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Karrierekiller Pflegefall? Wie Arbeitgeber gegenlenken

Dr. Carmina Brenner

Stuttgart. Wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird, fühlen sich viele Berufstätige ohne professionelle Beratung überfordert. Wer übernimmt die Verantwortung? Kann das Familienmitglied zuhause bleiben? Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Die Stadt Stuttgart, einer der größten Arbeitgeber Deutschlands, unterstützt deshalb ihre rund 19.000 Beschäftigten mit dem Projekt Zeit für Zuwendung“. Über dieses und weitere Personalkonzepte in Reaktion auf den demografischen Wandel berichten Fachleute kommende Woche auf der Messe PERSONAL2013 Süd in Stuttgart.

„Da wir in Bezug auf das Gehalt nicht immer mit der freien Wirtschaft mithalten können, müssen wir mit anderen attraktiven Angeboten punkten“, erklärt Susanne Blatt-Kessler. Die Abteilungsleiterin Organisation- und Personalentwicklung der Landeshauptstadt Stuttgart, die auf der PERSONAL2013 Süd als Referentin der Themenreihe „Personal & Verwaltung“ das Programm der Messe mitgestaltet, hat bereits erste Erfahrungen mit dem demografischen Wandel und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel: „Es ist nicht leicht, IT-Fachkräfte, Ingenieure oder Azubis für die öffentliche Verwaltung zu gewinnen. Schwierigkeiten bereiten uns derzeit auch Personalbesetzungen in Kindertagesstätten.“

Doch die Landeshauptstadt macht aus der Not eine Tugend. Mit einem nachhaltigen Personalentwicklungskonzept denkt Stuttgart voraus, zum Beispiel beim Thema Pflege: Bundesweit gibt es 2,5 Millionen Pflegebedürftige, mehr als zwei Drittel werden von Angehörigen versorgt – Tendenz steigend. In drei Viertel der Fälle übernehmen Frauen die Pflegeaufgaben; viele von ihnen sind berufstätig. „Deshalb ist das Thema für uns so wichtig: Wir haben mehr als 50 Prozent weibliche Beschäftigte“, verdeutlicht Blatt-Kessler die Relevanz dieses Themas für viele öffentliche Arbeitgeber.

Neuer Beratungsdienst und bezahlte Freistellung

Die Süddeutsche Metropole reagiert mit einem neuen intensiven Beratungsdienst auf das Thema. Für konkrete Fragen zu den erschiedenen Pflege-Möglichkeiten arbeitet sie eng mit Böffentlichen Einrichtungen zusammen: Experten des Bürgerservice Leben im Alter, des städtischen Eigenbetriebs Leben und Wohnen und des Stuttgarter Klinikums stehen den Beschäftigten der Stadt für Beratungsgespräche zur Verfügung. Zudem sind der Personalservice und die Führungskräfte Ansprechpartner – etwa wenn es darum geht, eine berufliche Auszeit für die Pflege in Anspruch zu nehmen.

Laut Pflegezeitgesetz haben Beschäftigte das Recht, insgesamt bis zu zehn Arbeitstage unbezahlt frei zu nehmen, um für einen Pflegebedürftigen nahen Angehörigen eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren oder selbst die Pflege in dieser Zeit sicherzustellen. Bei der Landeshauptstadt Stuttgart wird dies etwas großzügiger gehandhabt: „Zur Versorgung schwer erkrankter Familienangehöriger erhalten unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine bezahlte Freistellung bis zu zehn Arbeitstagen pro Kalenderjahr und pro pflegebedürftigem Angehörigen“, so die Personalerin Blatt-Kessler.

