Unter 45 Prozent: Bachelor-Regelstudienzeit an großen Unis fern der Realität
Das Karrierenetzwerk absolventen.at hat basierend auf aktuellen Zahlen der Statistik Austria die durchschnittliche Studiendauer und Drop-Out-Rate an Österreichs Universitäten untersucht. Das Ergebnis: Studenten großer Universitäten brauchen einen langen Atem, denn die tatsächliche Studiendauer weicht oft gravierend von der Regelstudienzeit inklusive Toleranzsemestern ab. Bei allen untersuchten Universitäten lag die Bachelor-Abschlussquote unter 45 Prozent.
Studienabschluss an Universitäten: Meist dauert es länger als vorgesehen
In den meisten Curricula ist für Bachelorstudien eine Regelstudienzeit von sechs und für Masterstudiengänge eine Studiendauer von vier Semestern vorgesehen. Das bedeutet, dass Studierende ihre Bachelor-und Masterstudien theoretisch in fünf Jahren abschließen können. Die Zahlen der Statistiker sprechen aber eine andere Sprache: Das Karrierenetzwerk absolventen.at hat neun große Universitäten hinsichtlich der Anzahl der Abschlüsse innerhalb der Toleranzstudiendauer im Studienjahr 2015/16 verglichen.
Wie in nachfolgendem Diagramm ersichtlich, werden an der Uni Salzburg die meisten Bachelor-Absolventen am schnellsten fertig. Doch an keiner der für die Untersuchung herangezogenen Hochschulen schafften mehr als 45 Prozent ihren Abschluss innerhalb der Toleranzstudiendauer. An der WU und TU Wien gelang dies sogar nur 18,4 bzw. 12,2 Prozent der Studierenden.
Dass in überfüllten Bachelorstudiengängen durch schwere Prüfungen oft aussortiert wird, verwundert nicht. Etwas positiver fallen die Zahlen bei den Masterstudierenden aus: Überraschenderweise liegt hier die WU Wien mit 68,7 Prozent erfolgreicher Abschlüsse sogar auf Platz eins. Gerade dieses Beispiel zeigt, wie sehr sich Bachelor- und Masterstudiendauer auch an derselben Uni unterscheiden können.
Die wenigsten Abschlüsse innerhalb der Toleranzstudiendauer verzeichnen die Universitäten Klagenfurt (29,8 Prozent) und Wien (22 Prozent). Insgesamt beträgt die durchschnittliche Studiendauer in Diplomstudiengängen 13,3 Semester. Bachelor-Studierende benötigen 8 und Masterstudenten 5,6 Semester für ihren Abschluss. Zahlen von beispielsweise medizinischen Hochschulen, an denen traditionell mehr Studierende innerhalb der Toleranzstudiendauer abschließen, wurden hier nicht berücksichtigt.
Die Gründe für eine lange Studiendauer sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Hochschule. Ein Problem kann die verwirrende Angabe von ECTS-Punkten sein, mit denen der Arbeitsaufwand pro Lehrveranstaltung angegeben wird. Dabei entspricht ein ECTS-Punkt einem Arbeitsaufwand von 25 Stunden. „Der Arbeitsaufwand für manche Kurse ist unverhältnismäßig groß – wenn ich bei einem Marketing-Kurs, der nur vier ECTS hat mehrere Monate lernen muss und dann immer noch nicht durchkomme, während ich im spezialisierten Masterkurs mit sechs ECTS mit einer kurzen Seminararbeit und einem kleinen Test ohne Lernen locker ein Gut schaffe, drängt sich mir schon zwingend die Frage auf, wo die Verhältnismäßigkeit bleibt“, betont Ilse Jahn, Bachelorabsolventin der WU Wien und nun Masterstudierende im Studiengang Management and Applied Economics an der JKU Linz.
Weitere Gründe sieht sie, wie auch viele andere Studenten, in einer für berufstätige Studierende ungünstig gewählten Kursgestaltung, zu wenig angebotenen Plätzen und zu selten angebotenen Kursen. Weiters in unnötigen Voraussetzungsketten, Knock-out-Prüfungen sowie in einer hohen Prüfungsfrequenz am Semesterende und wenigen Wiederholungsmöglichkeiten in relevanten Fächern.
Hohe Drop-Out-Rate
Professor Friedrich Schneider von der Uni Linz hat im Jahr 2014/15 die Anzahl der StudienabbrecherInnen bis ins Studienjahr 2001/02 zurück untersucht. Das Resultat: Die JKU Linz weist mit 179,3 Prozent die höchste Abbrecherquote in Relation zur Gesamtzahl der Absolventen auf. Dahinter folgen die Uni Graz, die TU Wien, Uni Wien sowie die Uni Innsbruck.
Über absolventen.at
absolventen.at ist mit über 22.000 registrierten BewerberInnen das größte Karriereportal für UNI-, FH-, HTL-, HBLA/HLW-, HAK/HAS- und AHS-AbsolventInnen in Österreich. Neben klassischen Bewerbungs- und Karrieretools veröffentlicht der Informationsdienstleister speziell für AbsolventInnen jährlich erscheinende KarriereGuides als Printmedien mit Tipps zu Jobs und Bewerbung, welche in den wichtigsten Bildungseinrichtungen des Landes verteilt und aufgelegt werden. Des Weiteren publiziert absolventen.at jährlich den MBA Postgraduate Guide, welcher speziell für die Zielgruppe der Weiterbildungsinteressierten konzipiert wird. Im Herbst 2016 wurde das Weiterbildungsportal bildungscluster.at gelauncht.