Viele Qualifikationen – ein Patient
Lösen Berufe wie Arztassistenz und Intensivpflegekraft den eklatanten Mangel an qualifizierten Fachkräften in der Pflege? | Interprofessioneller Pflegekongress am 10. und 11. April ausgerichtet von Springer Medizin in Dresden widmet sich unter anderem der Personalproblematik einer gesamten Branche.
Schon lange steht die Pflege nicht mehr nur vor einem quantitativen Problem, wenn es darum geht, den Anforderungen für die Pflege der Zukunft gerecht zu werden. Hinlänglich bekannt ist, dass die Menschen immer älter und somit auch häufiger und länger pflegebedürftiger werden. Ob zu Hause oder in Kliniken und Heimen – immer mehr Menschen müssen von professionellen Pflegekräften versorgt werden. Neben der mengenmäßigen Bewältigung dieses gesellschaftlichen Problems ist es genauso dringlich, neue qualitative Maßstäbe anzulegen. Die Gewinnung von Nachwuchskräften spielt dabei eine ebenso große Rolle wie die Aussicht auf eine Karriere in der Profession Pflege.
Aus der Not heraus entstehen neue Berufsfelder, über deren Berechtigung im Hinblick auf Patientensicherheit und Patientengefährdung Uneinigkeit zwischen Kliniken, Verbänden und Ärztekammer besteht. Der Personal-Mix in der Pflege ist auch Thema auf dem Interprofessionellen Pflegekongress, den Springer Medizin im zweiten Jahr Anfang April in Dresden ausrichtet. Ein Veranstaltungsblock beschäftigt sich mit den in Deutschland noch jungen Berufen Arztassistent und Intensivpflegekraft (IPK).
„Das Motto des Kongresses ‚Viele Professionen – Ein Patient‘ macht doch klar, dass in der Pflege jede Maßnahme zum Wohle des Patienten geschehen soll“, erläutert Peter Bechtel, Pflegedirektor am Universitäts-Herzzentrum Freiburg/Bad Krozingen und Beirat des Interprofessionellen Pflegekongresses. „Bei den Berufen Arztassistent und IPK laufen wir aber Gefahr, dass genau das in Frage gestellt werden muss. So hat sich beispielsweise die Ärztekammer klar gegen den Arztassistenten positioniert, da ein Mediziner Light nicht akzeptiert werden kann. Die Pflegeverbände schließen sich mit der Begründung an, dass auch eine Supernurse die wahren Personalprobleme nicht löse.“
Beide Berufsbilder gelten unter Fachleuten als Schmalspurqualifikationen und erfüllen nicht die gestellten Anforderungen. „Was die Pflege dringend braucht, ist ein Bundespflegeplan und ein Pflegestruktur-gesetz. Aus beidem resultieren vernünftige Rahmenbedingungen, die u.a. gesetzliche Vorgaben zur Personalausstattung sowie eine Ausbildungs- und Prüfungsordnung regeln. Hyperaktivismus, wie er derzeit an vielen Einrichtungen zu beobachten ist, ist das Ergebnis längst überfälliger Reformen. Zur schnellen Rekrutierung von Arztassistenten wird aus der überstrapazierten Belegschaft Personal abgeworben zwecks anschließender Aus- und Weiterbildung. Wir reißen ein Loch noch größer, um ein anderes quantitativ zu stopfen“.
Nach dem erfolgreichen Auftakt des ersten Interprofessionellen Pflegekongresses im Frühjahr 2013 öffnet der Kongress erneut im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden vom 10. bis 11. April 2014 seine Pforten. Ziel des Kongresses ist, den verschiedenen Professionen im Gesundheitswesen eine zweitägige Plattform zum Austausch zu bieten. Darunter folgende Themen: Pflegerechtliche Aspekte beim geriatrischen Patienten, Arbeit in altersgemischten Teams, Entlastung pflegender Angehöriger oder Multimorbidität und Pharmakotherapie im Alter. Mehr Informationen zum Kongress hier.