LinkedOut: Geschäftsleiter Till Kaestner und LinkedIn gehen getrennte Wege
Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide
Das Personalkarussel bei LinkedIn dreht sich weiter: Geschäftsleiter Till A. Kaestner scheidet als Commercial Director DACH aus. Wie Gudrun Herrmann, LinkedIn-Pressesprecherin DACH auf Anfrage heute bestätigt, erfolgt die Trennung „in gegenseitigem Einvernehmen“ und aufgrund von familiären Gründen. Nun ist wieder Ariel Eckstein, LinkedIn Managing Director für die EMEA Region, gefordert, rasch einen Nachfolger zu finden und die relativ hohe Fluktuationsrate auf dieser wichtigen Management-Position zu reduzieren.
Der bisherige Management-Track-Record von Till Kaestner legte nahe, dass er für LinkedIn in der DACH Region eigentlich alle wichtigen Voraussetzungen mitgebracht hat:
- Bei T-Mobile EMEA entwickelte Kaestner die Geschäftsstrategie und Business Development für das E-Commerce
- Bei dem Karriereportal Monster Worldwide war er verantwortlich für das E-Commerce Business in Central and Eastern Europe und leitete den Neuaufbau der Marketing-Organisation für Monster Central Europe
- Als Nachfolger von Kai Deininger war er bei LinkedIn als Geschäftsleiter und Commercial Director DACH verantwortlich für die Entwicklung der regionalen Strategie und den weiteren Ausbau des Geschäfts und des Teams
Nach einer Verweildauer von etwas mehr als 2 Jahren entsteht wieder einmal mehr eine neue Vakanz bei LinkedIn in München. Wir erinnern uns: Vorgänger Kai Deininger, der wie Kaestner von der Monster-Organisation kam, verblieb nur weniger als ein Jahr auf dieser Position, die Trennung kam überraschend und kurzfristig, natürlich wieder im „gegenseitigen Einvernehmen“.
Die Management-Fluktuation bei LinkedIn EMEA werfen – jenseits der „persönlichen Gründe“ bei Trennungen ein besonderes Licht auf die Intensität des Wettbewerbs mit dem Deutschland-Platzhirsch XING sowie den überfälligen Anpassungen von LinkedIn auf den deutschen und europäischen Markt. Gut unterrichtete Quellen sprechen davon, dass ähnliche Verwerfungen im Management in Holland vorgekommen seien und in Deutschland die Geschäftsziele für das 1. Quartal 2015 „eklatant verfehlt“ wurden.
Auf internationaler Ebene bläst dem erfolgsverwöhnten Karriere-Netzwerk plötzlich der Wind in’s Gesicht. Nachdem LinkedIn die Erwartungen der Börsen-Analysten bei den Q1-2015-Ergebnissen nicht erfüllt hatte, wurde die Aktie an der Börse „abgestraft“ und verlor über 25%. Hinzu kam, dass die jüngste, milliardenschwere Übernahme des Online-Education-Anbieters Lynda.com nicht überall auf Jubelschreie gestoßen ist.
So kommt der Börsen-Newsservice Seeking Alpha zur kritischen Schlussfolgerung:
LinkedIn suffered one of its worst beatings in years, down as much as 25% following weaker-than-expected guidance for the current quarter. However, it looks like the poor outlook, at least in terms of revenue, is largely due to external circumstances and temporary costs related to its recent acquisition of Lynda.com, rather than a significant decline in the company’s core business, and as such, the selling may be somewhat overdone. Bullish investors could in fact use this recent weakness as a long-term entry point.
Das zeigt, wie intensiv der Wettbewerb bei den Karriere-Netzwerken LinkedIn und XING geführt wird. Xing hat in Deutschland mit weiteren Akquisitionen aufgerüstet und geht mit der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu sowie der jüngsten Akquisition, der Jobsuchmaschine iCjobs bzw. Jobbörse.com in den Ring.
Die Börse scheint momentan XING eine etwas bessere Entwicklung als bei LinkedIn zuzutrauen, schaut man auf den Aktienkursvergleich der letzten drei Monate.
Wer zwischen den Zeilen von Kaestners LinkedIn-Kommentaren lesen will, dem offenbart sich vor dem Hintergrund der Trennung eine ganz persönliche Story.
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