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„We broke the Internet“: Sourcing Summit Europe setzt Rekordmarke

von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide.

Jonathan Campbell
Jonathan Campbell

Als Jonathan Campbell mit viel Schwung auf dem Podium der ersten europäischen Sourcing Summit Conference in Amsterdam angekommen war, verkündete er zum Auftakt des zweiten Konferenztags zwei Bestmarken: „We broke the Internet“ war die erste Mitteilung, die zweite Rekordmarke war die Twitter-Resonanz mit dem Hash-Tag #SOSUEU. Im Veranstalterland Niederlande war die Tweet-Aktivität rund um diese Konferenz so intensiv, dass das Hash-Tag auf dem sechsten Platz der meistgenutzten Tweets landete. Und die dritte Bestmarke wurde erst in der Abschluss-Diskussionsrunde lanciert: Unter dem Beifall der zahlreichen Konferenzteilnehmern bestätigten die Sourcing-Experten Irina Shamaeva von Braingain aus Kalifornien und Jim Stroud (Bernhard Hodes Group) aus Atlanta, Georgia die wegweisende Professionalität dieser ersten Sourcing Summit Europe Konferenz.

Randstad HO Diemen NL
Randstad HO Diemen NL

Natürlich war es den Konferenz-Teilnehmern nicht gelungen, die Leistungsfähigkeit des Internets zu brechen – doch die intensive Nutzung von SmartPhones, Tablets und Laptops zur Echtzeit-Kommunikation via Twitter stellte die WLAN-Kapazitäten des Konferenz-Zentrums vor grosse Herausforderungen.

 

Die Message der Sourcing Summit Konferenz war klar und eindeutig: Die Zeiten des „Post & Pray“ Recruiting seien vorbei – Vorhang auf für Social Media Sourcing. Wie dies zu bewerkstelligen sei war der rote Faden, der sich durch alle Vorträge und Diskussionsrunden zog. In den sozialen Netzwerken der Internet-Welt tummeln sich so viele qualifizierte Kandidaten – man muss sie nur finden – und dann von einem attraktiven Karriereangebot überzeugen. Auf den ersten Blick erscheint dies eine überschaubare Herausforderung zu sein.

 

Klondike 2.0

Klondike Goldwäscher
Klondike Goldwäscher

Doch die Vorträge der Sourcing Experten zeigten auf, dass es mit einfachen Keyword-Suchen bei Google nicht getan ist – und Social Netzwerke wie LinkedIn, Facebook, Xing & Co gilt es mit Sourcing Techniken zu durchforsten.

Parallelen zum Klondike Gold-Rush und der Gier nach dem schnellen Reichtum kommen auf. 100.000 Glücksritter haben sich im 19. Jahrhundert auf den Weg nach Dawson City aufgemacht, 40.000 sind dort angekommen und nur 4.000 haben wirklich Gold gefunden.

Im Digitalen Sourcing der Web 2.0 Epoche wurden Goldrausch-Werkzeuge wie Spitzhacken oder Goldwaschpfannen ersetzt, leistungsfähige semantische Such-Algorithmen , Bool’sche Algebra und eine Trickkiste voll Sourcing Hacks sind das Gebot der Stunde. Und es wird solange in den Goldadern des World Wide Web geschürft, bis der Rücken schmerzt und die heißbegehrten und knappen Fachkräfte in der Goldwaschpfanne neben all den Kieselsteinen glänzen.

 

Was ist Active Sourcing?

Wolfgang Brickwedde, Institute for Competitive Recruiting
Wolfgang Brickwedde, Institute for Competitive Recruiting

„Active Sourcing, ein wesentlicher Bestandteil einer Strategie des Proaktives Recruitings, ergänzt oder ersetzt die Aktivitäten des reaktiven Recruitings (z.B. Anzeigenschaltung in Print- oder Online und warten auf Bewerber) um eine Komponente, bei der Arbeitgeber proaktiv und gezielt auf bestimmte potentielle Kandidaten zugehen. Active Sourcing kann offline oder online betrieben werden. In der Online-Ausprägung bezeichnet es die Online-Nutzung von Suchmaschinen, Sozialen Netzwerken und Netzgemeinschaften für Zwecke der kurz- und mittelfristigen Stellenbesetzung.“

Weiterführende Informationen

Das reaktive Recruiting zielt auf die aktiv suchenden Arbeitsmarktteilnehmer. Diese lesen Stellenanzeigen (Print – oder Online) und bewerben sich – oder eben auch nicht mehr in der gewünschten Qualität und Menge.

Das proaktive Recruiting erschließt Arbeitgebern auch den latenten Arbeitsmarkt, der ca. dreimal so groß ist wie der aktive Arbeitsmarkt. Proaktives Recruiting schließt dabei alle Maßnahmen ein, die sich nicht nur auf reaktive Recruiting-Aktivitäten wie Anzeigen schalten oder auf Messen zu gehen beschränken. Proaktives Recruiting kann offline oder online durchgeführt werden.

Das Konzept des proaktiven Online-Recruitings, d.h. des Suchens, Finden und erfolgreichen Ansprechens von potentiellen Kandidaten in sozialen Netzwerken (wie z.B. XING, Twitter oder LinkedIn) oder über eine Suche direkt bei Google oder anderen Suchmaschinen nennt man auch „Active Sourcing“ oder noch eindeutiger „Active Candidate Sourcing“.

