Was der NSA noch nicht schafft: Gerhard Winkler fühlt am Puls der Bewerber
Bewerber-Chat vom 7. Oktober 2014
Gerhard Winkler berät Bewerber, leitet Workshops und veröffentlicht Tipps, Handreichungen und Bücher seit 1997. Seine öffentliche Chat-Stunde: stets am ersten Dienstag im Monat von 19 bis 20 Uhr. Mehr dazu auf jova-nova.com.
Seine wöchentlichen Online Chats sind wie Recruiting-Lesestunden: Hier kommen die Sorgen und Unsicherheiten der Bewerber ans digitale Tageslicht, doch auch Personaler können beim Mitlesen verstehen, wo den Kandidaten der Schuh drückt.
Gerhard Winkler: Hallo, Gast101, GastH1234 und Daniel! Hallo, juna! Hallo, ignacio! Hallo, Bewerber29! Schön, dass Sie heute Abend zum Chat gekommen sind! Hallo, BC8!
Gerhard Winkler: Wenn Sie noch an Ihren ersten Fragen feilen, dann habe ich ein paar Fragen an Sie! Stehen Sie derzeit alle im Bewerbungsprozess?
ignacio: Ja, ich befinde mich derzeit im Bewerbungsprozess.
Gerhard Winkler: Wie kann ich Ihnen mit meinem Rat helfen?
ignacio: Hallo Herr Winkler!
Gerhard Winkler: Lieber Ignacio, wie ist das Feedback auf Ihre Bewerbungen?
ignacio: Bisher habe ich eine Absage erhalten 🙁
Gerhard Winkler: Können Sie die nachvollziehen?
ignacio: Ich habe mich per Email nach den Absagegründen erkundigt und es hieß: „… In Ihrem Fall gab es andere Kandidaten, die von ihrem Gesamtbild besser auf die Stelle gepasst haben.“ So richtig schlau wurde ich daraus nicht. Vielleicht haben Sie ja eine passende Interpretation?!
Gerhard Winkler: Natürlich müssen sich Jobanbieter bedeckt halten. Die gesetzlichen Fallstricke machen es Personalern unmöglich, Absagen zu erläutern. Doch man kann trotz allem anrufen, kurz sein Profil umreißen und nachfragen: Ich möchte meine Chancen bei künftigen Bewerbungen verbessern. Was genau hat nicht überzeugt?
ignacio: Schade, Ihr Tipp zu fragen, was genau nicht überzeugt hatte, kommt leider zu spät. Ich habe mich für die Auskunft bedankt und darauf hingewiesen, dass ich mich auf eine andere Stelle bewerben werde. Ich wollte nicht „nervig“ wirken, indem ich ständig nachgehakt hätte…
Gerhard Winkler: Lieber Ignacio, wenn man freundlich fragt, wenn man die Grenzen der Auskunftfreudigkeit des Anderen respektiert, dann ist es auch nicht schlimm, wenn man als Bewerber ein bisserl nervt. Ihnen fehlt was: Ein Job. Die anderen haben Jobs. Also dürfen Sie bei denen mit Fug und Recht vorsprechen und nachhaken.
GastH1234: Hallo Herr Winkler, erstmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Ich bin mit Ihrem Bewerbungsservice stets zufrieden gewesen. Großes Lob hierfür. Meinem Unternehmen geht es zurzeit nicht gut und es kann unter Umständen zu Entlassungen kommen. Nun habe ich eine interessante Stelle gefunden. Ich kenne den Abteilungschef flüchtig, da wir, glaube ich, kurzen E-Mail-Kontakt hatten und ich ihn auch in meiner XING-Kontaktliste habe. Wir haben, wie es in unserer Branche üblich ist, uns auch in der kurzen Zeit geduzt. Duze ich dann in der Bewerbung auch oder muss das Anschreiben förmlich ablaufen? Ich gehe nicht davon aus, dass er sich wirklich an mich erinnert. Und wie mache ich demjenigen klar, dass ich meine Bewerbung vertraulich behandelt haben will, da ich ja aktuell ungekündigt bin?
Gerhard Winkler: Hallo, H1234 … schade, dass Sie sich wieder verändern müssen. Ob Sie sich per Du in einer Mail beim Personaler melden, das hängt ein bisschen von Ihrem Alter und von der Branche ab. Werbung, IT … bestimmte naturwissenschaftliche Berufszweige … da ist das Du schon üblich. Auf der sicheren Seite sind Sie mit einer höflichen Anrede … Sie können ja, wenn der Kontakt wieder etabliert ist und man Sie duzt, sofort wieder umschalten.
