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Mythos Fachkräftemangel: Ein Polit-Komplott?

Martin Gaedt
Martin Gaedt

Martin Gaedt, Autor von „Mythos Fachkräftemangel“, wirbelt Staub auf. Das macht er gerne, gut und oft. Mit seinen prägnanten Analysen und Vergleichen untersucht er die Realitäten des Arbeitsmarkts, und die erscheinen nicht immer so, wie es die offiziellen Medien- und Meinungsdeuter dieser Republik wahr haben wollen. Nun ist das Thema auch bei der ARD gelandet, die hinter dem beklagenswerten Fachkräftemangel gar ein Polit-Komplott wittert. So kündigt sie ihren heutigen Bericht „Das Märchen vom Fachkräftemangel“ an:

„Ingenieursmangel! Ärztemangel! Zu wenig IT-Spezialisten!“ und „Wenn wir nicht gegensteuern, geht es bergab mit Deutschland.“ Das sind alltägliche Schlagzeilen, mit denen Politik gemacht wird. „Der Arbeitsmarktreport“ deckt die Hintergründe des seit Jahrzehnten beklagten Fachkräftemangels auf. Tatsächlich lenkt der lautstarke Hilferuf bewusst ab von gewichtigen Problemen: Lohndumping und Arbeitslosigkeit. Akteure in diesem Spiel sind Lobbyverbände der Wirtschaft, die zusammen mit den Politikern und der Bundesagentur für Arbeit den Arbeitskräftemarkt in Deutschland gestalten.

Kaum ein Lobbyverband hat sich so vehement dafür eingesetzt, ausländische Fachkräfte ins Land zu holen, wie der Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Ingenieure selbst sind es, die dem Verein vorwerfen, er lasse sich von Unternehmen instrumentalisieren und drücke das Mindestgehalt. Weil der Ingenieursverband regelmäßig mit Horror-Zahlen aufwartet, hat man den Ingenieursberuf zum Mangelberuf erster Klasse erklärt und erlaubt Unternehmen jetzt, hochqualifizierte ausländische Fachkräfte einzustellen, zu einem Mindestlohn von 32.500 Euro im Jahr. Früher lag diese Grenze bei 66.000 Euro. Mit Blue Card und europäischer Freizügigkeit sollen Fachkräfte aus Spanien, Griechenland, Rumänien und Bulgarien auf den deutschen Arbeitsmarkt strömen. Deutschland ist stolz darauf, Krisenstaaten zu unterstützen, indem es ihnen Arbeitslose abnimmt.

Sendung nicht verpassen:

ARD Der Arbeitsmarktreport

Mo, 21.07.14 | 22:45 Uhr

Weiterlesen: ARD http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/hr/die-story-im-ersten-der-arbeitsmarktreport100.html?fb_action_ids=10152307031312809&fb_action_types=og.likes

 

3 Comments

  • […] Diskussion um den “Mythos Arbeitsmarkt” nahezu immer und überall, die Experten waren avisiert. Dann wurde aber in gewohnt weichgespülter Art und Weise ein Film über den Arbeitsmarkt gezeigt, […]

  • Es ist tatsächlich so, dass sehr viele Firmen nur noch Leute einstellen die 100% der Anforderungen erfüllen (obwohl die 100% schon alles enthalten was auch nur vielleicht irgendwann mal gebraucht wird) In Weiterbildung und Einarbeitung wird fast überhaupt nicht mehr investiert. Der Mangel an innerbetrieblicher Weiterbildung führt auch dazu, dass bei Führungskräften Lücken vorahnden sind. Das dürfte neben dem Gehalt auch ein Grund dafür sein, das Ältere (d.d. über 40) ungern genommen werden, die könnten ja mehr wissen als die Führungskraft. Ob das ein langfristig tragfähiges Verfahren. für eine High-Tech-Nation sein kann, darf bezweifelt werden.
    Natürlich gibt es Firmen, die Schwierigkeiten haben Leute zu bekommen.
    Aber da fehlt es oft am Vermögen sich mal in die Lage des Bewerbers zu versetzen.
    Da würden sich manchmal Lösungen finden lassen. Mr wurde z.B: eine Stelle als Softwareentwickler für eine exotische Programmiersprache angeboten, für die ich sonst noch nie eine Stelleanzeige geshen habe. Das Unternehmen erstellt eine (!) Software für einen Markt, der vorraussichtlich zurückgehen wird. Außerdem geht der Chef in ca. 10 Jahren in Pension, ich muss aber noch 20 Jahre arbeiten. Ich habe erklärt, dass mir das Risiko zu hoch sei, ich aber bereit wäre, wenn die Arbeit vielseitiger wäre, ich also z.B. noch Administrationsaufgaben übernehmen könnte.
    Aber diese Flexibilität zeigte das Unternehmen nicht. Sie suchen noch immer …

  • Ich bin selbst High-Tech Unternehmer und finde den Film sehr tendenziös und was Ingenieure (und Verwandte Berufe) angeht in mehreren Punkten falsch. Man hätte unsere 5 spanischen Ingenieure befragen können. Alle zu ganz normalem Gehalt ohne Abstriche eingestellt und zufrieden. Sprachkurse vom Unternehmen bezahlt (einschließlich Freistellung für mehrere Wochen). Wie bei anderen Ausländern auch, beispielsweise Ausländern die in Deutschland studiert haben und dann nach dem Studium bleiben wollen. Keine Spur von Dumping. Richtig ist dass Politiker oft sehr unqualifiziert von Fachkräftemangel sprechen. Es gibt ihn, nur 1. nicht in jedem Fach und 2. reicht ein Titel nicht. Was soll ich mit einem Ingenieur, der nicht mal weiß was er in der Diplomarbeit gemacht hat. Oder der so superspezialisiert ist im falschen Fach, dass ich ihn bei Null anfangen lassen muss? Die fachliche Passform muss gar nicht 100% sein, schlaue Leute lernen und wir geben die Gelegenheit, aber eine Basis muss schon da sein. Ing ist nicht gleich Ing. Aus einem Maschinenbauer mache ich normalerweise keinen Elektroingenieur und schon innerhalb des Maschinenbaus ist das Spektrum sehr breit. . Wenn 600 Ingenieure oder –innen sich auf 6 Stellen bewerben, dann ist das vielleicht bei Porsche oder BMW so. Das im Film zu bringen ist tendenziös. Brenke und Bosbach haben übrigens wirklich Null Ahnung. Es gab schon mehrere Filme ähnlichen Inhalts von anderen Autorinnen, jedesmal das gleiche, immer die gleichen „Quellen“. Das reine Brechmittel, wenn man sieht wie sich viele Unternehmen (auch meines) anstrengen, junge Leute für diese Studiengänge zu gewinnen. Was ist denn besser wenn sie Kunstgeschichte machen wo von 20 nur einer einen adäquaten Job bekommt? Man sollte sich nicht alleine auf VDI oder Arbeitsagentur aber auch nicht auf Ausfälle wie Brenke und Bosbach verlassen, sondern konkret gute Unternehmen fragen, wie sie es sehen. Dort spielt die Musik.

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