HR BarCamp 2015: Es würde der PR gut tun, sich für Impulse von außen zu öffnen.
von Helge Weinberg
In Berlin trafen sich am 26. und 27. Februar viele der experimentierfreudigsten und kommunikativsten Personaler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Was sich nicht zuletzt in 3.271 Tweets und einer Platzierung in dem Ranking der Top-Twitter Hashtags in Deutschland ausdrückte. Inhaltliche Schwerpunkte waren wie in den Vorjahren Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting.
Crosswater-Redaktionsmitglied Helge Weinberg hat vor Ort mit Philip Müller, Geschäftsführer der PRCC Personalberatung in Düsseldorf, über das HR BarCamp gesprochen.
Das PRCC bietet HR-Services im Bereich Kommunikation und ist aus dem PR Career Center hervorgegangen, dem Karriereportal für die Branche. Im Interview erläutert Müller, warum er Kollegen aus der PR vermisst und warum es ihnen gut getan hätte, am HR BarCamp teilzunehmen.
Crosswater Job Guide: Warum sind Sie auf dem BarCamp?
Philip Müller: Das BarCamp hat sich in den letzten Jahren einen sehr guten Namen gemacht. Wir freuen uns, dass wir uns hier mit HR-Profis aus ganz unterschiedlichen Richtungen austauschen können. Das Format ist sehr innovativ, hier kann man Themen auf das Tableau bringen, die nicht unbedingt Mainstream sind.
Crosswater Job Guide: Welchen Input nehmen Sie mit, was hat Sie besonders beeindruckt?
Müller: Uns als Personalberater treibt die Frage um: Wie stark kann und muss man sich digitalisieren? Was kann man einem Algorithmus überlassen, wo spielt der Faktor Mensch die entscheidende Rolle? Meine Meinung: Beides muss Hand in Hand gehen. Es gibt einerseits Prozesse, die muss man durch Digitalisierung und Online-Anbindung effizienter gestalten. Auf der anderen Seite wird das persönliche Treffen von Menschen immer einen zentralen Stellenwert haben.
Crosswater Job Guide: Stichwort Digitalisierung: Was könnten beispielweise Beratungen tun?
Müller: Wir haben zum Beispiel ein Jobportal (jobs.prcc-personal.de), wo sich Kandidaten mit ihrem Ist-Zustand und ihrem Wunsch-Zustand eintragen können. Damit haben wir eine Pull-Bewegung initiiert. Denn es ist wichtig für uns, dass nicht nur wir spannende Kandidaten ansprechen, sondern dass karriereaffine Menschen auch auf uns zukommen. Die Marke spielt da eine große Rolle, deshalb investieren ja auch Arbeitgeber an dieser Stelle viel Geld und Energie. Und dann nutzen wir natürlich Social Media-Kanäle.
Crosswater Job Guide: Das ist ein spannendes Thema. Welcher Kanal bringt denn die besten Bewerber?
Müller: Das hängt von der Stelle ab. Wenn wir einen Online-Marketing-Manager suchen, dann setzen wir tendenziell stärker auf Facebook und Twitter. Wenn wir einen Pressesprecher oder Leiter Unternehmenskommunikation suchen, dann spielt das persönliche Netzwerk eine größere Rolle.
Crosswater Job Guide: Es sind nur wenige Experten aus der PR hier vor Ort. Sollten nicht mehr hier sein? Oder haben die keine Personalprobleme?
Müller: Das hat mich ein wenig erstaunt, dass wir einer der wenigen Branchenvertreter hier sind. Ich glaube, dass Personalverantwortliche und HRler aus der Kommunikation durchaus vom BarCamp profitieren können.
Crosswater Job Guide: In welcher Hinsicht könnten sie profitieren?
Müller: So wie es auch mir geht, dass man einfach mal in eine neue Richtung denkt. Sich damit auseinander setzt, welche Lösungsansätze es gerade gibt. Austausch mit Kollegen, unter dem Motto „es gibt keine Denkverbote“. Impulse von außen bringen einen ja dazu, die eigenen Ansätze zu hinterfragen. Es würde auch der PR gut tun, sich in dieser Hinsicht zu öffnen.
Crosswater Job Guide: Die Diskussion über das Thema Active Sourcing hat Sie überrascht. Warum?
Müller: Weil es etwas ist, was Personalberatungen schon immer getan haben. Dass das nun als innovativer Service gilt, fand ich bemerkenswert. Aber womöglich war das nur ein Stimmungsbild aus meiner Diskussionsgruppe, das nicht für die gesamte Teilnehmerschaft, geschweige denn die ganze HR-Branche gilt. Da machen wir in unserer täglichen Arbeit ja durchaus auch andere Erfahrungen.
Crosswater Job Guide: Jetzt machen die Personaler Active Sourcing eben selber, das war vorher nicht so.
Müller: Das dachte ich auch. Dann habe ich in der Diskussionsrunde gefragt, wer eigentlich Active Sourcing betreibt. Darauf hat sich kaum jemand gemeldet. Die Gründe sind oft mangelnde Ressourcen, die fehlende Zeit. Was für mich klar dafür spricht, das outzusourcen. Doch auch das scheinen nicht viele zu tun.
Crosswater Job Guide: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Autor: Helge Weinberg ist Berater, Blogger und Journalist aus Hamburg. Seine Agentur Strategie & Kommunikation ist spezialisiert auf Arbeitgeberkommunikation und Employer Branding. Über diese Themen schreibt er auch als Mitglied der Redaktion des Crosswater Job Guide und Korrespondent Hamburg / Norddeutschland des „PR-Journals“.