Arbeitsmarkt

Kurzarbeit: Vorsicht vor historischen Vergleichen

Holger Schäfer

Noch nie zeigten so viele Unternehmen Kurzarbeit an wie im März dieses Jahres. Die Corona-Krise dürfte damit den Arbeitsmarkt deutlich mehr belasten als die Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Allerdings gibt es auch Hoffnungsschimmer, zeigt eine aktuelle IW-Studie, die verschiedene Arbeitsmarkt-Indikatoren vergleicht.Die Bundesagentur für Arbeit hat vor einigen Tagen Rekordzahlen gemeldet: Noch nie haben so viele Betriebe in Deutschland Kurzarbeit angezeigt, also beantragt, dass sie Kurzarbeit in Anspruch nehmen müssen. Im März dieses Jahres meldeten sich rund 470.000 Betriebe bei der Agentur – rund 20mal mehr als im Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise im März 2009. Damals registrierte die Bundesagentur für Arbeit rund 22.900 Kurzarbeit-Anzeigen. Im Jahresdurchschnitt waren schließlich 1,1 Millionen Deutsche in Kurzarbeit.

Zwei Hoffnungsschimmer

Die jetzige Krise dürfte erheblich größere Dimensionen annehmen als die Wirtschaftskrise vor elf Jahren. Dennoch gibt es vor allem zwei Hinweise, die Hoffnung machen. „Wir gehen aktuell davon aus, dass die Anzeigen sich nicht in gleichem Maße über die nächsten Monate zu einer noch größeren Anzahl aufbauen wie 2009“, sagt IW-Arbeitsmarktökonom Holger Schäfer. So hat sich die Kurzarbeit vor elf Jahren über Monate hinweg aufgebaut, jetzt erfolgt sie unvermittelt. Gleichwohl ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Und: 2009 waren vor allem größere Industrieunternehmen mit vielen Mitarbeitern von Kurzarbeit betroffen. Jetzt trifft es vor allem eine große Anzahl von – teils kleinen – Betrieben im Dienstleistungssektor.

Mehr Kurzarbeit als geschätzt

Die Bundesregierung rechnete zuletzt noch mit rund 2,35 Millionen Arbeitnehmern in Kurzarbeit. „Diese Schätzung wird wahrscheinlich deutlich übertroffen“, sagt Schäfer. Immerhin dürfte die Finanzierung gesichert sein: Die Bundesagentur verfügt über Rücklagen von 26 Milliarden Euro. Sollte das nicht reichen, springt der Bund ein. Darum müssen sich Unternehmen und Mitarbeiter also keine Sorgen machen.

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