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Ende der Kreidezeit an Deutschlands Schulen

Dr. Bernhard Rohleder
Dr. Bernhard Rohleder
  • Bitkom begrüßt Initiative des Bundesbildungsministeriums zur flächendeckenden Ausstattung mit Computern und Internetzugängen
  • Länder sollten Angebot nutzen und jetzt in digitale Lerninhalte sowie die Lehrer-Fortbildung investieren
  • IT-Gipfel in Saarbrücken startet Modellprojekt „Smart School“

Die Ankündigung von Bundesbildungsministerin Prof. Johanna Wanka, alle Schulen bis 2021 mit Computern und leistungsfähigen Internetzugängen ausstatten zu wollen, bietet nach Ansicht des Digitalverbands Bitkom eine riesige Chance. „Deutschlands Schulen können endlich in die digitale Welt überführt werden. Es ist höchste Zeit, dass wir von einzelnen Projekt-Klassen zu einer flächendeckenden digitalen Versorgung der Schulen kommen. Die analoge Kreidezeit in Deutschland geht jetzt zu Ende“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Wir appellieren an die Bundesländer, die Gelegenheit zu nutzen und den angebotenen Digitalpakt mit dem Bund zu schließen.“

Nach den Plänen des Bundesbildungsministeriums müssen die Länder im Gegenzug für die Ausstattung der Schulen Lehrer aus- und fortbilden sowie didaktische Konzepte erarbeiten und die digitalen Medien in den Unterricht integrieren. Rohleder: „Das grundsätzliche Problem ist seit Jahren bekannt: Geräte und digitale Infrastruktur alleine genügen nicht, aber ohne Geräte und Infrastruktur werden auch keine digitalen Lerninhalte entstehen. Der Vorstoß zu einem Digitalpakt zwischen Bund und Ländern bietet die Chance, den gordischen Knoten bei der Digitalisierung unserer Schulen zu durchschlagen.“ Gleichzeitig mahnte Bitkom, die Digitalisierung der Schulen rasch anzugehen. „Fünf Jahre sind in der digitalen Welt eine lange Zeit – und wir haben gegenüber anderen Ländern bereits heute einen Rückstand aufzuholen. Wir sollten uns auch zeitlich so ambitionierte Ziele wie möglich setzen“, so Rohleder.

Nach einer Bitkom-Studie von Anfang des Jahres würde jeder zweite Lehrer (48 Prozent) gerne öfter digitale Medien im Unterricht einsetzen, dies scheitert aber vor allem daran, dass nicht genügend Geräte an den Schulen vorhanden sind. Die technische Ausstattung mit Computern und Internet erhielt im Durchschnitt nur die Schulnoten „befriedigend“ bis „ausreichend“. Schon damals sagten 83 Prozent der Lehrer, sie würden sich ein stärkeres Engagement des Bundes bei einer Strategie für das digitale Lernen wünschen.

Anlässlich des IT-Gipfels am 16./17. November in Saarbrücken wird Bitkom zusammen mit der saarländischen Landesregierung und dem Bundesbildungsministerium den Umbau der Gesamtschule Bellevue zur „Smart School“ vorstellen. Ziel der Initiative, die von zahlreichen IT-Unternehmen wie Telekom, Samsung, Fujitsu, SAP und Bettermarks unterstützt wird, sind Infrastruktur, Pädagogik und Fortbildung gleichermaßen. Es wird eine Schule modellhaft mit digitalen Geräten für den Unterricht von morgen ausgestattet. Dabei sollen auch neueste Technologien wie Virtual Reality oder 3D-Druck erleb- und nutzbar gemacht werden. Gleichzeitig wird vom saarländischen Bildungsministerium zusammen mit dem Landesinstitut für Pädagogik und Medien ein didaktisches Konzept entwickelt, um die Technologie bestmöglich in den Lehrplan zu integrieren und die Lehrer entsprechend weiterzubilden. „Das Smart-School-Projekt, das zum IT-Gipfel in Saarbrücken erstmals vorgestellt wird, kann eine Blaupause für den Digitalpakt sein. Es geht darum, einen Dreiklang aus digitaler Infrastruktur, digitalen Lerninhalten sowie der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften zu Digitalthemen zu schaffen“, so Rohleder.

Hinweis zur Methodik der Umfrageergebnisse: Bitkom Research hat in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Aris im Auftrag des Bitkom, des VBE und der LEARNTEC bundesweit 505 Lehrer der Sekundarstufe I in Hauptschulen, Schulen mit mehreren Bildungsgängen, Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien befragt. Die Befragung ist repräsentativ.

 

Bitkom vertritt mehr als 2.400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.600 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils 9 Prozent kommen aus Europa und den USA, 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.

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