Jobbörsen Nachrichten

Jobbörsen-Nutzer: Suchqualität ist noch verbesserungsfähig

Von Gerhard Kenk

Gerhard Kenk betreibt das Portal Crosswater-Systems.com

Bad Soden, 10.8.2010. Stellensuchende beurteilen Jobbörsen und Jobsuchmaschinen nicht nur nach dem äußeren Erscheinungsbild und den umfangreichen Informationen, die für ihren nächsten Karriereschritt wichtig sind. Immer mehr legen Nutzer auch Wert auf eine hohe Qualität der Suchergebnisse. Eine qualitativ gute Trefferliste spart Stellensuchenden viel Zeit bei ihren Bewerbungskampagnen und verhindert zudem, dass angesichts vieler nicht relevanter Treffer eine gute Karrierechance übersehen werden könnte. Für Arbeitgeber steigt bei einer guten Suchqualität die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Stellenanzeige nicht im Heuhaufen vieler irrelevanten Anzeigen verborgen bleibt.

Das Heuhaufen-Syndrom

Der Siegeszug des e-Recruiting gegenüber den Print-Medien ist nicht mehr aufzuhalten. Dies geht aus der von Prof. Dr. Tim Weitzel (Universität Bamberg) und dem Karriereportal Monster Deutschland durchgeführten Studie „Recruiting Trends 2010“ hervor.

In welchen Kanälen werden Vakanzen veröffentlicht?
In welchen Kanälen werden Vakanzen veröffentlicht? (Quelle: Wie sieht das Personalmanagement der Zukunft aus? Whitebook 10 Jahre Monster.de)

Doch die hohe Akzeptanz der elektronischen Medien bei der Publikation von Stellenanzeigen auf den Unternehmenswebseiten und den zahlreichen Internet-Stellenbörsen hat auch seinen Preis: Mit über 1.500 Jobbörsen in Deutschland ist das Angebot für Stellensuchende unübersichtlich geworden.

Kommt die Stellenanzeige per Flaschenpost?
Kommt die Stellenanzeige per Flaschenpost?

Eine hohe Anzahl von publizierten Stellenangeboten machen es schwierig, aus diesem „Heuhaufen“ die passende Nadel herauszufinden, also das passende Stellenangebot für die eigenen Karrierchance nicht zu verpassen. So publizierten die Top-100 Jobbörsen in Deutschland – gemessen an der Anzahl der Stellenanzeigen – über 8 Millionen Stellenangebote (Stand: 2. Quartal 2010) – Unternehmens-Karriereseiten und Jobsuchmaschinen nicht eingerechnet. Einige dieser Jobbörsen enthalten Duplikate bereits anderweitig veröffentlichter Stellenanzeigen und so wird die Suche zu einem zeitaufwendigen Geduldsspiel.

Suchtechnologie

Jobbörsen haben im Laufe der Jahre ihre Suchmöglichkeiten verfeinert und ausgebaut. So ist es durchaus üblich, Stellenangebote nach differenzierten Branchen und Tätigkeiten zu suchen, die Hierarchiestufe einer Tätigkeit kann abgefragt werden ebenso wie die Arbeitsvertragsart nach einer permanenten oder zeitlich befristeten Stelle. Jobsuchmaschinen hingegen setzen oft einfache Kriterien ein: Stellenbezeichnung (was) und  Arbeitsort (wo).

Entscheidend für die Qualität der Suchergebnisse ist einerseits die Präzision der exakten Suche, darüber hinaus gewinnt die semantische bzw. assoziative Suche an Bedeutung. Die exakte Suche nach Software Ingenieur bzw. Image Processing liefert nur Treffer, die diese Begriffe beinhalten. Die assoziative Suche würde darüber hinaus auch Treffer anzeigen, die auf Computer Programmierer bzw. Bildverarbeitung zutreffen. Insbesondere bei der Berufs- und Tätigkeitsbeschreibung müssen gute Jobbörsen und Jobsuchmaschinen Schwerstarbeit verrichten und in der Lage sein, Assoziationen herzustellen.

