Arbeitsmarkt

OECD-Umfrage: Arbeitsmigration von deutschen Arbeitgebern noch wenig genutzt

Thomas Liebig, OECD

Paris/Berlin. Ein Drittel der deutschen Arbeitgeber, die vor dem Sommer 2011 Stellen zu besetzen hatten, konnte für zumindest einige dieser Stellen keinen geeigneten Kandidaten finden. Insgesamt 40 Prozent erwarten, dass die Zahl der offenen Posten in den nächsten fünf Jahren wachsen wird. Besonders groß ist der Bedarf an Arbeitskräften auf mittlerem Qualifikationsniveau. Das geht aus einer Umfrage hervor, die OECD und Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) unter 1100 Arbeitgebern mit zehn oder mehr Beschäftigten durchgeführt haben. Die Ergebnisse wurden im Bundesministerium für Arbeit und Soziales präsentiert.

88 Prozent aller Befragten hatten zwischen Juli 2010 und Juli 2011 offene Stellen, 37 Prozent davon konnten nicht alle diese Stellen besetzen. Von diesen Arbeitgebern versuchte jeder vierte, Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. Allerdings war nur rund die Hälfte dabei erfolgreich. Vor allem große Arbeitgeber mit 500 und mehr Beschäftigten stellten Arbeitskräfte aus dem Ausland ein. Meist kamen diese aus der Europäischen Union oder der Europäischen Freihandelszone, etwa die Hälfte der Arbeitgeber warb auch oder ausschließlich Personal aus Drittländern an.

 

In der Hälfte aller Fälle zogen Arbeitgeber erst gar nicht in Erwägung, offen gebliebene Stellen mit Kräften aus dem Ausland zu besetzen. Oft begründeten sie dies mit fehlenden Vorkenntnissen in Verwaltungsangelegenheiten. Kleine und mittelgroße Unternehmen klagten häufiger über dieses Hindernis als große Arbeitgeber. Auch die Komplexität des Verfahrens schreckte Arbeitgeber ab. Darüber hinaus erklärten viele Befragte, sie fürchteten mangelhafte Deutschkenntnisse potenzieller Arbeitsmigranten.

 

Knapp die Hälfte aller Arbeitgeber (46%) würde erleichterte Anwerbemöglichkeiten für Personal aus dem Ausland begrüßen, jeder fünfte ist jedoch dagegen. Gefragt, welche Maßnahmen getroffen werden sollten, um die Anwerbung einfacher zu gestalten, plädierten die Arbeitgeber vor allem für beschleunigte und vereinfachte Verwaltungsverfahren, desweiteren für Hilfe bei der Kontaktaufnahme mit Bewerbern, Unterstützung bei administrativen Verfahren und für Sprachkurse nach der Ankunft in Deutschland. Am niedrigsten bewerteten die Befragten dagegen die Einführung eines Zuwanderungssystems, das die Einreise qualifizierter Zuwanderer ohne konkretes Arbeitsplatzangebot zulässt.

 

Die Umfrage deutet darauf hin, dass deutsche Arbeitgeber verhältnismäßig selten Personal aus dem Ausland anwerben und, dass sie ihre Einstellungspolitik auch vor dem Hintergrund eines erhöhten Arbeitskräftebedarfs nicht zu ändern beabsichtigen. Obwohl sie eine wachsende Zahl freier Stellen auf allen Qualifikationsstufen erwarten, sprechen sich die Arbeitgeber dafür aus, Bewerber aus dem Ausland vor allem nach der Qualifikation auszuwählen. Wo Änderungen in der Arbeitsmigration erwünscht sind, beziehen sich diese eher auf administrative Erleichterungen als auf eine grundlegende Reform.

 

Die Umfrage ist Teil einer Studie zur Steuerung der Arbeitsmigration in Deutschland, die die OECD im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales im kommenden Jahr vorlegen wird. Die Umfrage untersucht die Ansichten deutscher Arbeitgeber zum Arbeitskräftemangel und zur Rolle der Arbeitsmigration in diesem Zusammenhang. Ähnliche Umfragen werden auch in anderen OECD-Ländern durchgeführt.

 

» Präsentation (pdf, 1,2MB, engl.)

Quelle: OECD

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