Deutschlands PISA-Ergebnisse stabil über dem OECD-Durchschnitt
Leistungszuwachs hat in den vergangenen Jahren abgenommen, teilweise zeichnet sich eine rückläufige Tendenz ab – Chancengleichheit hat sich verbessert, bleibt aber eine Herausforderung
Schülerinnen und Schüler in Deutschland erzielen in allen von PISA getesteten Bereichen Ergebnisse leicht über dem OECD-Durchschnitt. Der Abstand zu den PISA-Spitzenreitern in Asien und Europa bleibt aber weiterhin groß. Gleichzeitig hat der Leistungszuwachs in den vergangenen Jahren abgenommen, teilweise zeichnet sich eine rückläufige Tendenz ab. Die Chancengleichheit hat sich verbessert, bleibt aber eine Herausforderung. Dies geht aus den Ergebnissen der PISA-Erhebung 2015 hervor, die heute veröffentlicht wurden.
Im Schwerpunktbereich Naturwissenschaften liegen die Leistungen der 15-Jährigen in Deutschland weiter über dem OECD-Schnitt und haben sich gegenüber 2006, als die Naturwissenschaften das letzte Mal PISA-Schwerpunkt waren, kaum verändert. Die deutschen Ergebnisse sind vergleichbar mit denen in Korea, Neuseeland, Australien, Großbritannien oder der Schweiz. Sie reichen aber nicht an den Leistungsstand der PISA-Spitzenreiter Singapur, Japan, Estland, Finnland oder Kanada heran.
Der Bericht zeigt, dass bei PISA erfolgreiche Länder hohe Erwartungen an alle Schülerinnen und Schüler stellen. Sie konzentrieren sich auf guten Unterricht und investieren ihre Ressourcen vor allem in Schüler und Schulen mit schwierigen Rahmenbedingungen. All dies auf Basis einer kohärenten und langfristigen Strategie.
Aus der Studie geht auch hervor, dass die Welt nicht länger in reiche, gut ausgebildete und arme, schlecht ausgebildete Länder geteilt ist: So erzielen etwa in Vietnam die 10 Prozent der am meisten benachteiligten Schüler Ergebnisse, die dem OECD-Durchschnitt entsprechen.
Während der PISA-Spitzenreiter Singapur und das von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelte Portugal im vergangenen Jahrzehnt den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler in Naturwissenschaften kontinuierlich verbessern konnten, sind die Ergebnisse in Deutschland allenfalls stabil, mit einer leicht rückläufigen Tendenz. Ein ähnliches Bild zeigt sich für Mathematik. Im Bereich Leseverständnis haben sich die Leistungen in Deutschland in den vergangenen Jahren dagegen signifikant verbessert.
Erfreulich ist auch die Entwicklung bei der Chancengleichheit. Hier hat sich bei den Naturwissenschaften der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg in den vergangenen Jahren abgeschwächt, bleibt aber weiter deutlich über dem OECD-Schnitt. Gleichzeitig hat sich der Anteil von Schülern, die trotz nachteiliger sozialer und wirtschaftlicher Voraussetzungen sehr gut abschneiden, deutlich erhöht.
„Größere Chancengerechtigkeit in der Bildung ist nicht nur eine Herausforderung an die soziale Gerechtigkeit, es ist auch ein Weg, das Potential von Menschen besser zu nutzen“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría. „Ein höherer Bildungsstand bereitet den Boden für mehr Wachstum und fördert den sozialen Zusammenhalt.“
Weniger positiv ist hingegen die Entwicklung bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Hier bleibt das Leistungsgefälle deutlich. Selbst wenn man die Unterschiede in der sozialen Herkunft und die zu Hause gesprochene Sprache in Rechnung stellt, liegt die Leistungslücke zwischen Migrantenkindern (erster und zweiter Generation) und Schülern ohne Migrationshintergrund bei fast einem Schuljahr.
Trotz des insgesamt guten Leistungsniveaus können sich in Deutschland nur vergleichsweise wenige Schülerinnen und Schüler vorstellen, später einen Beruf im naturwissenschaftlich-technischen Bereich zu ergreifen. Auch ist der Abstand zwischen Mädchen und Jungen hier größer als im internationalen Vergleich. Gleichzeitig stehen Jugendliche in Deutschland wissenschaftlichen Wegen der Erkenntnisgewinnung weniger aufgeschlossen gegenüber als in den meisten anderen Ländern.
Ebenso hat das Geschlecht der Schüler in Deutschland größere Auswirkungen auf ihre Leistungen in den Naturwissenschaften. Unter den besten Schülern befinden sich überdurchschnittlich mehr Jungen als Mädchen. Außerdem rechnen weniger Mädchen damit, später im naturwissenschaftlichen Bereich zu arbeiten als Jungen, und konzentrieren sich dabei vor allem auf Karrieren im Gesundheitsbereich.
An PISA 2015 nahmen rund 540.000 15-jährige Schülerinnen und Schüler aus 72 Ländern und Wirtschaftsräumen teil. Die deutsche Stichprobe umfasste rund 6.500 Schülerinnen und Schüler aus 245 Schulen.
Alle Informationen zur neuen PISA-Studie finden Sie unter: www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie
Für diese Publikation stellen wir unter www.compareyourcountry.org/pisa?lg=de eine Datenvisualisierung zur Verfügung, die Sie direkt in Ihre Online-Berichterstattung einbinden können. Bitte nutzen Sie hierfür den ‘< >’ Button am oberen Rand der Webseite.
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Pressekontakt:
Matthias Rumpf
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