Thema Vertaulichkeit: Am Schluss des Anschreibens (im letzen Absatz) formulieren Sie ganz unbefangen: Ich bewerbe mich aus ungekündigter Stellung und bitte um vertrauliche Behandlung meiner Unterlagen.
GastH1234: Vielen Dank für Ihre Antwort. Ich werde mich dann wohl die sichere Variante wählen, da die Bewerbung sicher auch erstmal über die Personalabteilung geht.
Gerhard Winkler: Dann würde ich immer „Sie“ wählen. „Du“ wirklich nur, wenn etwas direkt an einen Empfänger geht, mit dem man die Anredeform geklärt hat.
Gast101: Macht es Sinn, vor einer Bewerbung anzurufen? Manche Ratgeber meinen, der Personaler würde sich dann bei der Bewerbung erinnern, was vorteilhaft wäre.
Gerhard Winkler: Für bestimmte Berufsgruppen ist es geradezu ein Muss, auf eine Stellenofferte telefonisch zu reagieren. (Eine Verkaufskanone und ein Vertriebsgenie denken aber auch nicht darüber nach, ob es gut und sinnvoll ist, zum Hörer zu greifen … obwohl, ich bin gerade nicht in Stimmung und ich stottere bestimmt vor Angst und meine Mama hat mir eingeschärft, man soll keine Fremden ansprechen.) – Sie merken, es ist besser gleich anzurufen, statt lange hin und her zu überlegen!
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Personaler oder Jobanbieter frostig bis abweisend reagieren … rufen Sie an!
Gast101: Mit Verkaufs- und Vertriebsgenie kann ich leider nicht dienen. Danke, dann werde ich all meinen Mut zusammennehmen und zum Hörer greifen.
Gerhard Winkler: Bevor Sie anrufen: Schreiben Sie IN EINFACHER SPRACHE und in nur drei, vier kurzen Sätzen auf: Ihr Name. Ihr Beruf. Ihre Spezialität. (Das ist das, was Sie in beruflicher Hinsicht besonders charakterisiert und auszeichnet.) Schließen Sie mit der Frage, ob Ihr Profil für den Jobanbieter interessant ist.
GastH1234: Eine Frage noch zum Thema Englisch: Ich kann relativ gut verstehen und schreiben. Im Sprechen fühle ich mich nicht so wohl. Ich habe dafür extra einen Sprachkurs gemacht und dafür auch ein Zertifikat, welches allerdings schon stark geschönt ist vom Institut. Inwiefern mache ich in der Bewerbung klar, dass meine Englischkenntnisse womöglich nicht den Erwartungen entsprechen. In der Stellenausschreibung sind keine Englischkenntnisse extra aufgelistet. Und was bedeutet eigentlich erste Berufserfahrung? Ich bin ohne Praktika jetzt bei knapp 1 1/2 Jahren Berufsleben nach der Uni.
Gerhard Winkler: Ihre Englischkenntnisse sind zertifiziert. Ihr Selbstwertgefühl ist es offensichtlich nicht. Notieren Sie den Level Ihrer „offiziell verbrieften“ Sprachkenntnisse im Lebenslauf. Zum Beispiel „A1 – Englisch in Wort und Schrift“. Ansonsten thematisieren Sie Ihr Englisch nicht! Im Jobinterview schneiden Sie das Thema ebenso auf keinen Fall von selbst an.
GastH1234: Naja, mein Karriereplan sieht eine berufliche Veränderung jetzt eigentlich noch nicht vor, aber ich will für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Wenn es so weit ist, dann werde ich mich natürlich noch mal bei Ihnen bzgl. einer Optimierung melden. Wie viel Zeit muss ich bei Ihnen einplanen?
Gerhard Winkler: Bitte frühzeitig buchen – ich habe so viel um die Bewerbungsberaterohren.
ignacio: Kann ich mich auf eine Stelle bewerben, auch wenn ich während des Studiums keinen 4-monatigen Auslandsaufenthalt hatte? Dies war eine der Voraussetzungen. Ich habe aber während meiner „Arbeitszeit“ regelmäßig Englisch gesprochen (u.a. Verhandlungs- oder Briefinggespräche). Wie kann ich das im Anschreiben gut formulieren?
