Lauschangriff, Facebook, Datenlecks
Fächerübergreifende Forschergruppe untersucht das Spannungsfeld zwischen Staat, sozialen Netzwerken, Medien und dem Recht, alleine gelassen zu werden.
Passau. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Einrichtung eines Graduiertenkollegs zum Thema „Privatheit. Formen, Funktionen, Transformationen“ mit voraussichtlich 1,9 Millionen Euro. Die Universität vergibt mit den Mitteln Forschungsstellen und -stipendien an den wissenschaftlichen Nachwuchs. Bis 2016 forschen Promovierende aus verschiedenen Disziplinen gemeinsam an einer integrativen Theorie der Privatheit.
„Verstärkt durch neue Kommunikationskanäle, Medienformate und Technologien machen wir neue Definitionen und Konzeptionen dessen aus, was als ‚Privatheit’ betrachtet wird“, sagt Prof. Dr. Hans Krah, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und designierter Sprecher des Graduiertenkollegs. Gemeinsam mit acht Kolleginnen und Kollegen aus der Philosophischen und der Juristischen Fakultät hatte er den Antrag eingebracht. „Das Kolleg tritt in ein Spannungsfeld, das für die Gesellschaft auf vielen Ebenen aktuell und relevant ist – umso größer ist der Bedarf, dieses Gebiet wissenschaftlich auszuleuchten“, erklärt Stefan Halft, Koordinator des Antragsprojekts.
Der Staat schafft sich etwa mit Datenspeicherung neue juristische Grundlagen, um die Korrespondenz seiner Bürger zu verfolgen. Die Technik von Smartphones ermöglicht es den Anbietern, ein Bewegungsprofil ihrer Kunden zu erstellen. Gleichzeitig stellen die Menschen in sozialen Netzwerken Informationen aus ihrem Privatleben in bisher ungekanntem Ausmaß zur Verfügung.
Diese Prozesse werde das Graduiertenkolleg aus der Perspektive der Rechts-, Medien- und Kulturwissenschaft erforschen. „Dabei will das Kolleg gerade mit Blick auf die virtuellen Welten Mechanismen des informationellen Selbstschutzes aufzeigen“, so Krah.
Das Kolleg ist als strukturierte Graduiertenausbildung konzipiert und soll deutschen wie internationalen Promovierenden eine Basis für deren Forschung bieten. Diese müssen sich in einem Auswahlverfahren durch ihr fachliches Profil und ein herausragendes, fächerübergreifendes Forschungskonzept auszeichnen. Für Universitätspräsident Prof. Dr. Walter Schweitzer ist die Bewilligung des Graduiertenkollegs der Einstieg in „die Spitzengruppe der Forschungsförderung“. „Ich bin stolz, dass wir uns gegen große Konkurrenz haben behaupten können. Das Renommee eines Graduiertenkollegs wird künftige Forschungsanträge erleichtern und die Forschungsförderung an unserer Universität insgesamt beflügeln.“
Die strukturierten Programme der DFG ermöglichen eine kontinuierliche und weitgehend selbstbestimmte Arbeit an einem Forschungsgegenstand. Entsprechend groß ist der Andrang auf die Fördermittel.
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