Nachrichten

Antriebsmotor für Azubiakquise

Talentpool von Kfz-Innung Freiburg und Younect GmbH stärken regionales  Kraftfahrzeughandwerk

Eberhard Bender

Freiburg/Berlin, November 2012. Baden-Württemberg gilt landläufig als das Heimatland der deutschen Automobilbranche. Zahlreiche bekannte Autobauer, innovative Zulieferer und starke Handelsniederlassungen agieren von hier aus. Neben Stuttgart ist auch Freiburg im Breisgau ein Knotenpunkt der Branche in dem südlichen Bundesland. Hier ansässige Unternehmen wie die Daimler AG, Ernst & König als Ford-Autohaus, Autohaus Ehret als Toyota-/Opel-Partner oder Autohaus Tibi als VW-/Seat-Partner stützen ihre Region und bilden jährlich Auszubildende der verschiedenen Kfz-Handwerksberufe aus. Wie gestaltet sich die Azubi- und Fachkräftesituation vor Ort?

Die Kfz-Innung Freiburg: mit Verve auf Talentsuche

In Freiburg vertritt die Kfz-Innung seit über siebzig Jahren die Interessen ihrer Mitglieder. In den 300 Betrieben werden aktuell sieben Handwerksberufe vom Kfz-Mechatroniker bis zum Automobilkaufmann/-kauffrau ausgebildet. Anders als bei einigen norddeutschen Innungen sieht die Auszubildendensituation hier noch zufriedenstellend bis gut aus. Doch wer beispielsweise die vor drei Jahren vom Wirtschaftsministerium beauftragte Arbeitsmarktstudie liest, der sieht die zunehmende Verknappung gut qualifizierten Nachwuchses. Gemäß dieser von der Prognos AG durchgeführten Untersuchung fehlen 2030 in Baden-Württemberg rund 800.000 Arbeitskräfte im verarbeitenden Gewerbe, zu dem auch große Teile des Handwerks zählen. Um diese Tendenz abzumildern und einer Notsituation vorzubeugen, betreibt die Kfz-Innung proaktive Azubiakquise.

 

„Schon im letzten Jahr konnten wir einige gute Ausbildungsstellen nicht besetzen“, berichtet Erhard Bender, Geschäftsführer der Kfz-Innung Freiburg. „Es ist nicht so, dass wir keine Bewerbungen bekämen; es mangelt aber an qualifiziertem Nachwuchs.“ Das zeigt sich auch am Beispiel des geplanten Berufskollegs, in dem parallel Fachhochschulreife sowie die abgeschlossene Berufsausbildung zum Kfz-Mechatroniker erreicht werden können. Die benötigten 24 Teilnehmer für die duale Ausbildung kamen 2012 nicht zusammen. Und das, obwohl die Mitarbeiter der Innung geeignete Bewerber für diese und weitere Ausbildungsmöglichkeiten schon früh in Schulen und auf Jobmessen ansprechen. Hier arbeiten die Mitgliedsunternehmen Hand in Hand: Zulieferer sponsern Fahrzeugteile für Präsentationen, etablierte Unternehmen entsenden ihre Auszubildenden für Interviews auf Augenhöhe mit den Interessierten.

Talentpool für die regionale Kfz-Branche

Dem sich abzeichnenden Mangel an qualifiziertem Nachwuchs und Fachkräften setzt die Innung ab sofort mit einem Talentpool ein zugkräftiges Werkzeug entgegen. Dieser softwaregestützte Bewerberpool ist ein deutschlandweites Leuchtturmprojekt innerhalb des Handwerks. Hinter dem Konzept steht ein Leitmotiv der Innungen: die Sicherung und Förderung von Ausbildung. Der Talentpool, konzipiert von den Personalexperten der Berliner Younect GmbH, setzt hier an, indem er die Branche vernetzt, gute Bewerber bündelt und über Weiterempfehlungen den richtigen Auszubildenden herauskristallisiert. Denn schließlich sind Bewerbungsverfahren zeitaufwendig und kostenintensiv.

 

Wochenlang prüfen Personalverantwortliche Fachkräfte auf Herz und Nieren, sieben sie aus und bewerten sie. Am Ende vergeben sie die Stelle an den Auserwählten; ihre Erfahrungen zu den weiteren vier besten Kandidaten gehen allerdings verloren. Diese Eindrücke sammelt der Talentpool von Younect: Auszubildende, Fach- und Führungskräfte, Absolventen und Praktikanten, die in einem Bewerbungsverfahren eines Unternehmens positiv auffallen, erhalten datenschutzrechtlich korrekte Empfehlungen und persönliche Referenzen. Auch Bewerber mit speziellen Kenntnissen, für die ein Unternehmen gerade keine Kapazität hat, sowie herausragende Absolventen von Bildungseinrichtungen laden Personalchefs und Berufsschullehrer in den Talentpool ein. Dadurch machen Bewerber ihre Profile samt Unterlagen allen Mitgliedern der Kfz-Innung zugänglich. Das bedeutet für die Jobinteressierten, Bewerbungsmöglichkeiten in der ganzen regionalen Branche innerhalb eines Schritts ausschöpfen zu können.

 
Hat ein Mitgliedsunternehmen eine vakante Stelle zu besetzen, offeriert ihm der digitale Talentpool alle empfohlenen Bewerber aus der Region, die bereits eine positive Referenz durch ein anderes Unternehmen erhalten haben. Das schlägt sich in einer erheblichen Zeit- und Geldersparnis nieder. „Unsere Mitglieder sind gut vernetzt und arbeiten innerhalb der Innung sehr kooperativ“, beobachtet Bender.
„Durch unsere Strategie des Bewerbermanagements via Talentpool empfehlen sich unsere Mitglieder kompetente Schulabgänger weiter, damit diese sich nicht anderweitig orientieren müssen. Teamgefühl statt Mitbewerbergedanken, das macht unsere Innung aus.“ So sichert der Talentpool, den bereits die Bundesrepublik Deutschland im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ auszeichnete, Auszubildende und Fachkräfte für das Kfz-Handwerk in der Region Freiburg.

 

1 Comment

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert