Ruhestand und Arbeiten?
Ein Gastbeitrag von Marion Kopmann, Geschäftsführerin von MASTERhora
Immer mehr Ruheständler wollen weiterhin beruflich aktiv sein. Doch welche innovativen Lösungen zum Thema „Erwerbstätigkeit und Ruhestand“ gibt es von den Unternehmen, Personalvermittlern und Demografie-Beauftragten wirklich?
Es ist interessant, sich einmal ganz bewusst vor Augen zu führen, wie Senioren in der Werbung, auf Plakaten und Broschüren dargestellt werden: alte Männer mit Spazierstock auf der Bank sitzend, Frauen mit Rollator, das strahlende 3.-Zähne-Lächeln oder Pflegebedürftige im Altenheim etc. Das prägt unser Altenbild und reduziert es auf rein private und äußerliche Aspekte.
Aber das, was einen beruflich erfahrenen Menschen ausmacht, bleibt – zumindest äußerlich – meist unsichtbar: seine Lebenserfahrung, sein über viele Berufsjahre aufgebautes Fachwissen, seine Kompetenzen im Umgang mit Problemen und in der Zusammenarbeit mit anderen, seine Fähigkeiten unterschiedliche Informationen in Bezug zueinander zu setzen und vor seinem Erfahrungshintergrund zu bewerten. Das alles hört nicht auf zu existieren, nur weil jemand den „letzten Arbeitstag“ ausruft. Ganz im Gegenteil, eine Studie des BMFSFJ zeigt, dass 61% der aktuellen Rentner und 70% der zukünftigen Rentner sich eine Weiterbeschäftigung in Form einer Erwerbstätigkeit und/oder eines bürgerschaftlichen Engagements vorstellen können.
Da müssten die „demografie-geplagten“ Unternehmen, die sich im „war for talents“ behaupten sollen, doch eigentlich beruhigt aufatmen: das Wissen einer ganzen Generation (noch dazu geburtenstarker Jahrgänge) geht nicht von einem Tag auf den anderen mit Rentenbeginn verloren, es steht noch zur Verfügung, man kann es noch anzapfen und einsetzen. Doch schaut man genauer in die Unternehmen, sind viele HR-Verantwortliche zeitlich restlos damit beschäftigt, Nachwuchsmarketing zu betreiben oder Experten teuer von der Konkurrenz abzuwerben. Für Ältere setzt man Programme rund ums Thema Gesundheit/Prävention auf. Da ist es wieder, das eingangs beschriebene, äußerlich geprägte Altenbild. Das ist jedoch zu kurz gesprungen. Denn es geht in der Wirtschaft, aber auch in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft nicht vordergründig nur um den Erhalt physischer Einsetzbarkeit, sondern um die Weitergabe von Wissen, Kompetenzen, Kontakten und Erkenntnissen.
In vergangenen Jahrhunderten holte man sich Rat bei den Alten, bei den Weisen, oder man ging in eine Bibliothek, in der das Wissen der Väter wohl sortiert aufbewahrt wurde. Heute haben wir eine so gut ausgebildete Generation im Ruhestand wie noch nie, die unermessliche Erfahrungswerte mit nach Hause nimmt. Wer „sortiert“ diese klugen Köpfe? Wie kommt man an sie noch heran? Teilweise fangen Großunternehmen an, eigene Ehemaligen-Netzwerke aufzubauen und ihre Ruheständler – zumindest die im „Unruhestand“ – für Projekte, Überbrückungen, interne Schulungen etc. wieder einzusetzen. Denn nicht jedes Wissen kann kurzfristig im Unternehmen aufgebaut werden oder durch die nachrückende Generation überhaupt abgebildet werden – es gibt Prozess-, Material-, Organisationswissen, das heute gar nicht mehr gelehrt wird, aber das zum Funktionieren des Unternehmens, das auf diesen „alten“ Systemen aufgebaut wurde, noch unerlässlich ist. Wo findet man es wieder?
Hier sind neue, praktikable Lösungen gefordert im Zusammenspiel von Unternehmen, Ruheständlern und Demografie-Beauftragten. Genau dafür haben wir MASTERhora entwickelt, eine zukunftsweisende Wissens- und Businessplattform, auf der sich Fach- und Führungskräfte a. D. mit ihren Kompetenzen präsentieren. Unternehmen können dort nach den Branchen- oder Fachkenntnissen suchen, die sie brauchen, oder ihre eigenen ehemaligen Experten nachhaltig an sich binden. Unsere Vision ist es, dass aus Wertschätzung für das Wissen der älteren Generation, Wertschöpfung für die aktuelle Generation in den Unternehmen wird.