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DIHK-Präsident Eric Schweitzer: Betriebe suchen händeringend Auszubildende

Dr. Eric Schweitzer, DIHK
Dr. Eric Schweitzer, DIHK

DIHK veröffentlicht Ausbildungsumfrage 2015

„Unsere aktuelle Ausbildungsumfrage zeigt: Für Unternehmen wird es immer schwerer, genügend Azubis zu finden. 2014 konnten bereits 32 Prozent der Betriebe nicht alle angebotenen Stellen besetzen – fast dreimal so viele wie noch zehn Jahre zuvor. Rund 12.000 Unternehmen bekamen gar keine Bewerbungen mehr. Gründe für diese Entwicklung sind der demografische Wandel, die gute wirtschaftliche Lage und der wachsende Trend zur akademischen Ausbildung.

Die Betriebe reagieren darauf, indem sie auch ihr Angebot für leistungsschwächere Jugendliche ausweiten. Rund 75 Prozent der Betriebe haben sich bereits auf diese jungen Leute eingestellt. So organisieren inzwischen 36 Prozent der Unternehmen eigene Nachhilfeangebote, 2014 waren es nur 31 Prozent. 28 Prozent nutzen begleitende Hilfen der Bundesagentur für Arbeit.

Gleichzeitig werden die leistungsstärkeren Schulabgänger intensiv umworben. So bietet jeder fünfte Betrieb die Möglichkeit eines dualen Studiums; jeder zehnte lockt mit Zusatzleistungen. Nicht zuletzt sind die Unternehmen stärker denn je an einer langfristigen Bindung ihrer Azubis interessiert: 68 Prozent der Betriebe wollen alle Lehrlinge übernehmen – 2014 gaben dies nur 66 Prozent zu Protokoll.

Die Chancen der Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz sind vor diesem Hintergrund nach wie vor sehr gut. Allein in der IHK-Lehrstellenbörse gibt es derzeit noch 8.000 freie Plätze.“

An der DIHK-Umfrage „Ausbildung 2015“, haben sich mehr als 11.000 Unternehmen aus allen Bereichen der gewerblichen Wirtschaft beteiligt.

Zusammenfassung

In der Zeit vom 11. bis 29. März und 29. April bis 17. Mai 2015 konnten sich Unternehmen online an der Befragung beteiligen. Die Auswahl und Ansprache der Unternehmen erfolgte über die Industrie- und Handelskammern. Insgesamt beteiligten sich 11.129 Unternehmen an der Online-Umfrage.

Die Antworten verteilen sich auf die Wirtschaftszweige wie folgt:
Industrie (ohne Bau) 25 Prozent, Baugewerbe vier Prozent, IT sechs Prozent, Medien drei Prozent, Handel 17 Prozent, Gastgewerbe sieben Prozent, Verkehr (Transport/Logistik) sechs Prozent, Banken/Versicherungen acht Prozent, Unternehmensorientierte Dienste drei Prozent, Gesundheit/Pflege zwei Prozent, Immobilien drei Prozent, Sonstige Dienstleistungen 16 Prozent.

Nach Größenklassen zeigt sich folgende Verteilung:
Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit zehn bis 19 Beschäftigten 13 Prozent, Unternehmen mit 20 bis 199 Beschäftigten 47 Prozent, Unternehmen mit 200 bis 499 Beschäftigten dreizehn Prozent, Unternehmen mit 500 bis 1.000 Beschäftigten sechs Prozent, Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten acht Prozent.

Die Regionen wurden wie folgt aufgeteilt:
Dem Norden werden die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, dem Westen die Bundesländer Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland, dem Osten Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie dem Süden die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern zugerechnet.

Überwiegend beteiligten sich Ausbildungsbetriebe an der Umfrage, der Anteil der Nichtausbildungsbetriebe der Vergleichsgruppe beträgt drei Prozent. Auf Grund der besseren Lesbarkeit wurde in dieser Publikation jeweils die männliche Form für beide Geschlechter bei der Bezeichnung bestimmter Personengruppen verwendet.

DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE

Für Unternehmen war es noch nie so schwer, ihre offenen Ausbildungsplätze zu besetzen, wie im zehnten Jahr der Umfrage. 32 Prozent der Betriebe konnten 2014 nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Zehn Jahre zuvor waren es nur 12 Prozent. Damit steigt die Gefahr, dass sich Betriebe frustriert aus der Ausbildung zurückziehen, wenn sie Ausbildungsplätze wiederholt nicht besetzen können. Bei kleinen Betrieben ist diese Tendenz am stärksten ausgeprägt.

  • Betriebe weiten Ausbildungsmöglichkeiten für leistungsschwächere Jugendliche aus. Rund 75 Prozent der Ausbildungsbetriebe haben sich auf leistungsschwächere Jugendliche eingestellt. 2014 waren es erst 67 Prozent. Umso wichtiger ist es, dass Schulen die Jugendlichen intensiv auf die Anforderungen in einer Ausbildung vorbereiten und Basiskompetenzen gezielt entwickeln. Für die Jugendlichen gilt es, diese Ausbildungschancen zu nutzen.
  • Leistungsschwächere Auszubildende erhalten mehr Unterstützung während der Ausbildung. 36 Prozent der Betriebe bieten ein eigenes Nachhilfeangebot im Unternehmen. Das entspricht einem Zuwachs um fünf Prozentpunkte im Vergleich zu 2014. Mit der Offenheit für die leistungsschwächeren Schulabgänger ist somit auch der Anteil der Betriebe gestiegen, die sich weit über die Vermittlung von Ausbildungsinhalten hinaus für ihre Azubis engagieren und zusätzliche Lerngelegenheiten im Betrieb anbieten.
  • Unternehmen machen attraktive Zusatzangebote für Leistungsstarke. Jeder fünfte Betrieb bietet die Möglichkeit eines dualen Studiums, um leistungsstarken Schulabgängern die guten Perspektiven einer betrieblichen Ausbildung attraktiv zu machen. Dass die derzeit starke Orientierung zum Studium für viele Jugendliche nicht zielführend ist, zeigen die rund 100.000 Studienaussteiger in jedem Jahr. Rund jeder zehnte Betrieb lockt mit Zusatzleistungen, wie Smartphone, Fitnessstudio-Mitgliedschaft, einer höheren Ausbildungsvergütung oder Zusatzqualifikationen.
  • Unternehmen sind an einer langfristigen Bindung ihrer Auszubildenden interessiert. 68 Prozent der Unternehmen wollen alle Azubis übernehmen. Tendenz steigend. Im Jahr zuvor waren es nur 66 Prozent. Es geht für Unternehmen nicht nur darum, Azubis zu finden, sondern ihre gut ausgebildeten Fachkräfte langfristig an sich zu halten. Deshalb bieten sie gute Zukunftsoptionen.

 

 

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