Europas App-Sektor boomt: Fünf Millionen Jobs in Europa bis 2018
Brüssel | Berlin: Seit 2009 wurden fast zwei Millionen Jobs geschaffen. Bis 2018 könnte die Branche fast fünf Millionen Menschen beschäftigen und 63 Mrd. Umsatz erzielen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die EU-Kommission am 14.2. 2014 in Brüssel vorgestellt hat.
Der App-Sektor der EU hat sich in weniger als fünf Jahren praktisch aus dem Stand zum digitalen Schwergewicht gemausert. Einem heute in Brüssel vorgestellten Bericht zufolge könnte die Branche bis 2018 4,8 Millionen Menschen beschäftigen und mit 63 Mrd. EUR zur Wirtschaft der EU beitragen.
Die Studie, die von GIGAOM und NUI Galway für die Europäische Kommission erstellt wurde, zeigt, dass Europas App-Entwickler in der Lage sind, eine weltweite Führungsrolle zu übernehmen. Sowohl die Entwickler in der EU als auch ihre nordamerikanischen Kollegen erwirtschaften derzeit jeweils 42 % der Einnahmen aus Apps auf den wichtigsten Märkten der EU und der USA. Obwohl die Zukunftsaussichten gut sind, machen die Entwickler sich Sorgen wegen des Fachkräftemangels und Problemen der Verfügbarkeit und Zersplitterung der Netze, da diese Faktoren den App-Boom gefährden könnten.
Der heutige App-Sektor beschäftigt 1 Millionen Software-Entwickler und 800 000 Mitarbeiter in Marketing und Support. Diese Zahlen könnten bis 2018 auf 2,7 Millionen Entwickler und 2,1 Millionen Supportkräfte steigen. Kunden und Werbetreibende in der EU gaben 2013 6,1 Mrd. EUR für Apps aus. Das sind 30 % der gesamten weltweiten Ausgaben für Apps, und bis 2018 wird ein Anstieg auf 18,7 Mrd. EUR erwartet. Konsum, Werbung und Drittverträge könnten dem App-Sektor innerhalb von fünf Jahren jährliche Umsätze in Höhe von 63 Mrd. EUR bescheren.
Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, erklärte: „Angesichts der steigenden Jugendarbeitslosigkeit geben mir diese Zahlen neue Hoffnung. Der App-Sektor ist ein Bereich der digitalen Wirtschaft, in dem Europa eindeutig führend sein kann. Aber wir müssen die Probleme im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit und Zersplitterung der Netze lösen – ein Grund mehr, auf die Vollendung des Telekommunikationsbinnenmarkts hinzuarbeiten!“
Die Ergebnisse der Studie:
Spitzenstellung der Entwickler von Spiele-Apps in der EU: 28 führende Unternehmen in der EU entwickelten 40 % der 100 umsatzstärksten Apps auf den Märkten der EU und der USA. Drei der fünf Spitzenunternehmen sind nordeuropäische Spieleentwickler (mit King.com, Supercell und Rovio auf den Plätzen 1, 2 und 5), und auch deutsche, französische, spanische und britische App-Entwickler sind über die Grenzen ihrer eigenen Märkte hinweg erfolgreich.
Marktwachstum = Beschäftigungswachstum: 2013 erwirtschafteten die App-Unternehmen 11,5 Mrd. EUR mit der Entwicklung von Apps für Verbrauchsgüter, Bankanwendungen, Medien, Einzelhandel und andere Kunden. 2018 werden sie mit ebensolchen Verträgen voraussichtlich bis zu 46 Mrd. EUR einnehmen. Der App-Boom führt zu neuen Arbeitsplätzen: So plant der Auftragsentwickler Golden Gekko (London/Barcelona) zum Beispiel, seine Belegschaft im nächsten Jahr um 40–50 % zu erweitern, und das Londoner Unternehmen Grapple Mobile, das vor drei Jahren noch ein Drei-Mann-Betrieb war, beschäftigt heute 120 Mitarbeiter und will seine Belegschaft im nächsten Jahr verdoppeln.
Überwindung des Mangels an qualifizierten Arbeitskräften: Rund 38 % der selbständigen und angestellten Entwickler beklagten, dass Unternehmen in der EU Schwierigkeiten hätten, mit den US-amerikanischen Gehältern zu konkurrieren; 31 % bzw. 33 % gaben an, dass die Fachausbildung nicht mit den Entwicklungen Schritt halte, und rund 30 % waren der Meinung, die Unternehmensgründer in der Branche verfügten über unzureichendes unternehmerisches Wissen. Ein Viertel aller Befragten erklärte, es gebe einen Mangel an Entwicklern. Beunruhigend ist weiterhin, dass nur 9 % der Entwickler Frauen sind.
Die Kommission reagiert mit verschiedenen Maßnahmen auf den in der EU herrschenden Fachkräftemangel im digitalen Bereich: Erstens durch Partnerschaften mit der Industrie und anderen Einrichtungen im Rahmen der Großen Koalition für digitale Arbeitsplätze (siehe IP/2014/40). Parallel dazu arbeitet sie mit Schulen zusammen, um digitale Kompetenzen direkt in den vernetzten Klassenraum zu tragen (siehe IP/13/859 und MEMO/13/813). Außerdem unterstützt sie Initiativen an der Basis, wie z. B. die von Neelie Kroes‘ Young Advisers organisierte EU Code Week zur Einführung von Schülerinnen und Schülern in das Programmieren. Die erste EU Code Week, die im November 2013 stattfand, erreichte 10 000 Menschen in 26 Ländern. In diesem Jahr läuft die Code Week in der Woche vom 11. bis 17. Oktober 2014.
Dem Bericht zufolge geben außerdem technische Engpässe und Fragmentierung Anlass zur Sorge. Etwa ein Viertel der Entwickler sprach sich für einen schnelleren Ausbau der 4G-Dienste in Europa aus. Rund 35 % der Entwickler macht die mangelnde Interoperabilität zwischen bestimmten Plattformen wie Android, iOS und Facebook zu schaffen. Ein Großteil der Entwickler beklagte sich darüber, dass de facto eine vollkommene Abhängigkeit von Plattformen bestehe, die von amerikanischen Großkonzernen stammen, was entsprechende Auswirkungen auf die Einnahmen habe.
Neelie Kroes erklärte: „Alle Apps und alle Mobilgeräte benötigen Breitbandnetze. Leider ist der Rahmen für die europäische Telekommunikation von Zersplitterung und Beschränkungen geprägt. Die Folge sind schlechte Drahtlosverbindungen, Schwierigkeiten bei grenzüberschreitenden Verbindungen, von Betreibern blockierte oder gedrosselte Apps und Dienste sowie überteuerte Aufschläge bei der Mobilfunknutzung im Ausland. Für eine Welt von morgen, in der selbst Fahrzeuge vernetzt sein werden und wir uns sogar im Gesundheitswesen auf mobile Apps verlassen, müssen diese Probleme unbedingt gelöst werden.“
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