Nachrichten

DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2015: Personalmarketing ignoriert Industrie 4.0

  • Dr. Peter Littig
    Dr. Peter Littig

    Schlagwort „Industrie 4.0“ taucht in Stellenanzeigen noch nicht auf

  • Arbeitgeber erwähnen keine speziellen Kompetenzen
  • Soft Skills: Teamfähigkeit im Maschinenbau am wichtigsten

Die Suchergebnisse im Web sprechen für sich: 15,5 Millionen Treffer für „Industrie 4.0“. In Kombination mit „Merkel“ sind es immer noch 110.000. Politik, Medien und Marketing haben das Thema für sich entdeckt. Allerdings ignorieren Recruiting- und Personalmarketing-Verantwortliche den Begriff, wie der aktuelle Arbeitsmarkt-Report der DEKRA Akademie zeigt. In Stellenanzeigen erwähnen Arbeitgeber im Maschinenbau-Umfeld nicht, ob sie im Bereich Industrie 4.0 aktiv sind und nur vereinzelt enthalten die Inserate entsprechende Aufgaben.


Für die Analyse wurden 352 Stellenanzeigen daraufhin untersucht, ob die Kandidaten später Aufgaben übernehmen und Kompetenzen benötigen, die in Zusammenhang mit der Entwicklung hin zu einer digital vernetzten Produktion stehen.

Aufgaben im Maschinenbau-Umfeld
Wenn sich Produktionsstätten zu „Smart Factories“ entwickeln, verändern sich die Aufgaben und Arbeitsweisen in der Fertigung und der Logistik tiefgreifend, doch auch andere Disziplinen entlang der Wertschöpfungskette sind von diesem Wandel betroffen. Die Analyse berücksichtigt vor allem Informationen aus Inseraten für die Bereiche Forschung und Entwicklung (F&E), Produktion und Sales.
Zum Verantwortungsbereich der gesuchten F&E-Mitarbeiter gehören neben Entwicklungs- und Konstruktionsaufgaben besonders häufig auch Tätigkeiten in der Dokumentation (37,6 %) und Qualitätssicherung (28 %). Jeder zweite Mitarbeiter für die Produktion baut bei seinem künftigen Arbeitgeber Maschinen auf bzw. nimmt sie in Betrieb. Daneben arbeiten sie mit der Entwicklungsabteilung zusammen und übernehmen ebenfalls Aufgaben in der Dokumentation und Qualitätssicherung.
Bewerber für eine Sales-Position benötigen ein gutes technisches Verständnis, zumal sie häufig technische Dokumentationen anlegen oder Produkte beschreiben sollen (37,6%). Außerdem gehören administrative Tätigkeiten, beispielsweise im Kunden-Support oder bei der Angebotserstellung, zu ihrem Arbeitsalltag. Obwohl viele Unternehmen sich schon mit Industrie 4.0 beschäftigen, finden sich in den Aufgabenprofilen keine Hinweise darauf.

 

Hohe Qualifikation erwünscht

Für mehr als die Hälfte der ausgewerteten Positionen ist ein Studium erforderlich – erwartungsgemäß besonders häufig für F&E-Positionen (70,4 %). Allerdings gibt es hier auch für Kandidaten mit Berufsausbildung interessante Job-Angebote. Bei Sales-Positionen ist ein akademischer Abschluss ebenfalls von Vorteil, wobei aber Arbeitgeber oft bereit sind, alternativ auch Bewerber mit einer Berufsausbildung und entsprechenden Erfahrungen einzustellen. Die Produktion bleibt hingegen eine Domäne der Berufsausbildung, die für mehr als drei Viertel der ausgeschriebenen Stellen ausreicht. Arbeitgeber legen außerdem großen Wert auf Berufserfahrung: Bei mehr als der Hälfte der Offerten haben nur erfahrene Fachkräfte eine Chance und bei gut einem weiteren Viertel ist sie zumindest „wünschenswert“.

Hard Skills: CAD- und Office-Kenntnisse am wichtigsten

Neben Angaben zur formalen Qualifikation enthält etwas mehr als jedes zweite Anforderungsprofil weitere Kenntnisse, die Kandidaten vorweisen sollten. Dies erscheint wenig, aber vermutlich gehen Personaler davon aus, dass Fachkräfte mit den geforderten Studien- oder Ausbildungsabschlüssen die benötigten Fach- und Spezialkenntnisse selbstverständlich mitbringen. Am häufigsten nennen sie Anwendungskenntnisse von CAD-Tools. Über die fachspezifischen IT-Kenntnisse hinaus müssen die künftigen Stelleninhaber die MS Office-Programme beherrschen. Für mehr als jede vierte F&E-Position sind außerdem Projektmanagement-Erfahrungen von Vorteil.