Gerhard Winkler: „Zu meinen täglichen Aufgaben gehörten A, B, C sowie Verhandlungen und Briefings auf Englisch.“
ignacio: Kann es sein, dass etwas in Ihrem Satz fehlt?? „Zu meinen täglichen Aufgaben gehörten ??? sowie Verhandlungen und Briefings auf Englisch.“
Gerhard Winkler: Der Satz könnte so aussehen: „Zu meinen täglichen Aufgaben gehörten die Ansprache und Betreuung von Kunden, die Abstimmung mit der Produktion und dem Produktmanagement sowie das Verhandlungen und Briefings auf Englisch.“
ignacio: Ich habe mein Fahrzeugbaustudium nicht abgeschlossen; wie kann ich das am Besten begründen, wenn ich darauf angesprochen werde – ich bewerbe mich zudem bei einem Automobilkonzern. Meine wahren Gründe waren, dass mich bestimmte Fächer nicht interessiert haben bzw. einige einfach zu schwer waren. „…entsprach nicht meinen Interessen/Vorstellungen“.. so vielleicht??
Gerhard Winkler: Im Anschreiben braucht man so etwas nicht zu begründen. Im Jobinterview würde ich einfach die Wahrheit sagen. Die Wahrheit ist immer konkret und nachvollziehbar. „Entsprach nicht meinen Vorstellungen“ ist eine offenkundige fromme Lüge. Beim Flunkern und sich Herausreden würde ich mich als Bewerber nicht erwischen lassen.
ignacio: Bis zu wie vielen Jahren in die Vergangenheit gehe ich mit Angaben/Zeugnissen im Lebenslauf zurück? Ich habe ein Praktikumszeugnis aus dem Jahr 2004. Ich persönlich würde dieses gern im Lebenslauf erwähnen, da es zu „meinem Bereich“ gehört. Generell: Muss ich alle Zeugnisse aufweisen, auch wenn sie für die Stellenausschreibung eigentlich nichts bringen? Sie gehören bloß zu den Aktuellsten.
Gerhard Winkler: Ich würde aktuelle Arbeitszeugnisse immer mitliefern … vielleicht gehen Sie zehn Jahre zurück. Und ich würde mir immer die Freiheit nehmen, Dokumente mitzugeben, die ich für wichtig und aufschlussreich halte.
DM: Bewerbungsunterlagen: Ist es besser, mehrere Unterlagen in einer einzigen (pdf-) Bewerbungsmappe mit Inhaltsverzeichnis, Deckblatt, Anschreiben, Projekterfahrung und Zeugnisse, Zertifikate zusammenzufassen oder die Dateien getrennt zu versenden?
Gerhard Winkler: Kein Inhaltsverzeichnis. Kein Deckblatt. In der Papierbewerbung kommen die Nachweise, Zertifikate nach Relevanz und chronologisch geordnet nach dem Lebenslauf. Für eine Mail- oder Online-Bewerbung würde ich alle Zugaben in einem großen PDF bündeln.
DM: Hallo Herr Winkler, ich wollte mich über die Services informieren. Das Winkler Kurz-Check – wie lang dauert die Überprüfung, wann kann ich mit dem Ergebnis rechnen?
Gerhard Winkler: Theoretisch und praktisch nur 24 bis 48 Stunden – ich bin nur gerade dabei, 6 Tipps für einen Auftraggeber zu produzieren … also eher 48 Stunden.
DM: Herr Winkler, wie läuft das Persönlichkeitscoaching für Leistungsempfänger ab? Sind Sie dafür bei der Arbeitsagentur zertifiziert?
Gerhard Winkler: Bin (noch) nicht zertifiziert, komme nicht dazu …
ignacio: Ich habe ein paar Fragen zu Ihren Serviceleistungen:
1. Werden die Kosten für das Workshop am Samstag 25.10. von der Arbeitsagentur bzw. vom Jobcenter übernommen?
2. Ich habe drei Bewerbungsanschreiben, die ich gerne von Ihnen im Rahmen des Kurz-Checks überprüfen lassen möchte. Zwei davon adressieren denselben Empfänger – das erste Anschreiben ist so aufgebaut, wie Sie es, nachdem ich Ihre Tipps gelesen habe, nicht empfehlen würden. Allerdings finde ich es gut so und bin mir unsicher, ob ich es nicht doch so abschicken sollte. Das zweite Anschreiben habe ich nach Ihren Tipps umgeschrieben (soweit mir das gelungen ist). Das dritte Anschreiben soll eine Initiativbewerbung werden bzw. eines, das mich und meine Fähig-/Fertigkeiten beschreibt. Wie fallen die Kosten aus, wenn ich diese von Ihnen prüfen lassen möchte?