Beispiele:

  • Sommelier, Weinober
  • Maitre d‘ , Empfangschef
  • Rezeptionist, Empfangsmitarbeiter
  • Projektleiter, Immobilien-Projektentwicklung, Software-Entwicklung, Bauingenieur
  • Kaltmamsell, Sandwich Artist
  • SMS-Guru, Experte
  • Black-Belt Consultant, Organisationsberater
  • Finanzbuchhalter, Debitoren-/Kreditoren-Kontrolle
  • Devisenhändler, Foreign Exchange Trader
  • Büro-Assistentin, Girl Friday

Das subjektive Qualitätsempfinden

Im Gegensatz zu einer analytischen Betrachtungsweise ist das subjektive Empfinden, die persönliche Einschätzung der Stellensuchenden über die dargebotene Suchqualität wesentlich für die Qualitätseinschätzung einer Jobbörse. Typische Kritikpunkte der Stellensuchenden bei der Beurteilung der Suchqualität sind:

  • Treffer, die im Vergleich zum Suchbegriff ungenau bzw. nicht passend sind
  • Hierarchiestufe einer gesuchten Tätigkeit stimmt nicht mit der angezeigten Stellenanzeige überein (Suche nach „Vorstand“ liefert Treffer als „Sekretärin für den Vorstand“)
  • Gleiche Stellenanzeigen, die aus mehreren Quellen stammen, werden mehrfach angezeigt (keine Duplikatskontrolle)
  • Verschlagwortung einer Stellenanzeige ist ungenau (Die Postanschrift eines Arbeitgebers in der Robert-Koch-Straße hat nichts mit dem Beruf „Koch“ zu tun)
  • Fehlende Assoziationen bei der Tätigkeitsbeschreibung (Astronom bzw. Gastronom, Sommelier bzw. Weinober)
  • Ungenaue geographische Zuordnung bei der Umkreissuche
  • Trennung zwischen Vollzeit-Stelle und Teilzeit-Job wird nicht berücksichtigt
  • Stellenangebote von Zeitarbeitsfirmen verwässern die Trefferliste, Kandidaten bevorzugen die direkte Nennung des Arbeitgebers
  • Aktualität der Stellenanzeige – fehlendes Publikationsdatum bzw. überalterte Stellenangebote

Einige qualitätsbewusste Jobbörsen führen vor Publikation einer Stellenanzeige eine manuelle Verschlagwortung durch. Diesen Qualitäts-Luxus können sich Jobsuchmaschinen nicht immer unbedingt leisten. Ihr Prozessmodell basiert auf dem automatischen Scannen von Stellenanzeigen auf Firmen-Karriere-Webseiten – dabei müssen die im HTML- bzw. XML-Text codierten Schlagworte ausreichen, die eventuell noch durch eigene Algorithmen der Crawler-Software aufgepeppt werden.

Im Rahmen der Online-Umfrage von Crosspro-Research.com sind in der Zeit von Oktober 2008 bis Juli 2010 über 9.000 Stellensuchende befragt worden. Ihre Einschätzung der Suchqualität von Jobbörsen und Jobsuchmaschinen ist in nachstehendem Diagramm zusammengefasst.

Bewertungsskala Suchqualität

Die Suchqualität der Jobbörsen und Jobsuchmaschinen wurde im Durchschnitt mit 2,06 bewertet, also geringfügig unter dem Mittel der Bewertungsskala von 1 (=sehr gut) bis 4 (=überhaupt nicht gut). Auffallend ist das relativ gute Abschneiden der Jobsuchmaschinen in der subjektiven Einschätzung der Stellensuchenden: 7 Jobsuchmaschinen wurden besser als der Durchschnitt bewertet. Auf den Spitzenplätzen finden sich die üblichen Verdächtigen, nämlich die Jobsuchmaschinen iCjobs, Jobturbo, Jobrapido.de oder Kimeta. Aber auch Jobbörsen, die sich intensiv um die Qualität der Keywords und Verschlagwortung kümmern, können sich sehen lassen: FAZjob.net, Jobware aus Paderborn, Jobstairs.de und Kalaydo finden sich in der Gunst der Kandidaten in der Spitzengruppe.

Diesen Zahlen liegen insgesamt 9.321 Bewertungen zugrunde. Dabei sind 8.246 (=88.4%) Bewertungen für Jobbörsen und Jobsuchmaschinen berücksichtigt worden, die jeweils mindestens 30 oder mehr Bewertungen erhalten haben.

Ergebnisse

Nutzer bewerten Suchqualität (Juli 2010)
Nutzer bewerten Suchqualität (Juli 2010)

Abbildung: Einschätzung der Suchqualität von Jobbörsen und Jobsuchmaschinen (Quelle: Crosspro-Research.com Nutzer-Umfrage 2010-07) Legende: blau = Jobbörse, orange=Jobsuchmaschine

Die Jobbörsen-Nutzer-Umfrage (www.crosspro-research.com) wird als Gemeinschaftsprojekt von Crosswater Job Guide Ltd. (www.crosswater-job-guide.com) und PROFILO Rating-Agentur GmbH (www.profilo.de) durchgeführt. Die wissenschaftliche Betreuung der Online-Umfrage erfolgt durch Prof. Dr. Carsten Steinert, Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre insbesondere Personalmanagement an der Fachhochschule Osnabrück (University of Applied Science).  http://www.wiso.fh-osnabrueck.de/23542.html

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