Job-Life-Fit: Alles muss zusammenpassen
Wo setzen Fachkräfte im Leben ihre Prioritäten? Auch dieser Frage sind wir in unserer aktuellen Trendstudie „Jobs nach Maß“ nachgegangen. Dafür haben wir 14.000 Fach- und Führungskräfte zu ihren Erwartungen an Job und Karriere befragt. Einige Ergebnisse haben wir im Rethink-Blog schon genauer beleuchtet, so z.B. die Frage, wie selbstbewusst Fachkräfte heute eigentlich wirklich sind („Talente in Pole Position„). Heute geht es um die Frage, welchen Stellenwert der Beruf im Leben qualifizierter Fachkräfte eigentlich hat.
Persönliche Interessen wichtiger als Karriere- und Aufstiegschancen
Die Mehrheit der befragten Fachkräfte (56 Prozent) hat seinen Beruf auf Basis persönlicher Interessen ausgewählt. Bei nur einem von zehn Befragten waren externe Faktoren entscheidend: Zum einen Empfehlungen und Ratschläge von Verwandten, Freunden oder Bekannten und zum anderen die Aussicht auf gute Karriere- und Aufstiegschancen (wobei letzteres natürlich kein Widerspruch zu den persönlichen Interessen sein muss). Bei Juristen und Fachkräften aus dem Sektor der Banken- und Finanzdienstleistungen ist der Anteil derjenigen, die die Karrierechancen schon bei der Berufswahl im Blick hatten, dabei fast doppelt so hoch.
Menschliches Miteinander wichtiger als interessante Aufgaben
Müssten Fachkräfte wählen zwischen einer sehr interessanten Aufgabe mit Kollegen, mit denen sie sich menschlich nicht verstehen, und einer uninteressanten Aufgabe in einem freundschaftlich verbundenem Team, dann entscheiden sich 71 Prozent für das harmonische Team. Dabei können Männer ein schlechtes Arbeitsklima eher tolerieren, sofern die Aufgaben interessant genug für sie sind (rund 24 Prozent). Für Frauen spielt das kollegiale Verhältnis eine noch zentralere Rolle – nur 16 Prozent würden sich zugunsten der Arbeitsinhalte entscheiden. Besonders Berufsanfänger betrachten eine gute Arbeitsatmosphäre als extrem wichtig, unter den sogenannten Soft Skills ist diese für sie sogar der wichtigste Faktor bei der Arbeitgeberwahl. Ärzte und Vertriebler sind eher bereit, in einem unangenehmen Kollegenkreis einer interessanten Aufgabe nachzugehen, und legen damit mehr Wert auf ihre Aufgaben als auf das Arbeitsklima.
Gesundheit und persönliche Entwicklung in den nächsten drei Jahren das Wichtigste
Es scheint, als wollten Fachkräfte „alles“ haben – Gesundheit, Familie, Karriere und noch mehr. Es geht nicht mehr darum, um jeden Preis einen Job zu ergattern und diesem notwendigerweise andere Lebensbereiche unterzuordnen. Vielmehr ist die Erwartungshaltung, dass sich die unterschiedlichen Lebensbereiche gleichberechtigt nebeneinander entfalten können. Idealerweise beeinflusst der Job die anderen Lebensbereiche sogar positiv. Die Karriere ist wichtig, steht aber nicht an erster Stelle: Zwar spielt sie für 81 Prozent der Befragten eine zentrale Rolle, aber Gesundheit (87 Prozent), persönliche Entwicklung (83 Prozent), Partnerschaft und Familie (jeweils 81 Prozent) sind noch wichtiger bzw. liegen gleich auf.
Job-Life-Fit: Was bedeutet das für Personalverantwortliche?
Die Ergebnisse legen nahe, dass Arbeitsinhalte und Gehaltpakete allein qualifizierte Kandidaten heute nicht mehr überzeugen können. Personalverantwortliche sollten dem potenziellen Bewerber gegenüber von Anfang an klar machen, was sie zu bieten haben. Wie kann die neue Stelle das Leben der Kandidaten bereichern? Was ist das Selbstverständnis des Unternehmens, was ihre Mission? Was macht ihre Arbeitgeber-DNA aus? Was verbindet alle ihre Mitarbeiter? Überlegen Sie, ob und wie Sie Sinn vermitteln können: Womit helfen Sie Ihren Kunden, welchen Nutzen stiften Ihre Produkte?
Außerdem: Informieren Sie klar und verständlich über Ihr gesellschaftlichen Engagement, eventuelle Gesundheits- und Sportprogramme, Teamevents usw. Sagen Sie nicht bloß, dass Ihr Unternehmen familienfreundlich ist, beschreiben Sie anschaulich, was genau das bedeutet – ein Betriebskindergarten, flexible Arbeitszeitgestaltung, Home Office, Vertrauensarbeitszeit, Akzeptanz und Förderung von Führungspositionen in Teilzeit? Und wie immer gilt: Bleiben Sie ehrlich. Geben Sie nicht vor, etwas zu sein, was sie nicht sind. Damit werden bloß Bewerber angezogen, die nicht zu Ihrem Unternehmen passen. Denn – auch das ein Ergebnis der aktuellen Trendstudie – ganze 84 Prozent würden ein vermeintlich passendes Jobangebot ablehnen, wenn sie im persönlichen Vorstellungsgespräch den Eindruck gewonnen haben, dass der Arbeitsplatz und das Unternehmen nicht ehrlich beschrieben wurden.
Alle Ergebnisse der StepStone Trendstudie 2016 finden Sie hier: „Jobs nach Maß – was Fachkräfte wollen“.
Quelle: REthink http://www.rethink-blog.de/studien/job-life-fit-alles-muss-zusammenpassen/