Der Arbeits- und Ausbildungsstellenmarkt im Juli: Anstieg der Arbeitslosigkeit allein aus jahreszeitlichen Gründen
Nürnberg. „Die gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat sich auch im Juli fortgesetzt. Die Zahl der arbeitslosen Menschen ist einzig aus jahreszeitlichen Gründen leicht gestiegen. Die Erwerbstätigkeit und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wachsen weiter und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist nach wie vor hoch.“, sagt Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit (BA), heute in Nürnberg anlässlich der monatlichen Pressekonferenz.
- Arbeitslosenzahl im Juli: +46.000 auf 2.939.000
- Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich: -247.000
- Arbeitslosenquote im Juli: +0,1 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich weiter verbessert. Die Arbeitslosigkeit ist im Juli allein aufgrund der Sommerpause um 46.000 auf 2.939.000 gestiegen. Die Zunahme ist üblich und geht vor allem darauf zurück, dass sich viele Jugendliche nach Abschluss der Schul- oder Berufsausbildung vorübergehend arbeitslos melden. Darüber hinaus wird die Arbeitslosigkeit im Juli durch urlaubs- und quartalsbedingte Kündigungen beeinflusst. Außerdem werden in vielen Branchen Einstellungen bis nach den Sommerferien aufgeschoben.
Das Saisonbereinigungsverfahren errechnet für den Juli ein Minus von 11.000. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit hat sich gegenüber dem Jahresanfang abgeschwächt. Die Entlastung durch Arbeitsmarktpolitik hat von Juni auf Juli weiter abgenommen; die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit), die Veränderungen in der entlastenden Arbeitsmarktpolitik berücksichtigt, ist deshalb saisonbereinigt stärker als die Arbeitslosigkeit gesunken, und zwar um 17.000.
Im Vergleich zum Vorjahr waren im Juli 247.000 weniger Arbeitslose registriert. Maßgeblich hierfür ist das gute konjunkturelle Umfeld, das zu einem deutlichen Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung geführt und damit die Chancen erhöht hat, die Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung zu beenden. Entlastend wirkt außerdem ein seit mehreren Jahren rückläufiges Arbeitskräfteangebot.
Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben in saisonbereinigter Rechnung weiter deutlich zugenommen und liegen über dem Vorjahresniveau. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im Juni saisonbereinigt um 36.000 gestiegen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat im Mai saisonbereinigt um 86.000 zugenommen (vorläufige Daten).
Nicht saisonbereinigt hat sich die Erwerbstätigkeit von Mai auf Juni um 103.000 auf 40,98 Millionen erhöht. Gegenüber dem Vorjahr ist die Erwerbstätigkeit um 476.000 gestiegen (Quelle: Stat. Bundesamt). Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Mai nach der Hochrechnung der BA bei 28,37 Millionen; gegenüber dem Vorjahr war das ein Zuwachs von 706.000. Dabei hat die sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung im Vorjahresvergleich um 415.000 und die sozialversicherungspflichtige Teilzeitbeschäftigung um 289.000 zugenommen.
Die anderen Konten der Erwerbstätigkeit haben sich gegenüber dem Vorjahr unterschiedlich entwickelt. Die Zahlen der Selbständigen sowie der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten haben sich leicht erhöht. In Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung waren ein Drittel weniger Arbeitslosengeld II-Bezieher beschäftigt.
Die nach dem ILO-Erwerbskonzept vom Statistischen Bundesamt ermittelte Erwerbslosigkeit belief sich in Deutschland für den Juni auf 2,54 Millionen und die Erwerbslosenquote auf 6,1 Prozent.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist auf hohem Niveau, hat aber an Dynamik verloren. Die gemeldeten Arbeitsstellen haben sich im Juli saisonbereinigt leicht um 3.000 erhöht. Nicht saisonbereinigt belief sich der Bestand im Juli auf 492.000 Arbeitsstellen. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Anstieg von 101.000.
Der Stellenindex der BA, der BA-X, bildet die saisonbereinigte Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage am ersten Arbeitsmarkt ab. Von Juni auf Juli hat er sich um drei auf 163 Punkte verringert. Gegenüber dem Vorjahr ist er um 22 Punkte gestiegen.
Die Daten zum Ausbildungsstellenmarkt signalisieren weiterhin eine Verbesserung der Chancen für die Bewerber. Im Zeitraum Oktober 2010 bis Juli 2011 wurden der Ausbildungsvermittlung der BA insgesamt 462.100 Ausbildungsstellen gemeldet, 37.800 mehr als im Vorjahreszeitraum. Zu diesem deutlichen Anstieg beigetragen haben die gute konjunkturelle Lage und das Interesse der Betriebe, sich den eigenen Fachkräftenachwuchs durch Ausbildung zu sichern. Denn der Anstieg bis Juli 2011 geht allein auf ein Plus bei den betrieblichen Berufsausbildungsstellen zurück (+40.800 auf 446.500; außerbetriebliche: -3.000 auf 15.600).
Zugleich haben bislang insgesamt 497.200 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet, 13.300 weniger als im Vorjahreszeitraum. Der demografisch bedingte Trend rückläufiger Bewerberzahlen wird aktuell durch doppelte Abiturjahrgänge in Folge der Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf zwölf Jahre (2011: Bayern und Niedersachsen), aber auch das Aussetzen der Wehrpflicht sowie die Intensivierung des Übergangsmanagements von der Schule in Ausbildung gebremst. Andererseits könnte die zunehmende Nutzung von Online-Plattformen – z.B. der JOBBÖRSE der BA – dazu führen, dass weniger Jugendliche die Ausbildungsvermittlung in Anspruch nehmen.
Die Zahl der noch unbesetzten Ausbildungsstellen lag im Juli mit 135.700 um 27.200 über dem Vorjahreswert. Als noch unversorgt zählten im Juli 145.800 Bewerber, 7.100 weniger als im Vorjahr.
Ausgehend von den Erfahrungen vergangener Jahre dürfte sich die Lücke bis zum Ende des Berufsberatungsjahres weiter schließen. Allerdings wird die Bilanz Ende September gezogen. Dann wird sich zeigen, inwieweit die aktuelle Zunahme der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge tatsächlich auf ein größeres Gesamtangebot an betrieblichen Ausbildungsstellen zurückzuführen ist bzw. ob sich der Einschaltungsgrad der Agenturen durch Betriebe verändert hat.
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