Sowohl bei der inhaltlichen als auch der strukturellen Ausarbeitung der Unterlagen benötigen die Spitzenkräfte dringend Nachhilfe. Die Liste der Fehler ist lang: Fehlender Bezug zur Ausschreibung, keine Struktur, ein Übermaß an Informationen und eine unübersichtliche Gestaltung sind die Hauptkritikpunkte.

Kein Bezug zur Stelle

Der fehlende Bezug zu der ausgeschriebenen Position wird am häufigsten bei den Bewerbungen von Führungskräften bemängelt.  „Oft listen Spitzenkräfte die Stationen im Lebenslauf einfach auf und verpassen die Chance Bezug zur Stelle zu nehmen.“, kritisiert Dr. Thorsten Knobbe, Managing Partner des Karriere-Dienstleisters Leaderspoint. Er empfiehlt Bewerbern schon im Anschreiben die relevanten Aufgaben und Erfahrungen gezielt auszuwählen und sie „ohne Standardphrasen, sondern gepfeffert und prägnant“ in den Fokus zu stellen. Dem Leser müsse mit wenigen Blicken klar werden, warum der Bewerber die Idealbesetzung für die Position ist. Axel Kleen, von der Personalberatung Kleen Linnebo & Partner achtet besonders darauf, ob das Anschreiben zielgerichtet und aussagekräftig ist. Er kritisiert, dass die Bewerbungsunterlagen von Spitzenkräften meist unübersichtlich und nicht zeitlich strukturiert sind. Das Ergebnis ist dann oft „wie beim Schulaufsatz: Thema verfehlt“.

 

Qualität statt Quantität

Der Großteil der deutschen Professionals und Executives will mit zu vielen Vorzügen gleichzeitig punkten. Die daraus resultierenden Informationsfluten überfordern die Leser. Laut Dr. Knobbe sehen „viele Spitzenkräfte den Wald vor lauter Bäumen nicht, können ihre Erfolge und Leistungen nicht selektieren und priorisieren. Sie überfrachten den Leser mit Informationen.“ Qualität statt Quantität fordert daher Frau Gabriele Weiss, Personalreferentin der Münchner Hypothekenbank. Zu ausführliche Unterlagen mit zahlreichen Kopien besuchter Seminare und seitenlanger Anschreiben sieht sie als einen der häufigsten Fehler bei Bewerbungen von Führungskräften. Wichtig ist es, die bisherigen Positionen kurz zu beschreiben und nicht einfach die Jobtitel aufzuzählen, so Ulrike Weick, Marketing Managerin der Personalberatung Dr. Weick Executive Search GmbH. Wesentliche Punkte wie örtliche Mobilität, Wunscheinkommen und Wechselmotivation sollten dabei nicht vergessen werden. „Gerade bei Online-Bewerbungen besitzt die gezielte Nennung relevanter Stichworte einen großen Stellenwert“ betont Dr. Knobbe, „denn bei automatisierten Suchen, wie etwa von Headhuntern, fällt man ohne Prägnanz und zielgerichtete Formulierungen einfach durchs Raster.“

Lügen haben kurze Beine

Laut Personalreferentin Gabriele Weiss „neigen Führungskräfte zwar manchmal zum Verschönern des eigenen beruflichen Werdeganges“, doch von Schwindeleien in der Bewerbung rät sie deutlich ab. Denn Personalprofis achten besonders darauf, ob die Angaben in Anschreiben und Lebenslauf deckungsgleich, logisch und durch Zeugnisse abgesichert sind: „Lügen haben kurze Beine“. Axel Kleen formuliert es drastischer: „Von einem Schwindeln ist dringend abzuraten! Was im Lebenslauf steht muss stimmen.“ Auch er sucht nach unbegründeten Lücken im Lebenslauf und kontrolliert zeitliche Angaben mit denen der Zeugnisse. „Kommen Ungereimtheiten zu einem späteren Zeitpunkt auf, kann das fatale Folgen für das neue Arbeitsverhältnis haben“, so der Personalberater.

 

Über Experteer:

Experteer ist der professionelle Premium-Karrieredienst für Spitzenpositionen ab 60.000 Euro Gehaltsbenchmark in Deutschland und Europa. Bei Experteer planen Fach- und Führungskräfte aktiv ihren nächsten Karriereschritt. Neben zehntausenden ausgewählten Stellenangeboten bietet Experteer Zugang zu einem exklusiven Netzwerk von über 10.000 geprüften Personalberatern. Unternehmen und Personalberatungen nutzen die spezialisierten Recruiting-Lösungen für die erfolgreiche Besetzung von Spitzenpositionen.

Die Experteer GmbH mit Sitz in München wurde 2005 von der Holtzbrinck Ventures GmbH, einer Tochtergesellschaft der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, gegründet. Renommierte Kooperationspartner wie Handelsblatt, ZEIT online, FTD oder n-tv haben den Karrieredienst in ihren Online-Auftritt integriert. Weitere Informationen unter http://www.experteer.de oder den jeweiligen Länderdomains .at/.ch/ .com/.fr/.co.uk/.be/.it/.es/.nl und us.experteer.com.

 

2 Comments

  • Hier wird eine absolut erschreckende Quote präsentiert. Schon bei den allerersten Bewerbungen sollte man gelernt haben, dass „Phrasendrescherei“ in Bewerbungen eher abschreckende Wirkung hat und selten zum Erfolg führt. Doch das auch eine derart hohe Anzahl an Spitzenkräften derartige 0815-Standards bemüht, stimmt nachdenklich. Sollte in der Vergangenheit in dieser Hinsicht tatsächlich zuviel versäumt worden sein?

    Sie schreiben, dass es vielen Bewerbungen an einem Bezug zur Stelle mangelt. Diese Tatsache resultiert eventuell aus einer gewissen Faulheit heraus, sich immer wieder kreative und ansprechende Formulierungen überlegen zu müssen. Andererseits ist vielleicht auch der Druck für die Bewerber zu hoch, täglich eine gewisse Anzahl an Bewerbungen verfassen zu müssen, um die Chance auf einen job zu erhöhen.

    Bleibt zu hoffen, dass sich diese Quote sobald wie möglich bessert und wir wieder qualitativ hochwertige und spannende Bewerbungen zu lesen bekommen.

  • „Phrasendrescherei“:
    Auf der einen Seite, soll dies vermieden werden, da sie die Bewerbung langweilig und flach macht, auf der anderen Seite liefert der Artikel den Grund, warum die trotzdem geschieht:

    „’Gerade bei Online-Bewerbungen besitzt die gezielte Nennung relevanter Stichworte einen großen Stellenwert‘ betont Dr. Knobbe, ‚denn bei automatisierten Suchen, wie etwa von Headhuntern, fällt man ohne Prägnanz und zielgerichtete Formulierungen einfach durchs Raster.’“

    Der Trick ist wohl die einegesunde Kombination aus Schlagwörtern und individuellen Belegen.

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