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Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquellen

Holger Schmidt
Holger Schmidt

Von Dr. Holger Schmidt, Netzökonom

Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter sind als regelmäßig genutzte Nachrichtenquellen der deutschen Internetnutzer in diesem Jahr an die dritte Stelle geklettert und haben erstmals die gedruckten Zeitungen überholt. Spannend ist vor allem die Dynamik: Innerhalb eines Jahres haben die Netzwerke 6 Prozentpunkte auf 31 Prozent zugelegt, während die Zeitungen 9 Punkte verloren haben und inzwischen nur noch von 29 Prozent der etwa 50 Millionen erwachsenen Onliner in Deutschland als Nachrichtenquelle genutzt wird. Zu diesem Ergebnis kommt der Reuters Digital News Report, für den in Deutschland etwa 2000 Internet-Nutzer über 18 Jahre repräsentativ befragt wurden und dessen deutsche Ergebnisse das Hans-Bredow-Institut aufbereitet (PDF).

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In der Rangliste der regelmäßig genutzten Nachrichtenquellen führt weiter das Fernsehen mit 72 Prozent, das aber in der Gruppe junger Menschen zwischen 18 und 24 Jahren seit dem vergangenen Jahr deutlich an Bedeutung als Informationsquelle für das aktuelle Geschehen verloren hat. Dieser Verlust spiegelt sich auch in der Frage nach der Haupt-Nachrichtenquelle, bei der sich das Fernsehen bei den Älteren gut behauptet, aber in der Gruppe der 18-24-Jährigen innerhalb eines Jahres etwa 10 Prozent an das Netz verliert.  Leichte Verluste muss das Radio hinnehmen, das aber noch an zweiter Stelle liegt.

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Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn die Anbietertypen betrachtet werden, also Quellen unabhängig vom Kanal betrachtet werden. Fernsehen, egal of klassisch oder im Netz konsumiert, verliert als Nachrichtenquelle bei jungen Menschen bis 35 Jahre ebenso stark wie die Zeitungen.

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Je jünger die Menschen, desto geringer ist das Interesse an Nachrichten

Insgesamt scheint das Interesse an Nachrichten in der Gesamtbevölkerung zu sinken.  Sind in der Gruppe 55+ noch 81 Prozent der Menschen sehr stark an Nachrichten interessiert, beträgt der Wert in der Altersgruppe zwischen 18 und 24 Jahren nur noch 54 Prozent. Im Vorjahr betrug dieser Wert von 67 Prozent.

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Ein solch ausgeprägtes Interesse dürfte aber eine Voraussetzung sein, um zahlungsbereit für ein Abonnement zu sein. Was natürlich noch nicht heißt, dass die Menschen dann auch tatsächlich ein Abo abgeschlossen haben. Die Frage, ob sie in der vergangenen Woche eine gedruckte Zeitung gekauft haben, antworteten 60 Prozent der 55+ Gruppe mit Ja, aber nur 27 Prozent unter den 18-24-Jährigen. Dem deutlichen Abfall der Zahlungsbereitschaft für gedruckte Nachrichten steht nur eine leicht erhöhte Nachfrage nach zahlungspflichtigen Online-Nachrichten gegenüber: 11 Prozent der jungen Menschen und 6 Prozent der Älteren haben im vergangenen Jahr einen digitalen Nachrichteninhalt oder eine App gekauft.

Lokale, internationale und politische Nachrichten erhalten in allen betrachteten Altersgruppen das größte Interesse, auch wenn die jungen Menschen insgesamt deutlich weniger Aufmerksamkeit für diese harten Nachrichten aufbringen. Überproportional zum Rest der Bevölkerung interessieren sie sich für Lifestyle, Unterhaltung, Promis und vergleichsweise stark auch für Wissenschaft und Technologie, hat die Umfrage ergeben.

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