Umfangreiche Praktikanten-Studie vorgestellt: Die „Neue Generation Praktikum“ ist zufrieden und mobil, hält aber überwiegend nur privaten Kontakt zum Unternehmen
Next Generation Praktikum
Berlin. Die „Neue Generation Praktikum“ in Deutschland ist außerordentlich zufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie an der bundesweit mehr als 7.500 Praktikanten teilnahmen und deren Ergebnisse nun in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Demnach waren 82 Prozent der Befragten mit ihrem Praktikum zufrieden. Am zufriedensten sind dabei die Praktikanten, die in der Pharma-Branche arbeiten – auf einer Skala von 1 (nicht zufrieden) bis 5 (sehr zufrieden) erreichten Unternehmen aus diesem Bereich eine Bewertung von 4,35.
Auf den Podiumsplätzen der Beliebtheitsskala folgen IT- und Telekommunikationsunternehmen (4,27) sowie Arbeitgeber aus dem Handelssegment (4,20). Ganz hinten liegen dagegen Medien und Marketing-Arbeitgeber, die eher schlecht bewertet werden (3,76). Initiatoren der Studie sind die Online-Jobbörse ABSOLVENTA sowie das HR-Beratungsunternehmen CLEVIS.
Praktikantengehalt im internationalen Vergleich noch gering
Zur Zufriedenheit der Praktikanten trägt die Tatsache bei, dass fast alle Arbeitsverhältnisse (94 Prozent) auch vergütet werden. Im Schnitt liegt der Verdienst in Deutschland bei 736 Euro, was im internationalen Vergleich allerdings gering ist. In den anderen europäischen Ländern werden im Mittelwert 944 Euro verdient. Die Lohntüte ist allerdings je nach Abschluss unterschiedlich gefüllt. So verdienen Männer mit Master-Abschluss durchschnittlich 829 Euro, mit Bachelor aber nur 729 Euro. Praktikantinnen erhalten übrigens jeweils 30 Euro weniger. Am meisten verdienen Praktikanten im Norden – Hamburg (832 Euro) und Bremen (790 Euro) liegen in der Gehaltsliste vorne. An letzter Stelle stehen Sachsen (543 Euro) und Thüringen (504 Euro). Zufrieden sind die Nachwuchskräfte damit allerdings nicht: Nur 43 Prozent der Studienteilnehmer halten ihr Gehalt für angemessen – bei Auslandspraktikanten liegt der Grad der Zufriedenheit in dieser Hinsicht mit 55 Prozent deutlich höher.
Weite Anreise oder Wohnortswechsel kein Hindernis
Um sich für eine spätere Anstellung zu empfehlen, nehmen Praktikanten teilweise eine lange Anfahrt auf sich. So gaben 53 Prozent der Befragten an, für ihr Praktikum gar den Wohnort gewechselt zu haben, für weitere 27 Prozent liegt der Arbeitgeber über 300 Kilometer entfernt. Die Bereitschaft, ein Praktikum im Ausland zu absolvieren, ist allerdings derzeit nicht besonders ausgeprägt. Zwar gibt jeder zweite Praktikant an, mindestens einmal für mindestens ein halbes Jahr im Ausland gelebt zu haben – allerdings absolvierte nur jeder dreizehnte dort auch ein Praktikum. Für diese sind die Schweiz, Österreich und Großbritannien die beliebtesten Arbeitsorte über die Grenzen hinaus.
Privates Netzwerk als Verbindungsglied zum Arbeitgeber
In die Festanstellung werden lediglich nur neun Prozent der Praktikanten übernommen. Im Anschluss halten die meisten trotzdem den Kontakt zum Arbeitgeber – interessant dabei: Sie bauen in ihrem Arbeitsverhältnis in erster Linie private Netzwerke auf. Das deutet auf starkes Verbesserungspotential der Unternehmen in Richtung Bindung späterer Mitarbeiter. Denn mehr als 70 Prozent der „High Potential-Praktikanten“ bleiben nur über private Kontakte in Verbindung zum Unternehmen. Alumni-Netzwerke spielen indes kaum eine Rolle, nur 17 Prozent pflegen diese im Anschluss an ein Praktikum. 23 Prozent halten nach dem Praktikum gar keinen Kontakt mehr zum Arbeitgeber.
Struktur ist wichtiger Faktor
Am wichtigsten für die Praktikanten sind Faktoren wie Networking/Teambuilding, Mentoring und Anschlusspraktika. Weniger entscheidend für die Arbeitszufriedenheit sind autonome Aufgabenbewältigung oder Welcome-Pakete. Zudem sind die meisten Nachwuchskräfte an einem strukturierten Arbeitsverhältnis interessiert. Dies wird in erster Linie Praktikanten in der Pharma-Industrie geboten. Auf einer Skala von 1 (sehr strukturiert) bis 5 (gar nicht strukturiert) erreichen Unternehmen aus diesem Segment einen Wert von 4,02, gefolgt von Handelsunternehmen (3,98) und Arbeitgebern aus der Automobil-Branche (3,96).