Pflegefall Demografie: Zuwendung für neue Konzepte

Dass familienbewusste und demografieorientierte Organisationsentwicklung hoch im Kurs steht, belegt auch der Keynote-Vortrag von Dr. Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zum Messeauftakt in Stuttgart. Sie präsentiert neben Zahlen und Fakten zum demografischen Wandel ein Projekt unter dem Dach ihres Arbeitsgebers: Das Kompetenzzentrum Beruf & Familie Baden-Württemberg unterstützt alle Arbeitgeber von der öffentlichen Verwaltung über Unternehmen bis hin zu Non-Profit-Organisationen in Baden Württemberg dabei, passgenaue und praxisorientierte Konzepte zu entwickeln. Die Ansprechpartner verfügen nicht nur über eine hohe Expertise in punkto „Elder Care“, sondern auch in Bezug auf Zukunftsthemen wie beispielsweise „Dual Career“, der gemeinsamen Laufbahnplanung von Lebenspartnern.

Veranstaltungshinweise zur PERSONAL2013 Süd (Messe Stuttgart):

„Fit für den Veränderungsprozess – demografieorientierte Personalpolitik im öffentlichen Dienst“
Keynote-Vortrag von Dr. Carmina Brenner, Präsidentin des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg,
Dienstag, 23. April 2013, 10.10 Uhr, Halle 6, Forum „Personal & Verwaltung“

„Zeit für Zuwendung – Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“
Vortrag von Susanne Blatt-Kessler, Abteilungsleiterin Organisation- und Personalentwicklung der Landeshauptstadt Stuttgart,
Mittwoch, 24. April 2013, 12.55 Uhr, Halle 6, Forum „Personal & Verwaltung“

 

Weitere Informationen zur PERSONAL2013 Süd sind unter www.personal-sued.de erhältlich. Auch die parallel laufende Corporate Health Convention bietet konkrete Ansätze zum Thema demografischer Wandel: www.corporate-health-convention.de.
Eintrittstickets sind jeweils für beide Messen gültig.

Über die PERSONAL2013 Süd

Bereits zum vierzehnten Mal dreht sich auf der Messe PERSONAL Süd alles um die Personalarbeit in Unternehmen und Organisationen: Mehr als 280 Aussteller präsentieren vom 23. bis 24. April ihre Produkte und Dienstleistungen in den Hallen 6 und 8 der Messe Stuttgart. Personalverantwortliche, Geschäftsführer und Mitarbeiter von Personalabteilungen können sich anhand eines umfassenden Vortragsprogramm und der Themenreihe „Personal & Verwaltung“ über aktuelle Trends in der Berufspraxis informieren. können sich MeetingPoint zum thematischen Austausch unter HR-Fachleuten. Zum dritten Mal hat Süddeutschlands traditionsreiche Messe eine nördliche Ausgabe: Nach dem bewährten Erfolgskonzept widmet sich die PERSONAL2013 Nord vom 14. bis 15. Mai im CCH Hamburg der kompletten Themenpalette des Personalmanagements.

Über die Corporate Health Convention

Die Corporate Health Convention ist die Ausstellungs- und Vernetzungsplattform für das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz. Auf der dritten Europäischen Fachmesse für betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie am 23. und 24. April 2013 in Stuttgart präsentieren rund 120  Aussteller ihre Produkte und Konzepte zum Erhalt der Leistungsfähigkeit. Für das umfangreiche Programm an Vorträgen, Diskussionen und Best-Practice-Beispielen stehen drei Praxisforen zur Verfügung.

Über spring Messe Management

spring Messe Management veranstaltet Fachmessen zu den Themen Personalmanagement, Public Sector, Corporate Health und Recruiting/Karriereplanung sowie Kongresse für E-Learning und Wissensmanagement. Langjährige Messe-Erfahrung, thematische Expertise und nachhaltige Kundenorientierung machen die Veranstaltungen von spring zu etablierten Branchenplattformen. spring-Fachmessen sind ein Seismograph für neue Produkte, Ideen und Managemententwicklungen. Das Tochterunternehmen der Deutschen Messe AG ist in vier Ländern vertreten: Deutschland, Österreich, Ungarn und Russland.

 

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