Wenn Unternehmen nicht nur konkrete Stellen möglichst schnell besetzen, sondern auch sich und die eigene Arbeitgebermarke in sozialen Netzwerken stärken wollen, spricht man auch von Social Media Recruiting. (Quelle: Institute for Competitive Recruting)

Es geht darum, latente und qualifizierte Kandidaten in den Mitgliedsverzeichnissen der Social und Business-Netzwerken zu finden. Neben den Tipps und Tricks der Suchmethoden gilt es ebenfalls, die semantischen Herausforderungen, die sich allein schon aus den sprachlichen und landesspezifischen Eigenschaften in den Ländern Europas ergeben, zu meistern. Und an Herausforderungen mangelt es nicht.

Balazs Paroczay
Balazs Paroczay

Balasz Paroczay von Randstad Hungary machte in seinem Vortrag deutlich, wie gross die Unterschiede sich beim länderübergreifenden Sourcing auswirken und mit welchen Strategien und Techniken geeignete Kandidaten in unterschiedlichen Sprach- und Kulturkreisen identifiziert werden können. Die Technologien der Suchmaschinen standen im Mittelpunkt der Vorträge von Gordon Lockenberg (TomTom) und Oscar Mager von Sonos. Die aktuell erfolgreichen Suchmaschinen sind (noch) textorientiert und die DNA der unterschiedlichen Suchmaschinen sind laut Lockenberg entscheidend für ein erfolgreiches Sourcing.

 

Oscar Mager hingegen stellte die Bedeutung von Fotos in den Mittelpunkt seines wegweisenden Vortrags. Derzeit werden in jeder Minute über 208.000 Fotos in das soziale Netzwerk Facebook hoch geladen und es geht für Sourcing-Spezialisten darum, diesen umfangreichen Datenschatz mit Hilfe spezifischer Bilderkennungstechniken, Geolokalisierungsverfahren und Matching zu durchsuchen um so potentielle Kandidaten zu identifizieren und zu kontaktieren.

Doch bei der Sourcing Summit Europe ging es nicht nur um Theorie, Konzepte oder Strategien – auch die Sourcing-Praxis wurde ausführlich geschildert. Der Höhepunkt dabei bildete die interaktive Source Hack Session – Spezialisten stellten ihre besten Tricks vor und demonstrierten, welche Resultate diese im Echteinsatz lieferten.

Laurent Brouat
Laurent Brouat

Wie vielfältig Recruiting und Sourcing in Europa sein kann erläuterten gleich drei Experten in Parallel-Sessions. Laurant Brouat (Link Humans France) zeigte auf, wie Sourcing in Frankreich funktioniert und welche Schlussfolgerungen sich daraus ergeben,während Geert-Jan Waasdorp von der in Rotterdam domizilierten Intelligence Group aufzeigte, wie cross-border Talent Pools in Europa erschlossen werden können.

Wolfgang Brickwedde, Director des Instituts for Competitive Recruiting in Heidelberg, erläuterte die Besonderheiten in einem der wichtigsten europäischen Arbeitsmärkte, welche sozialen Netzwerke eine wichtige Rolle spielen und welche Verfahren und Strategien erfolgversprechend sind.

Die Sourcing Summit Europe Konferenz zeigte deutlich auf, dass unterschiedliche Vorgehensweisen im Recruiting an der Tagesordnung sind. Das „Post & Pray“-Recruiting und die Publikation von Stellenanzeigen wird zusehends ergänzt mit den Strategien rund um aktives Kandidaten-Sourcing. Spätestens in den Vorträgen und Vorführungen der Sourcing Hacks, als es um die Feinheiten der Bool’schen Suchbegriffe ging wurde deutlich, dass Sourcing nicht nur eine ergänzende Alternative ist, sondern auch ganz anders qualifizierte Spezialisten braucht.

 Weiterführende Links

The Law of Active Sourcing: Rechtliche Rahmenbedingungen

Boolean Black Belt: Using Extended Boolean to Achieve Semantic Search in Sourcing

Besonderheiten des Sourcing in Deutschland

Boolean Strings: Lesen Sie hier den Konferenzbericht Über #SOSUEU auf dem Blog von Irina Shamaeva.

 

 

2 Comments

  • […] “We broke the Internet”: Sourcing Summit Europe sets record (the title was so good that I decided to steal it for this post) […]

  • […] “Mit dem Begriff “Datability” schwappt wieder ein neuer Begriff über den großen Teich herüber. To Hype or not to Hype, thatz ze question. Denglisch hat eben Hochkonjunktur. Aber jetzt im Ernst: Auch für HR wird Datability einen entscheidenden Einfluß nehmen, es hat nur eine andere Begrifflichkeit. Active Sourcing, Direct Sourcing wird der Prozess umschrieben, um die Kandidaten-Ansprache nicht über die klassische Stellenanzeige, sondern über die Recherche im Web zu identifizieren – und dann die Wechselwilligkeit auszuloten und gegebenenfalls das Interesse an einer neuen Karrierechance bei einem anderen Arbeitgeber zu wecken. Wer auf der ersten Europäischen Sourcing Konferenz in Amsterdam (Sourcing Summit Europe) die Vorträge der internationalen Experten gehört und bestaunt hat – kann abschätzen, welche Anforderungen und Differenzierungen auf den (professionellen) Recruiter zukommen. Lesen Sie dazu den Beitrag “We broke the Internet” – Sourcing Summit Europe setzt neue Rekordmarke. […]

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