IT-/Engineering-Freiberufler: Mehr Probleme mit Projektverträgen?
Auswertung von GULP: Etwa ein Siebtel der Verträge kommt nicht zustande
München. Die große Mehrheit der Projektverträge kommt problemlos zustande – dennoch gibt es beim Abschluss von Verträgen zwischen IT-/Engineering-Freiberuflern und Projektanbietern wieder mehr Diskussionsstoff. Im Jahr 2008 haben 67,5 Prozent der IT-/Engineering-Freiberufler bei ihrer Bewertung in der GULP Weißen Liste angegeben, dass sie den Vertrag, der ihnen vom Projektanbieter vorgelegt wurde, ohne Änderung unterschrieben haben. 2011 waren es nur noch 60,8 Prozent. Etwa ein Siebtel der Verträge wurde 2011 von den Selbstständigen abgelehnt und kam gar nicht zustande. Das besagt eine Auswertung von GULP, Personalagentur und Projektbörse für IT und Engineering.
Auch wenn es bei weiterhin mehr als 60 Prozent keine Probleme gab, stieg dennoch die Quote der nicht zustande gekommenen Verträge: Im Jahr 2008 gaben 6,5 Prozent der IT-/Engineering-Freiberufler, die ihren Projektanbieter bewertet haben, an den Vertrag nicht unterschrieben zu haben – im Jahr 2011 waren es mit 13,9 Prozent fast doppelt so viele. Es tauchte allerdings schon einmal ein ähnlich hoher Wert auf: 2006 kreuzten 10,7 Prozent der Freelancer an, den Vertrag zurückgewiesen zu haben. Es scheint so, als hätte sich die Situation in den letzten sechs Jahren zuerst verbessert und dann wieder verschlechtert.
Was ist los mit den Verträgen?
Es muss nicht unbedingt an den Verträgen liegen, dass Freiberufler nun wieder häufiger „Nein“ sagen – sondern Selbstständige profitieren derzeit von einer starken Verhandlungsposition. Im ersten Quartal 2012 wurden über GULP insgesamt 46.518 Projektanfragen an IT-/Engineering-Freiberufler geschickt – so viele wie nie zuvor innerhalb von drei Monaten. Die Auftragslage ist gut und die meisten Freelancer sind – abhängig von Qualifikation, Region oder Stundensatz – gut ausgelastet. Da können viele Selbstständige es sich leisten, ein paar Punkte im Vertrag anzusprechen, die sie vielleicht hinnehmen würden, wenn die Auftragslage schmäler wäre. Diskussionsstoff bieten meist unvollständige oder schwammige Tätigkeitsbeschreibungen, falsche Vertragsbezeichnungen, Abweichung von mündlichen Vereinbarungen, Klauseln zu Kundenschutz und Zahlungsfristen, Verträge in Entwurfsfassung oder Vertragsstrafen.
Liegt es am Prozess?
Die Verträge müssen nicht schuld sein an der hohen Quote der Nichtunterschreiber – können aber. Stefan Symanek, Marketing-Leiter von GULP: „Es empfiehlt sich natürlich, nicht erst mit dem Verhandeln zu beginnen, wenn der Vertrag final auf dem Tisch liegt. Das spart den Vertragsparteien Zeit und Ärger und führt dazu, dass sich Freiberufler und Projektanbieter zum Zeitpunkt des Signierens einig sind.“ Projektanbieter, die ihre Verträge erst dann unterschreiben lassen, wenn die Details schon ausdiskutiert wurden, sichern sich zumindest bei dieser Frage in der GULP Weißen Liste eine gute Note.
In der „GULP Weißen Liste“ können Selbstständige mit GULP Profil ihren Projektanbieter bewerten – es gibt sieben thematisch verschiedene Fragenblöcke vom Projektangebot über die Stundensätze bis hin zu Service oder Betreuung. Ein Komplex trägt den Titel „Verträge“, er beinhaltet Punkte wie: Wie fand der Selbstständige den Vertrag? War er für beide Seiten fair? Diesem Themengebiet ist die hier ausgewertete Frage entnommen.
Über GULP:
Mehr als 3.000 Kunden, 75.000 eingetragene IT-/Engineering-Experten, davon 10.000 mit ausgewiesenem Schwerpunkt Engineering, und über 1.000.000 abgewickelte Projektanfragen: GULP ist die wichtigste Quelle für die Besetzung von IT-/Engineering-Projekten mit externen Spezialisten im deutschsprachigen Raum. Als Internet-Jobbörse für Freiberufler ist GULP im Jahr 1996 gestartet. Heute bietet GULP zusätzlich zu den Dienstleistungen einer modernen Personalagentur ein umfassendes Online-Portal mit Informationen und Services rund um das IT-/Engineering-Projektgeschäft. Das in München ansässige Unternehmen erzielte 2010 einen Umsatz von 156,4 Millionen Euro und beschäftigt in der Zentrale und an den Standorten Frankfurt, Hamburg, Köln, Stuttgart und Zürich derzeit über 170 interne Mitarbeiter.