Mindestlohn zwingt viele Minijobber zu Entscheidung über Arbeitszeit
München – Die Einführung eines Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde zwingt viele der rund 4,5 Millionen Minijobber in Deutschland zu einer Entscheidung über ihre Arbeitszeit. Auf dieses Problem haben Forscher des ifo Instituts hingewiesen. „Durch die Anhebung der Löhne werden zahlreiche geringfügig Beschäftigte die Schwelle von 450 Euro im Monat übertreffen. Damit würden zusätzliche Sozialabgaben fällig, die das Nettoeinkommen belasten und die Attraktivität solcher Jobs zusätzlich verringern“, sagt Steffen Henzel vom ifo Institut.
Nur eine Begrenzung der Arbeitszeit auf 53 Stunden im Monat ermöglicht es, bei 8,50 Euro Stundenlohn noch genau 450 Euro im Monat zu verdienen. „Diese Sprungstelle findet bislang zu wenig Aufmerksamkeit in der öffentlichen Diskussion“, sagt Henzel.
Je nach den Reaktionen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber könnten längerfristig allein bis zu 863.000 Minijobs verlorengehen, nicht eingerechnet andere Teilzeitjobs und Vollzeitstellen. „Die Ergebnisse hängen allerdings stark von den Annahmen darüber ab, wie Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf den Mindestlohn reagieren und wer vom gesetzlichen Mindestlohn ausgenommen bleibt“, schreibt Henzel in einer Studie für den ifo Schnelldienst 10/2014.
Fazit
Halten sich die Auswirkungen des Mindestlohns bei Vollzeit-
und Teilzeitbeschäftigten (ohne Minijobs) – insbesondere
kurzfristig – im Rahmen, so sind die Effekte auf die
Minijobs beträchtlich; hier sind vor allem in der mittleren
Frist erhebliche Beschäftigungsrückgänge zu befürchten.
Ausschlaggebend für die Intensität der Auswirkungen auf
den Minijobsektor wird auch sein, wie viele von den ausschließlich
geringfügig Beschäftigten, die derzeit mehr als
53 Stunden im Monat arbeiten, ihre Arbeitszeit nicht reduzieren
und wie viele infolgedessen sozialversicherungspflichtig
werden.
Der Text des ifo Schnelldienst-Artikels ist hier: http://www.cesifo-group.de/DocDL/ifosd_2014_10_3.pdf
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