Sarrazin reloaded: Bildungserfolg hängt vom Elternhaus, den Genen, dem Vietnam-Krieg ab – wirklich?
Für ihre Studie haben die Ökonomen eine Besonderheit der US-amerikanischen Hochschulgeschichte ausgenutzt: Wer während einer bestimmten Phase des Vietnamkriegs ein Studium absolvierte, war vom Militärdienst befreit. Das hatte zur Folge, dass die Zahl der männlichen Studenten zwischenzeitlich in die Höhe schnellte. Offenbar schrieben sich zahlreiche junge Männer ein, die sonst nicht studiert hätten. Das Argument der Wissenschaftler: Wenn tatsächlich die genetische Veranlagung hinter dem Einfluss der sozialen Herkunft auf die Bildung stecken sollte, müsste der Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der potenziellen Vietnamkriegsteilnehmer und dem ihrer Kinder schwächer ausgeprägt sein als in anderen Generationen. Denn die Gene ändern sich nicht dadurch, dass Menschen ohne entsprechende Veranlagung studieren.
Tatsächlich können die Forscher anhand von Daten des U.S. Current Population Survey allerdings zeigen, dass sich Hochschulbildung bei Vätern der Jahrgänge 1945 bis 1950, die durch ein Studium dem Krieg entgehen konnten, genauso auf den Bildungserfolg der Kinder auswirkt wie in anderen Generationen. Für die Chancen auf akademische Bildung ist demnach die Umwelt entscheidend, nicht die Natur.
Louis N. Christofides, Michael Hoy, Joniada Milla, Thanasis Stendgos:
Nature or Nurture in Higher Education? Intergenerational Implications of the Vietnam-Era Lottery,
IZA Discussion Paper 9046, Mai 2015
(Quelle: http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/editorial/031666.php