Flügge geworden: Venture Capitalist Speedinvest verkauft Joblocal an die Funke Mediengruppe
Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide
Die Fraktalisierung des digitalen Recruitingmarkts bietet Chancen und Risiken
Der im Chiemgau domizilierte Jobbörsen-Betreiber Joblocal hat es geschafft. Als Start-up von Venture Capitalist Speedinvest finanziell untersützt, hat das junge Team unter den Gründern Dominic Bönisch und Sebastian Dinzenhofer nun den Ritterschlag erhalten. Speedinvest verzeichnet mit Joblocal den dritten Exit in einem Jahr und entlässt nach Wikidocs, Shpock mit Joblocal ein junges, erfolgreiches Start-up in die schöne weite Wirtschaftswelt. Die Funke Mediengruppe übernimmt Joblocal und folgt mit ihrem Engagement auf ähnlichen Strategiepfaden, wie sie der Axel-Springer-Verlag mit seiner Digital Classified Division schon vor Jahren beschritten hatte.
Speedinvest ist „beeindruckt von den Leistungen, die das Team von Joblocal in den vergangenen drei Jahren erbracht hat. Der Einstieg von Funke beweist nun, dass Joblocal hier etwas erschaffen hat, das den Online-Stellenmarkt verändern wird“, erklärt Daniel Keiper-Knorr von Speedinvest, berichtet die österreichische Computerwelt.
Das Beste aus beiden Welten
Die Produkt- und Entwicklungsstratgegie von Joblocal basiert auf der Kombination von einem Jobmarkt-Modell mit der Platzierung von Stellenanzeigen in regionalen Jobbörsen. Ihre Methode ist das Klonen von Jobbörsen-Plattformen und die Gründung von immer mehr regionalen Jobbörsen-Betreibern, die für regionale Verlagshäuser neue digitale Märkte für die Personalsuche erschliessen. So ist es dem Gründerteam gelungen, eine Reihe von regionalen Jobportalen in Betrieb zu nehmen, wie z.B.
- münchenerJOBS
- oberhausenJOBS
- bochumJOBS
- duisburgJOBS
- essenJOBS
- niederbayernJOBS
- localJobs-Noe.at
- localJobs-Sbg.at
- mittelfrankenJOBS
- rosenheimJOBS
- chiemgauJOBS
- augsburgerJOBS
- JOBS-im-Allgaeu
Die Digitale Evolution im Recruiting
Joblocal demonstriert mit dieser Rollout-Strategie, wie eigentlich die digitale Evolution im Recruiting funktioniert. Das Prinzip ist die Fragmentierung und die Fraktalisierung oder einfach die Umsetzung des Klonen und der Zellteilung.
Es ist den Analysen und Forschungstätigkeiten des französischen Mathematikers Benoit Mandelbrot zu verdanken, der mit seinen Untersuchungen eine neue Art der Mathematik begründete, die Fraktal-Geometrie. Mandelbrot arbeitete während seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am berühmten Institute for Advanced Study in Princeton (New Jersey) mit, wo er von John von Neumann gefördert und unterstützt wurde.
Doch die Fraktalisierung des Digitalen Recruitings ist kein Alleinstellungsmerkmal von Joblocal. In Deutschland wird diese Strategie – egal wie sie benannt wird – schon seit Jahren praktiziert. Die Jobbörse Stellenanzeigen.de klont Ableger ihrer Jobbörse für regionale Zeitungsverlage und füttert diese dann mit Stellenanzeigen aus ihrem eigenen Bestand. Mit einer Nummer Grösser tritt Kimeta, die Darmstädter Jobsuchmaschine, in die Arena des Wettbewerbs.
Die Zukunftschancen des Regionalisierungskonzeptes
Wie geht es weiter mit diesen regionalen Jobbörsen-Klones? Es bleibt abzuwarten. Es bedarf keiner hohen Schule der Unternehmensstrategie, um Jobbörsen nach immer dem gleichen Muster zu klonen, zu vervielfältigen und in regionalen Märkten zu lancieren. Dort verstärkt die neue Präsent bereits bestehende Überlappungen, denn vermutlich ist diese vermeintliche regionale Marktnische schon von etablierten Playern besetzt. Am Ende sieht die Landkarte der regionalen Jobbörsen wie der Fleckenteppich Deutschland aus, wie er nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges 1648 im Westfälischen Frieden dokumentiert wurde. Economies of Scale sehen eigentlich etwas anders aus.