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Fast jede dritte Stelle wird über persönliche Kontakte besetzt

Judith Czepek
Judith Czepek

29 Prozent aller Neueinstellungen kommen über die Nutzung persönlicher Kontakte zustande. Stellenangebote in Zeitungen und Zeitschriften bringen Arbeitgeber und neue Mitarbeiter bei 14 Prozent der Neueinstellungen zusammen. Ebenfalls bei 14 Prozent der Neueinstellungen führen die Dienste der Bundesagentur für Arbeit einschließlich ihrer Internetangebote zur Stellenbesetzung. Dies zeigt die IAB-Stellenerhebung, eine regelmäßige Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Zwölf Prozent der Stellen werden über andere Internet-Jobbörsen als die der Bundesagentur für Arbeit besetzt, elf Prozent über Stellenangebote auf den eigenen Internetseiten der Arbeitgeber, zehn Prozent über Initiativbewerbungen oder Bewerberlisten. Andere Besetzungswege spielen dagegen eine vergleichsweise kleine Rolle.

Akademiker werden am häufigsten über Internet-Jobbörsen eingestellt. Bei ihnen stehen die persönlichen Kontakte erst an zweiter Stelle. Bei Personen mit mittlerer Qualifikation sind persönliche Kontakte und die klassischen Stellenangebote in Zeitungen und Zeitschriften die dominierenden Besetzungswege. Bei ungelernten Arbeitskräften folgen nach den persönlichen Kontakten die Dienste der Bundesagentur für Arbeit.

Rund eine Million offene Stellen im vierten Quartal 2015

Im vierten Quartal 2015 gab es 1,038 Millionen offene Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt, zeigt die IAB-Stellenerhebung. Das sind 58.000 mehr als vor einem Jahr und 158.000 mehr als im dritten Quartal 2015.

810.000 offene Stellen waren dabei in Westdeutschland zu vergeben. In Ostdeutschland suchten die Betriebe 228.000 neue Mitarbeiter.

 

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Fazit des IAB-Kurzberichts

Im Fokus dieses Kurzberichtes stehen die Rekrutierungswege von Betrieben bei der Personalsuche in Zeiten anhaltend guter Beschäftigungsentwicklung und die Frage, wie viel Zeit sie benötigen, um neue Mitarbeiter für ihre offenen Stellen zu finden.

 

Im Jahr 2015 war der persönliche Kontakt bzw. die Empfehlung über eigene Mitarbeiter erneut der erfolgreichste Weg bei Stellenbesetzungen. Die Entwicklung und Pflege persönlicher Netzwerke sind also für Arbeitgeber nach wie vor eine wichtige Investition, die sich bei der Personalsuche lohnen kann. Aber auch für Arbeitsuchende haben Netzwerke eine hohe Relevanz: Es kann hilfreich sein, (ehemaligen) Kollegen, Bekannten und Freunden von einer Arbeitsplatzsuche oder dem Wunsch, die Stelle zu wechseln, zu berichten, um Hinweise auf passende Stellenangebote zu erhalten (Granovetter 1995).

 

An zweiter Stelle unter allen Besetzungswegen standen gleichauf die Vermittlungsdienste der BA sowie das klassische Inserat in Zeitungen und Zeitschriften.

 

Die Nutzung der drei genannten Wege nahm mit steigenden Qualifikationsanforderungen der Stellen ab. Dagegen gewann das Internet bei der Suche nach Bewerbern mit höheren Qualifikationen deutlich an Relevanz. So gehörten bei Akademikern die Internet-Jobbörsen zu den meistgenutzten und auch zu den erfolgreichsten Suchwegen.

 

Die Suche nach Fachkräften nahm deutlich mehr Zeit in Anspruch als die nach ungelernten Arbeitskräften. Dabei zeigt sich, dass die Arbeitgeber die vergleichsweise lange Suchdauer bei Stellen für (Hoch-) Qualifizierte inzwischen besser antizipieren und von vornherein eine längere Personalsuche einplanen. Bei Stellen für Ungelernte dagegen wird die Dauer der Personalsuche öfter unterschätzt. Eine annähernd realistische Planung der Personalsuche, sowohl im Hinblick auf geeignete Suchwege als auch im Hinblick auf die zu kalkulierende Dauer der Suche, ist aber eine wichtige Voraussetzung für die rechtzeitige Stellenbesetzung und die Vermeidung möglicher Kosten, die durch eine unbesetzte Stelle entstehen können.

 

Verbessertes Hochrechnungsverfahren

Die Arbeitsmarktforscher setzten bei der IAB-Stellenerhebung im vierten Quartal 2015 erstmals ein neues, verbessertes Hochrechnungsverfahren ein. Um die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots auch weiterhin konsistent im Zeitverlauf abbilden zu können, wurde das neue Hochrechnungsverfahren rückwirkend auf die gesamte Zeitreihe ab dem Jahr 2000 angewendet. An den jeweiligen Zu- und Abnahmen der Zahl der offenen Stellen im Zeitverlauf hat sich dadurch nur wenig geändert, für die Zeitreihe insgesamt ergab sich eine Abwärtsrevision.

Angaben von rund 13.000 Arbeitgebern

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im vierten Quartal 2015 wurden Antworten von 13.000 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche ausgewertet. Ein IAB-Kurzbericht mit den Ergebnissen zu den Besetzungswegen steht unter http://doku.iab.de/kurzber/2016/kb0416.pdf im Internet, die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen sind unter http://www.iab.de/stellenerhebung/daten online veröffentlicht. Ein IAB-Forschungsbericht mit einer detaillierten Beschreibung des neuen Hochrechnungsverfahrens ist abrufbar unter http://doku.iab.de/forschungsbericht/2016/fb0416.pdf.

 

 

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
Pressestelle: Wolfgang Braun, Miriam Dreschel, Sophia Koenen
Weddigenstraße 20-22, 90478 Nürnberg
Telefon (0911) 179-1946
E-Mail presse@iab.de

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