 

Teamgeist und Selbstständigkeit gefragt

Personaler legen in erster Linie bei Mitarbeitern für die Produktion und F&E großen Wert auf Teamfähigkeit (58,7 % bzw. 52,2 %). Wenn in Zukunft Prozesse abteilungs- und unternehmensübergreifend noch stärker vernetzt sind, dürfte diese Eigenschaft weiter an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus sollten es Bewerber gewohnt sein, selbstständig zu arbeiten.

Motivation und Eigeninitiative als Anforderung findet sich hingegen nur bei F&E-Mitarbeitern unter den ersten fünf der gewünschten Soft Skills. Im Sales achten Arbeitgeber vor allem auf persönliche Eigenschaften, die für den erfolgreichen Vertrieb von Produkten nötig sind: Beste Chancen haben hier kommunikations- und durchsetzungsstarke Bewerber mit serviceorientierter Einstellung.

Industrie 4.0 ist ein Zukunftsprojekt, für das viele Unternehmen momentan wegweisende Technologien entwickeln oder ihre Prozesse umstellen. Offensichtlich haben Personalmarketing-Verantwortliche das Marketingpotenzial jedoch noch nicht erkannt, vor allem technische Fachkräfte von der Attraktivität einer Position zu überzeugen, indem sie Aufgaben in einem solchen Umfeld erwähnen.

Ebenso erstaunt, dass nicht nach speziellen Kompetenzen in diesem Kontext gefragt wird. Dies dürfte sich aber schnell ändern, ist sich Dr. Peter Littig, Bildungspolitischer Berater der Geschäftsführung der DEKRA Akademie sicher: „Mittlerweile fragen erste Arbeitgeber Bewerber danach, ob sie die Prinzipien einer digital vernetzten Produktion kennen. Darüber hinaus werden bestimmte Soft Skills wichtiger, denn lernfähige und kreative Mitarbeiter sind definitiv ein Wettbewerbsfaktor. Das gilt zwar nicht erst seit heute, gewinnt aber massiv an Bedeutung, da sich die Rahmenbedingungen immer schneller verändern.“
Inhalte des DEKRA Arbeitsmarkt-Reports 2015:
Im Erhebungszeitraum vom 16. bis 22. Februar 2015 wurden Stellenanzeigen in elf deutschen Tageszeitungen, drei Online-Jobbörsen und einem sozialen Netzwerk ausgewertet. Der Report beinhaltet
· einen Überblick über die Entwicklung der Berufe und Berufsfelder
· eine vertiefende Analyse kaufmännischer Ausbildungsberufe
· eine vertiefende Analyse von Berufen im Bereich Maschinenbau
· einen Exkurs zum Thema „Qualifizierung für Industrie 4.0“
· Expertenkommentare zu HR-Trendthemen

Der DEKRA Arbeitsmarkt-Report 2015 kann kostenfrei per E-Mail unter service.akademie@dekra.com angefordert werden.

Weitere Informationen:
DEKRA Akademie GmbH
Dr. Peter Littig
Tel. 0171.7617400
peter.littig@dekra.com

Über die DEKRA Akademie

Die DEKRA Akademie GmbH, eine Tochter der DEKRA SE, versteht sich als individueller Berater und ganzheitlicher Prozessbegleiter für Qualifizierung. Langjähriges Know-how und Erfahrung aus der Bildungsberatung werden genutzt, um gemeinsam mit Partnern neue Qualifizierungskonzepte zu entwickeln. Mit ihrer praxis-, kunden- und qualitätsorientierten Ausrichtung ist die DEKRA Akademie einer der größten privaten Bildungsanbieter Deutschlands und bereitet jährlich mehr als 100.000 Teilnehmer auf veränderte oder neue berufliche Anforderungen vor.

Über DEKRA

Seit 90 Jahren arbeitet DEKRA für die Sicherheit: Aus dem 1925 in Berlin gegründeten Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein e.V. ist eine der weltweit führenden  Expertenorganisationen geworden. Die DEKRA SE ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des DEKRA e.V. und steuert das operative Geschäft des Konzerns. Im Jahr 2014 hat DEKRA einen Umsatz von rund 2,5 Milliarden Euro erzielt. Rund 35.000 Mitarbeiter sind in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten im Einsatz. Mit qualifizierten und unabhängigen Expertendienstleistungen arbeiten sie für die Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause. Das Portfolio reicht von Fahrzeugprüfungen und Gutachten über Schadenregulierung, Industrie- und Bauprüfung, Sicherheitsberatung sowie die Prüfung und Zertifizierung von Produkten und Systemen bis zu Schulungsangeboten und Zeitarbeit.
Die Vision bis zum 100. Geburtstag im Jahr 2025 lautet: DEKRA wird der globale Partner für eine sichere Welt.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert