Wissensarbeit und Big Data: Big Brother im Büro
Wissensarbeit ist messbar geworden. Einige Unternehmen werten bereits Mails, Chats und Kalender aus, um Rückschlüsse auf die Leistung ziehen zu können.
Mit diesem Aufmacher beginnt Ethan Bernstein seinen aktuellen Artikel in Harvard Business Manager. Dabei sind die methodischen Grundlagen schon seit Jahren fest etabliert in den Gesellschaftswissenschaften. Dort gilt die Social Network Analyse als Vorgehensweise, um Verbindungen und Elemente in einem Netzwerk zu analysieren.
So schreiben beispielsweise Sabrina Kulin, Keno Frank, Detlef Fickermann und Knut Schwippert als Herausgeber des Buchs „Soziale Netzwerkanalyse“ [Waxmann 2012]:
„In den letzten Jahrten hat sich die Netzwerkanalyse als eigene Forschungsricbhtung in den verschiedenen sozialwissenschaftlichen Fachdisplizinen etabliert. Sowohl in der Soziologie als auch in der Psychologie und der Erziehungswissenschaft sind Verflechtungen von unterschiedlichen Individuen, Gruppen (Peers) aber auch Institutionen anhand von Netzwerkanalysen – den jeweiligen Forschungsparadigmen der Fachdisziplinen folgend – in den Blick genommen worden.
Im Wesentlichen können hierbei zwei Herangehensweisen unterschieden werden: Die Analysen von ganzen Netzwerken, also die Analyse der Verwobenheit eines Akteurs, einer Gruppe, bzw. einer Institution mit seiner Umwelt. Der erste Ansatz setzt voraus, dass alle Elemente bzw. Akteure und deren jeweilige Verbindungen abgrenzbar und definiert ujnd damit dann auch als Gesamtnetzwerk betrachtet werden können.“
Mit Hilfe des Visualisierungs-Tools Gephi können die Verbindungen und der sich daraus ergebenden Clusters dargestellt werden, wie das Beispiel der LinkedIn-Netzwerk-Beziehungen zeigt.
Weiter führt Ethan Bernstein im Harvard Business Manager aus:
Viele Unternehmen, die die digitale Umwandlung der Industrie angeführt haben, sind gleichzeitig Pioniere der digitalen Umwandlung der Arbeit. Sie ermutigen Führungskräfte explizit viel stärker als früher, Prozesse aus der Distanz zu beobachten. Inzwischen lässt sich sogar Wissensarbeit digital kontrollieren. Volometrix etwa ist ein Start-up-Unternehmen aus Seattle, das aus Firmen-E-Mails, Kalendern, sozialen Netzwerken und Geschäftsaktivitäten Daten zieht und analysiert. Mitarbeiter erhalten eine Art Produktivitätsinstrumentenbrett zu ihren eigenen Kooperations- und Aktivitätsdaten oder zu denen der ihnen unterstellten Personen.
Auf die Gründe kommt es an
Keine Frage: Dieser Dienstleistung haftet etwas Aufdringliches, wenn nicht sogar Unheimliches an, insbesondere wenn der Arbeitgeber nicht darlegt, was die Beobachteten von alledem haben. Denn nur so bringen Firmen Verbraucher dazu, persönliche Informationen herauszurücken: Sie bieten ihnen im Gegenzug etwas an. Doch auch wenn es viel Gerede über den Wert absoluter Transparenz gibt: Was empirische Forschungsergebnisse angeht, die diese These stützen, ist das Gebiet noch ziemlich blank. Was also können Manager anbieten, damit es ihren Mitarbeitern attraktiv erscheint, sich digital kontrollieren zu lassen? Kann Offenheit Arbeitsprozesse vereinfachen? Können die Daten für Anerkennung genutzt werden anstelle von Ermahnungen?
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