Wettbewerb durch Privatschulen stärkt das Bildungssystem
München – Länder mit einem höheren Anteil von Schülern, die Privatschulen besuchen, erreichen im internationalen Vergleich bessere Bildungsleistungen. Das geht aus einer Studie hervor, die ifo-Wissenschaftler Prof. Ludger Wößmann gemeinsam mit Harvard-Professor Martin West soeben in der international führenden Fachzeitschrift Economic Journal veröffentlicht hat. Darin vergleichen die Forscher die Ergebnisse von 220.000 15-jährigen Schülern aus 29 OECD-Staaten im internationalen PISA-Test.
- Ein 10 Prozent höherer Schüleranteil auf Privatschulen verbesserte die Leistungen im PISA Mathematiktest in der Größenordnung von fast einem halben Jahr zusätzlichen Unterrichts
- Bei Naturwissenschaften und Lesen entsprach die Verbesserung durch einen 10 Prozent höheren Schüleranteil auf Privatschulen knapp einem Vierteljahr längeren Lernens
- Die Gesamtausgaben für Bildung sanken durch 10 Prozent mehr Schüler auf Privatschulen bis zum Alter von 15 Jahren um 3.209 US-Dollar pro Schüler. Das sind mehr als 5 Prozent der durchschnittlichen Bildungskosten in der OECD.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Schüler von staatlichen Schulen fast genauso stark von dem Wettbewerb profitieren wie Ihre Altersgenossen auf den Privatschulen“, sagt Bildungsforscher Wößmann. „Gleichzeitig sorgt die Konkurrenz für mehr Effizienz. Länder mit einem funktionierenden Wettbewerb zwischen staatlichen und privaten Schulen profitieren insgesamt auch von niedrigeren Bildungskosten.“
Die Größe des privaten Schulsektors ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In den Niederlanden etwa besuchen fast drei Viertel der Schüler Privatschulen. In Belgien, Irland und Korea liegt der Anteil ebenfalls über 50 Prozent. Im Gegensatz dazu haben Privatschulen in Deutschland nur einen Anteil von acht Prozent. In Griechenland, Island, Italien, Neuseeland, Norwegen, Polen, Schweden und der Türkei liegt er sogar unter fünf Prozent.
Die unterscherschiedliche Bedeutung von Privatschulen in den verschiedenen Ländern ist hauptsächlich historisch zu erklären. So bemühte sich die katholische Kirche im 19. Jahrhundert überall dort ein alternatives Schulsystem zu errichten, wo der Katholizismus nicht offizielle Staatsreligion war. Die Auswirkungen dieser Politik sind noch heute nachweisbar. Länder, die im Jahr 1900 keine katholische Staatreligion aber einen hohen Anteil katholischer Einwohner hatten, haben noch mehr als 100 Jahre später einen höheren Privatschulanteil als andere Staaten. Die Wissenschaftler nutzen diese historisch bedingten Unterschiede als „natürliches Experiment“.
„Der katholische Widerstand gegen das staatliche Schulsystem hat in vielen Ländern Strukturen geschaffen, von denen die Schüler noch heute profitieren“, fasst Wößmann zusammen.
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