Jobswype Erhebung im Februar 2017: Europäische Arbeitnehmer brauchen einen Zweitjob zum Leben
Erschreckend hohe Werte jenseits der 70 Prozent-Marke in allen abgefragten Ländern. Das zeigt die Umfrage der europaweit aufgestellten Jobsuchmaschine Jobswype. Geschlechterrolle, Teilzeitstellen und steigende Lebenserhaltungskosten können Ursachen sein, mehr als einer Tätigkeit nachzugehen. Auch in Österreich beantworten 85 % die Frage nach einem „zweiten Job zum Leben“ mit Ja.
Das Ergebnis der jüngsten Umfrage der Jobsuchmaschine Jobswype ist eindeutig wie nie: Die Mehrheit der teilnehmenden User aus den zehn europäischen Ländern, in denen Jobswype seinen Dienst anbietet, sind auf mehrere Jobs zum Leben angewiesen. Die Länderergebnisse liegen alle über 70 % und damit in einem hohen Bereich. Ein Großteil der Befragten antwortete mit „Ja“ auf die Frage „Brauchen Sie mehr als einen Job zum Leben?“ – das spricht eine deutliche Sprache. Ein Ost-West-Gefälle ist in Europa nicht zu erkennen.
Die Auswertung von Jobswype lässt nur geringfügige Unterschiede innerhalb Europas erkennen. Ungarn, wo in einer vorangegangenen Umfrage, auffallend viele Berufswechsler verzeichnet wurden, führt die Liste an. 94 Prozent brauchen dort mehr als eine berufliche Einnahmequelle zum Leben. Im Ranking folgen Rumänien (92 %), UK (86 %), Irland (84 %) auf den Plätzen danach. Österreich, Schweiz und Polen liegen mit 85 % gleichauf – gefolgt vom Nachbarland Slowakei (82 %). Deutschland reiht sich mit 81 Prozent ein. Der „niedrigste“ Wert wurde mit 77 Prozent für Tschechien erhoben. Die erhobenen Daten lassen den Schluss zu: Die Tendenz zum Zweitjob ist generell hoch.
Treiber: Ungleichheit, Teilzeit-Modelle, Gehaltsschere
Die Gründe, die die Arbeitnehmer dazu führen, mehrere Einnahmequellen zu nutzen, könnten aber verschieden sein. Laut einer deutschen Studie *) zu diesem Thema nehmen sich vor allem solche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Zweitjob, die hauptberuflich nur in Teilzeit arbeiten. Ungleichheit zwischen den Geschlechtern gehört, laut derselben Studie, ebenfalls zu den möglichen Gründen für einen Zweitjob: Frauen sind auf solche angewiesen. Sei es, weil sie hauptberuflich weniger verdienen als Männer oder weil sie als Alleinerziehende höhere Ausgaben haben, während Männer mit Zweitbeschäftigung eher zu den Besserverdienern gehören.
Mehrere Arbeitsstellen sind, darüber hinaus, auch für solche Arbeitnehmer ein Thema, die in Branchen, wie Erziehung, Unterricht und Forschung tätig sind. Also in Arbeitsfeldern, die traditionell auf Teilzeit-Modelle setzen. Auf der anderen Seite, tragen sicherlich die niedrigeren Gehälter in den neuen EU-Ländern – bei praktisch identischen Kosten für Lebensmittel und sonstige Markenware – dazu bei, dass deren Bevölkerung sich ihr Einkommen mit Nebenjobs aufbessern.
In Österreich, so der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, ist die Zahl der geringfügigen Jobs seit dem Jahr 2000 um 75 Prozent gestiegen, die Beschäftigung wuchs aber im gleichen Zeitraum nur um 16 Prozent. Diese Minijobber – Studenten, Pensionisten aber auch Erwerbstätige aller Altersschichten, schlagen sich in den Umfragewerten nieder.
Die Ergebnisse der Jobswype-Umfrage zeigen zweifelsohne, dass europäische Arbeitnehmer mit ihrem Einkommen unzufrieden sind – ein Alarmsignal nicht nur an die Arbeitgeber, die die Gehälter vor allem dem Markt anpassen müssen, sondern auch an die Politik, die durch intelligente Lösungen bei der Anpassung der Lohnsteuer und sonstigen sozialen Abgaben dafür sorgen könnte, dass am Ende des Monats mehr im Geldbeutel oder auf dem Girokonto bleibt.
Diese Umfrage wurde von Jobswype im Februar 2017 durchgeführt. Teilgenommen haben europaweit 1405 Personen.
*) Studie: Tanja Schmidt, Dorothea Voss: Arbeitsmarkt- und geschlechtsdifferenzielle Einflussfaktoren für die Ausübung einer geringfügigen Nebenbeschäftigung, in: Industrielle Beziehungen, Nr. 1/2014
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