Nicht ohne meinen Master: Junge Studierende sind bildungshungrig
Master Studie 2012 zeichnet ein differenziertes Meinungsbild: Was taugt der Bachelor? Wie zufrieden sind die Studierenden? Wie steht’s mit der Berufsqualifizierung?
Berlin – Das Ergebnis ist ganz und gar nicht im Sinne der Erfinder: Entgegen dem erklärten Bologna-Ziel der Studienzeitverkürzung wollen die meisten der heutigen Bachelor-Studierenden (73%) die Hochschule nicht ohne Mastertitel verlassen. Der Bachelor als erster berufsqualifizierender Abschluss zählt für sie offenbar nicht. Nur 14 % planen, nach dem Abschluss unmittelbar ins Berufsleben zu starten, würden aber möglicherweise später ein nicht-konsekutives Master-Studium aufnehmen. Hierzu passt, dass sich 42% der angehenden Bachelor (noch) nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet fühlen.
Zum zweiten Mal (nach der Master Studie 2009) hat die Berliner Agentur SWOP mit Unterstützung des Zeitverlags Studierende zu ihrem Studium, ihren Weiterbildungsplänen und ihren Vorbereitungen für den Berufsteinstieg befragt. Etwa 1.500 Teilnehmer, studentische Leserinnen und Leser sowie Abonnenten des Magazins ZEIT Campus, zeichnen ein differenziertes Bild vom aktuellen (Zu-)Stand rund 13 Jahre nach Bologna.
Ein wunder Punkt, der durchaus politischen Zündstoff birgt, bleibt der Übergang vom Bachelor zum Master. Hochschulen und Unternehmen sind hier gefordert, mehr und bessere Angebote für den zweiten Studienabschluss zu entwickeln, zum Beispiel in Form von berufsbegleitenden Master-Studiengängen. Will man sich diesem Bildungsstreben junger Studierender nicht verwehren, muss zukünftig die finanzielle Ausstattung der Hochschulen entsprechend aufgestockt werden.
Die Studienergebnisse zeigen auch: Berufsperspektiven hin oder her – die deutschen Studierenden wollen schlichtweg nicht nach drei Jahren Bachelor-Studium und mit durchschnittlich 25 Jahren in den Beruf wechseln, sondern sind motiviert, weitere akademische Qualifikationen (Master-Abschluss, ggf. Promotion) zu erwerben. Das ist legitim und entspricht dem Ideal des lebenslangen Lernens – zumindest in diesem Punkt scheint sich ein wichtiges Ziel des Bologna-Prozesses zu erfüllen.
Die Master Studie 2012 birgt noch weitere, teils sehr überraschende Ergebnisse: So wird das sechsemestrige Bachelor-Studium zwar weiterhin kritisch gesehen, eine Verlängerung hält jedoch nur noch ein Drittel für richtig, weitere 46% sind unentschieden. 22% sprechen sich klar gegen eine Verlängerung aus. Der Anteil derer, die eine Verlängerung klar befürworten, ist aber im Vergleich zur Master Studie 2009 um 13% gesunken. Und überhaupt: Ungeachtet der konstatierten Defizite etwa beim Praxisbezug des Studiums, bei betriebswirtschaftlichen und Projektmanagementkenntnissen ist die Gesamtzufriedenheit seit der letzten Befragung noch einmal leicht gestiegen (75% sind zufrieden oder sehr zufrieden); gerade noch 3% der Studierenden sind unzufrieden mit dem Studium. Die Anlaufschwierigkeiten nach den Bologna-Reformen scheinen vielfach behoben und die Nachbesserungen am neuen System zeigen Wirkung.
Über die Master Studie 2012
Die Master Studie 2012 ist eine Leserbefragung von SWOP. Medien und Konferenzen in Kooperation mit dem Zeitverlag. Neben der ausführlichen Bestandsaufnahme der studentischen Motive, Planungen und Ziele liefern die Studienergebnisse den Hochschulen wichtige Anhaltspunkte für die Planung ihrer Kapazitäten oder die Formulierung strategischer Maßnahmen in Hochschulentwicklung und -marketing. Weitere Informationen über die Master Studie 2012 (Umfang ca. 70 Seiten, 71 Abb. u. Tab.) bietet die Website www.master-studie.de.
Akademische Partner der Master Studie 2012 sind die Fachhochschule für angewandtes Management Erding, die Fraunhofer Academy München und die Hochschule Ruhr West – University of Applied Sciences. Förderer sind die Kyocera Mita Deutschland GmbH, EBZ Business School University of Applied Sciences, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Fachhochschule Mainz Fachbereich Wirtschaft, FHWien-Studiengänge der Wirtschaftskammer Wien (WKW), FOM Hochschule für Oekonomie & Management gGmbH, Hochschule Hof, Hochschule Regensburg, Munich Business School, Postgraduate Center der Universität Wien, Technische Universität Braunschweig, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften School of Management and Law.