Vielen Dank!
Gerhard Winkler: Zu 1. Eher nicht, weil ich keinen von der Agentur zertifizierten Bewerbungsservice habe. (Habe einfach keine Zeit, mich zertifizieren zu lasen …)
Zu 2. Sie machen mich aber gespannt auf Ihre Anschreiben! Nur, weil ich bestimmte Schreib-Strategien für nicht besonders zweckdienlich halte, heißt es nicht, dass man damit keinen Erfolg hat. Jobanbieter sind es gewohnt, die im Dickicht der Floskeln versteckten Kompetenz- und Leistungsperlen zu finden. Alle drei Anschreiben sind im Check inklusive …
juna: Hallo Herr Winkler. Ich befinde mich gerade am Ende meines Studiums und beginne mich zu bewerben. Ich habe alle Module abgeschlossen und warte sozusagen nur noch auf die Korrektur meiner Abschlussarbeit. Wann ich also definitiv fertig bin, ist unsicher. Ich kann höchstens angeben, wie lange dieses Semester maximal noch dauert. Ich bin unsicher, inwiefern ich dies im Anschreiben formulieren soll, wenn ich mich auf Stellen bewerbe, die ein abgeschlossenes Studium fordern. Bezeichne ich mich noch als Studentin der Fächer … oder schreibe ich von meinem fast abgeschlossenen Studium? Außerdem wurde mir geraten, auch in Stellenangeboten für feste Stellen zu erwähnen, dass ich auch bereit wäre, mit einem Praktikum einzusteigen. Wie formuliere ich das? Und ist das wirklich so sinnvoll?
Gerhard Winkler: Sie sind fertig. Das Studium ist zu Ende. Wann Sie Ihr Zeugnis erhalten, ist nicht so wesentlich. Wichtig ist doch: Sie können ab sofort. Das vermitteln Sie. Sie bewerben sich doch als Einsteigerin auf ausgeschriebene Stellen? Wenn Sie da noch hinzufügen, dass Sie auch gern ein Praktikum machen, schwächen Sie Ihre Position.
Rufen Sie doch immer dann an, wenn Sie eine Absage erhalten, haben und bringen Sie sich für ein Praktikum ins Gespräch. Oder bewerben Sie sich gleich für ein Praktikum, wenn der Jobmarkt zurzeit für Sie ein bisschen eng ist
juna: Außerdem wollte ich nachfragen, was ich beachten sollte, wenn ich mich auf zwei verschiedenen Stellen im selben Unternehmen bewerben möchte. Natürlich variiere ich meine stärksten Argumente im Anschreiben. Muss ich ansonsten versuchen, im Lebenslauf bei beiden Bewerbungen alle Stichpunkte aufzunehmen, damit ich alles Relevante für beide Stellen drin habe? Oder ist es in Ordnung, wenn auch der Lebenslauf dementsprechend variiert? Darf ich andererseits in beiden ähnliche Argumente im Anschreiben verwenden?
Gerhard Winkler: Liebe Juna, ich aktualisiere von Zeit zu Zeit Lebensläufe meiner Kunden, aber ich passe während einer Jobfindungsphase einen Lebenslauf nie auf unterschiedliche Offerten an. Der Lebenslauf bilanziert die Lebens-, Lern-, Jobleistung. Leistung ist universell. Warum sollte man da noch akzentuieren? Auf die Stelle genau zu argumentieren, das macht man doch im Anschreiben!
ignacio: Angeknüpft an junas Frage: Ich möchte mich auch auf mehrere Stellen in einem Unternehmen bewerben. Da ich nicht weiß, ob derselbe oder ein anderer Personaler die Bewerbungen prüft, muss ich das Anschreiben immer wieder neu anpassen. Erwähne ich, dass ich mich auch für eine andere Stelle im Unternehmen beworben habe? Wirkt es nicht komisch, wenn ich in jedem Anschreiben erwähne, „wie toll der Job zu mir, und ich zum Unternehmen passen würde“ (mal kurz gesagt) ?
