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Oscar-Preisträger Kevin Spacey über Virtual Reality & Storytelling: „Habt Mut & nutzt Chancen!“

Simone Janson, Buchautorin und HR-Bloggerin
Simone Janson

Von Simone Janson, Berufebilder.de

Kevin Spacey ist zweifacher Oscar-Preisträger und StartUp-Investor. Im Rahmen der Bits & Pretzels 2016 in München sprach er über Risiken als Chance sowie die Macht von Storytelling & Virtual Reality.

Kevin Spacey, 1959 in New Jersey geboren, wuchs in den Suburbs von Los Angeles auf. Er verließ die rennomierte Juilliard-School ohne Job und Perspektiven, später wurde Jack Lemmon sein Mentor. Von 2003 bis August 2015 war er künstlerischer Leiter des Londoner Old Vic Theatre. Er unterstützt die demokratische Partei und ist mit Bill Clinton befreundet. Von Queen Elizabeth II. wurde er zum Knight Commander of the British Empire ernannt. Im Rahmen seiner in 2010 gegründeten „Kevin Spacey Foundation“ engagiert er sich stark für die Ausbildung und Förderung junger Talente in Schauspiel, als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur. Außerdem investiert er in StartUps im Bereich der Virtual Reality wie WoofbertVR oder Wonder. Seine Positionen, über die er auf der Bits & Pretzels sprach, im Überblick.

Welche Bedeutung hat Storytelling?

Geschichten sind das, was uns zusammenbringt, unser Herz berührt und bewegt. Eine gute Story kann uns näher zusammen-, eine schlechte auseinanderbringen.

Es gibt keine bessere Möglichkeit, als sein Publikum zu erreichen: Nehmen Sie z.B. Starbucks: Eigentlich ist der Kaffee nur einen Dollar wert, aber mit der Geschichte dahinter sind die Leute bereit, vier Dollar zu bezahlen. Was macht den Unterschied aus? Ist es wirklich der bessere Kaffee? Ich bezweifle das. Es ist die Geschichte, die das Unternehmen erzählt.

Und jeder von uns hat Geschichten zu erzählen – etwa auf der Bühne, im Fernsehen, am Lagerfeuer, auf Snapchat, Amazon, Hulu, Netflix – und sogar auf Pornhub. Die Zeit könnte nicht spannender sein als heute – denn es gibt es so viele neue Tools und Techniken, mit denen man Geschichten lebendig erzählen kann. Nur stellt sich die Frage: Wer hört eigentlich zu?

Bits and Pretzels - Day One - Image ©Dan Taylor/Heisenberg Media.
Kevin Spacey Bits and Pretzels – Day One – Image ©Dan Taylor/Heisenberg Media.

Wie ist die Geschichte von Kevin Spacey?

Ich war gerade 13 als ich im Rahmen eines Theaterkurses an der High School Jack Lemmon traf, der mir ein Talent als Schauspieler attestierte. Jahre später, mit 25, studierte ich eben in New York City Schauspiel – und wollte eine Rolle am Broadway als Jack Lemmons Sohn ergattern. Mein Gott, wie hartnäckig habe ich es versucht, 8 Wochen lang, einen Termin zum Vorsprechen zu bekommen.

Schließlich half mir der Zufall: Der Regisseur des Theaterstücks, Jonathan Miller hielt einen Vortrag – und ich setzte mich ins Publikum, mit dem Ziel ihn abzufangen. Neben mir saß eine schicke, ältere Dame aus der Upper Eastside, Perlen und Chanel-Handtasche, sehr wohlhabend – und sie war während des Vortrags eingeschlafen.

Aber aus der offenen Handtasche heraus ragte eine Einladung zu einer Cocktail-Party mit Jonathan Miller am Abend. Auf meinen Schultern stritten sich nun Engel und Teufel. „Das kannst du nicht tun“ sagt der Engel. Aber der Teufel war hartnäckiger:  „Come on, sie ist müde, vermutlich wird sie noch nichtmal hingehen“, flüsterte er. