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Ethisches Handeln in Unternehmen: eine Frage der Personalentwicklung

Special Guest Rupert Lay

Rupert Lay
Rupert Lay

Ist ethisches Denken und Handeln im modernen Arbeitsleben möglich? Nur wenn es explizit geschult wird, meint Prof. Dr. Rupert Lay SJ. Der Unternehmensberater, Philosoph und Psychotherapeut empfiehlt ein zweijähriges Trainee-Programm, um frisch rekrutierte Mitarbeiter in werteorientierte Unternehmenskulturen einzuführen. Mehr dazu erfahren die Besucher der Zukunft Personal in Köln: Als Special Guest der größten europäischen Fachmesse für Personalmanagement beteiligt sich der 84-jährige Experte am Mittwoch, 18. September, an einem Podiumsgespräch zum Thema Wertewandel in Unternehmen.

„Genauso wie man sein Gewissen schulen muss, damit es in kritischen Situationen nicht versagt, muss man ethisches Handeln trainieren, das letztlich auch Gewissensnormen unterstellt ist“, erklärt Pater Rupert Lay, der seit den 90er Jahren als Ethik-Papst der Wirtschaft gilt. Bei der Ausbildung einer werteorientierten Unternehmenskultur sei das Personalmanagement von entscheidender Bedeutung und müsse eine aktive Rolle spielen, unterstreicht der Philosoph und Unternehmensberater.

Personalentwicklung mit ethischem Anspruch einführen

Ganz konkret rät er Personalverantwortlichen dazu, ein Trainee-System im Unternehmen zu verankern: „Unter der Leitung eines ethisch verantwortlich handelnden Vorsitzenden – am besten eines Vorstands – sollten junge Leute, die von der Hochschule oder aus anderen Unternehmen kommen, erst mal zwei Jahre lang in die Unternehmenskultur eingeführt werden.“ Ein Ziel dabei sei, die Mitarbeiter zu befähigen, Anordnungen, Weisungen oder Befehle auf ihre sittliche Qualität hin zu überprüfen – was gegebenenfalls auch zu einer Auftragsverweigerung führen könnte. „Dies allein unterscheidet letztlich eine Führungskraft von einer Führungspersönlichkeit“, betont der Ethik-Spezialist.

Gespräche, Handlungen und Gedanken auf dem Prüfstand

Doch es fällt nicht immer leicht, so zu agieren: Insbesondere in emotionalen Grenzsituationen, in denen man sich getadelt oder verärgert fühle, müsse sozial verträgliches Handeln eingeübt werden –. „damit man es kann, wenn es darauf ankommt“. Wie aber lässt sich ethisches Handeln in Unternehmen trainieren? „Es fängt mit Kleinigkeiten an“, erklärt Prof. Lay. „Zum Beispiel bei der Überlegung, wenn ich jetzt mit diesem Kunden oder jenem Mitarbeiter spreche, wie gestalte ich das sozial verträglich?“ Gespräche, Handlungen und Gedanken sollten stets darauf ausgerichtet sein, die persönliche Entfaltung aller Beteiligten möglichst zu fördern anstatt einzuschränken. Rupert Lay hält sich selbst an diese oberste Maxime seiner Ethik der Biophilie, der „Liebe zum Leben“: „Vor allen Dingen, wenn ich nicht nur Small Talk mache, bin ich daran interessiert, das Leben der mir anvertrauten Menschen eher zu mehren als zu mindern.“

Endstation Termitenstaat oder Verbund freier Menschen?

Die jüngeren Entwicklungen in der Wirtschaft und Arbeitswelt betrachtet Rupert Lay allerdings eher kritisch: „Die Politik und die Ökonomie betreiben eine Pluralität, die einer Ethik des Humanen nicht gerecht wird“, sieht er die Grundlagen für ethisches Denken und Handeln in Gefahr. Insbesondere die fortschreitende Globalisierung erschwere eine individuelle Werteorientierung, indem sie die Menschen in ihren Entscheidungen unfreier mache. „Die Politik und die globalisierte Wirtschaft versuchen, politische und ökonomische Großgebilde zu schaffen, das heißt kollektive Wirklichkeiten zu schaffen.“ Die unweigerlich damit verbundende Kollektivierung des Denkens und Urteilens begrenze die Möglichkeiten der Gedankenfreiheit – und schränke folglich auch die Handlungsfreiheit ein.

Laut Prof. Lay befindet sich die Menschheit derzeit am Scheideweg: Noch sei unklar, ob sie sich zu einem riesigen „Termitenstaat“ ausforme oder künftig wie ein Verbund freier Menschen organisiert sei, in dem jeder Einzelne seine „Wirklichkeiten“ ausleben könnte. Um der Globalisierung des Denkens, des Wollens und Handelns im Termitenstaat zu entgehen, dürften nicht Systeme diktieren, was sozial verträglich oder unverträglich sei, sondern nur die Ethik. „Ethik ist keine kollektive, sondern eine individuelle Sache. Wenn alle Menschen an diesem einen Strang der Ethik ziehen, werden wir dem Termitenstaat entgehen – aber auch nur dann“, betont Prof. Lay.
Podiumsgespräch auf der Zukunft Personal:

„Werte im Wandel – kein Wandel ohne Werte!? Personaler in der Verantwortung für die Kultur im Unternehmen“, Special Guest Pater Prof. Dr. Rupert Lay im Dialog mit Klaus Bodel, BMW Group Bildungsakademie, und Matthias Mölleney, Präsident der Züricher Gesellschaft für Personalmanagement. Moderation: Thomas Lorenz, Vorstand der A-M-T Management Performance AG, deren Ehrenaufsichtsrat Rupert Lay ist.

Mittwoch, 18. September 2013, 12 bis 12.45 Uhr, Forum 5, Halle 3.1, koelmesse

Über Prof. Dr. Rupert Lay SJ
Der Philosoph, Theologe, Psychotherapeut und Unternehmensberater Prof. Dr. Rupert Lay wurde am 14. Juni 1929  in Drolshagen im Sauerland geboren. 1952 trat er in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie, Theologie, theoretische Physik und Psychologie sowie Betriebswirtschaftslehre. Als „Ethik-Papst“ der Wirtschaft machte sich Rupert Lay in den 90er Jahren einen Namen. Lay veröffentlichte insgesamt mehr als 100 Publikationen, darunter Bestseller wie „Weisheit für Unweise“ und „Die Macht der Moral“. Für seine Verdienste in der Wirtschaftsethik erhielt er 2004 den Fairness-Ehrenpreis der Fairness-Stiftung. Rupert Lay ist bis heute Ehrenvorsitzender im Kuratorium der „Fairness-Stiftung“ sowie Ehrenpräsident des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft.

Pressekontakt:

Petra Jauch
Pressereferentin

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