Gerhard Winkler: Warum fassen Sie als Bewerbungsmotivation nicht zusammen, wie der Arbeitgeber von Ihrer Mitarbeit profitiert?
Gast101: Ich habe vor knapp drei Jahren bei meinem aktuellen Arbeitgeber angefangen. Nun suche ich wieder. Grund ist das Betriebsklima. Bereich ist IT. Wie kann ich im Gespräch reagieren, wenn das Thema darauf kommt? Bisher habe ich so argumentiert, dass der Anteil an Anwendersupport sehr hoch ist (was auch stimmt) und ich mich daher anderweitig umsehe. Für mich als Serveradmin ist das schon etwas berufsfremd. In welche Richtung könnte ich das besser argumentieren?
Gerhard Winkler: Sie haben recht, Ihr Unbehagen am Betriebsklima zu verschweigen. Ihre Darstellung ist absolut nachvollziehbar. Sie könnten auch aufführen, was Ihre Zuständigkeiten der letzten drei Jahre sind und darauf verweisen, dass sich da eine gewisse Routine eingepegelt hat. Und Sie wollen sich ja doch beruflich weiterentwickeln …
Gast101: Die berufliche Weiterentwicklung hatte ich auch schon im Sinn. Da wird dann die Bemerkung kommen, dass das ja im neuen Job genauso sein könnte/wird. Zumal wenn das Aufgabenfeld im neuen Job nicht dramatisch erweitert ist.
Gerhard Winkler: „Es ist ein bisschen unfair gegenüber meinem Arbeitgeber, aber ich habe Ihre Winklerwerke schon ein bisschen länger in meinem Fokus. Ich halte Sie für die bessere Firma.“
DM: Noch eine Frage, Herr Winkler, ich möchte das mein letzter Arbeit- bzw. Auftraggeber mein Arbeitszeugnis überarbeitet/vervollständigt. Mittlerweile hat das Unternehmen Konkurs angemeldet.
1. Lohnt es sich dennoch, auf der Arbeitszeugnisänderung zu beharren?
2. Die Website hat mittlerweile ein Baustellenlogo und die Firmen-Rufnummer ist nicht mehr erreichbar, nur die E-Mail zur Kontaktaufnahme existiert auf der Webseite.
3. Der Arbeit-/Auftraggeber ist mir gegenüber negativ aufgestellt. Lohnt es sich dennoch, dieses Zeugnis in den Unterlagen aufzuführen?
Gerhard Winkler: Solange die Firma rechtlich existiert, hat sie eine Postadresse. Und solange kann man einen Anwalt damit beauftragen, Dampf zu machen. Ein mieses Zeugnis kann langen, langen großen Schaden für Ihre Karriere bewirken
DM: Habe für einen Auftraggeber verschiedene Rollen übernommen: 1. Extern als Berater, der Unternehmen berät und 2. Intern als Mitarbeiter mit Kunden des Unternehmens verhandelt, quasi als Mitarbeiter des Unternehmens. Wie soll ich dies unter dem Punkt Projekt-/Berufserfahrung besser spezifizieren (nicht im Lebenslauf, sondern unter ausführlicher Darstellung Punkt: Projekt- und Berufserfahrung), wenn ich zwei Rollen (externe als Beratung des Unternehmens und interne als Mitarbeiter) beschreibe. Wirkt es für den Personaler eher verwirrend? Sollte ich meine Tätigkeiten eher konkret als externer Berater oder interner Mitarbeiter beschreiben??
Gerhard Winkler: Wurden Sie tatsächlich parallel als freiberuflicher Mitarbeiter und als Angestellter gehalten? Auch das kann man im Lebenslauf noch gut darstellen.
Is7: Hallo Herr Winkler, erst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen und wertvolle Tipps rund um die Bewerbung geben. Ich bin seit einigen Jahren als Freelancer im PR-Bereich tätig und möchte nun wieder in eine Festanstellung. Wie soll ich das in einem Vorstellungsgespräch am besten verkaufen?
Gerhard Winkler: Sie haben zu wenig Aufträge./Sie verbrauchen zu viel Zeit für die Akquisition./Sie vereinsamen im Home Office./Sie können exzellent texten, aber nur schlecht Preise verhandeln. Deshalb möchten Sie in einem Unternehmen arbeiten, das Sie besser vermarktet, als Sie es selbst können (Ich merke, das wäre keine gute Eigen-PR). Wie immer in kniffligen Fällen: Man kann es auch mit der Wahrheit versuchen.
Bewerber29: Schönen guten Abend, Herr Winkler! Ich möchte mich vor allem bei Ihnen für die sehr ausführlichen Tipps bedanken! Meine schriftliche Bewerbung hat innerhalb kürzester Zeit zu drei Einladungen geführt. Mit Ihren Ratschlägen gehe ich auch etwas sicherer in die Gesprächsrunden. Meine Frage wäre, inwieweit sich das Buch Anders Antworten und das E-Book Was für Fragen unterscheiden?
Gerhard Winkler: Danke für die Blumen. Was für Fragen ist eine kurze F&A-Parade zum Anregen, Nachdenken, Eigene-Varianten-ausprobieren. Sich auf ein Gespräch vorbereiten kann man mit In zwei Stunden Jobinterview.
GastH1234: Ach falls noch Zeit ist: Ich arbeite jetzt 1 1/2 Jahre im Unternehmen. Was wäre eine mögliche Begründung für den Jobwechsel, wenn dieser betriebsbedingt geschieht? Ich kann ja nicht im Vorstellungsgespräch sagen, dass ich gerne dort weiter gearbeitet hätte, aber es eben nicht ging.
Gerhard Winkler: Nach anderthalb Jahren zu wechseln braucht eine besonders gute Begründung. Werden Sie betriebsbedingt gekündigt?
GastH1234: Ich weiß es nicht, wie es mit dem Unternehmen weiter geht bzw. ob Kürzungen geplant sind und ob ich überhaupt betroffen bin. Wenn ich gekündigt werde, dann nur aus betrieblichen Gründen, da mein Chef sehr zufrieden mit mir ist und ich denke auch ein sehr gutes Zeugnis bekomme. Nur ist es halt für das Jobinterview schwierig zu erläutern. Auf der anderen Seiten arbeite ich im Onlinebereich und dort sind zeitige Wechsel „normal“.
Gerhard Winkler: Sie fürchten um Ihren Arbeitsplatz. Da ist es doch legitim, sich zu verändern. Sagen Sie, was Sache ist!
GastH1234: Aber ich will ja nicht, dass mein potenzieller Arbeitgeber denkt, dass es an mir liegt. Oder kann man in diesem Falle sagen, dass es dem Unternehmen nicht gut geht, auch wenn man eine Vertraulichkeitserklärung unterschrieben hat?
Gerhard Winkler: Mit einem Zwischenzeugnis kann man belegen, dass man eine wertvolle und leistungsstarke Kraft ist. Wie wäre es mit dieser Begründung: Mein Arbeitgeber weiß, er kann auf meine Erfahrung, meinen Einsatz und meine Leistungsfähigkeit bauen. Er signalisiert mir das auch deutlich. Ich komme abe rlangsam in das Alter, wo ich denke, dass ich auch ein bisschen mehr an Jobsicherheit brauche.
Bewerber29: Eine Frage hätte ich noch. Am Wochenende ist hier in Berlin eine Jobmesse. Was sollte ich außer einer Visitenkarte und meinem Lebenslauf im Kopf dorthin mitnehmen, um es den Firmen zu hinterlassen? Etwas spezielles oder nur meinen Lebenslauf?
Gerhard Winkler: Lebenslauf, Visitenkarte: das reicht vollkommen! Konzentrieren Sie sich darauf, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu überzeugen!
juna: Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Gerhard Winkler: Vielen Dank, dass Sie mitgemacht haben!
Is7: Vielen Dank für Ihre Empfehlung. Ich denke ich werde mich zeitnah noch einmal bei Ihnen hinsichtlich eines Checks der Bewerbungsunterlagen melden. Ich finde ihr Angebot sehr ansprechend. Vielen Dank und allen einen schönen Abend
Gerhard Winkler: Bonne nuit et bonne chance!
Ich schreibe für den verständigen Leser. Halten Sie bitte auch mich auf dem Laufenden: über den Jobmarkt, über Ihre Bewerbungswege, Erfahrungen, Abenteuer und Erfolge. Was vermissen Sie auf jova.nova.com? Was sehen Sie anders? Ich freue mich über Ihr Feedback!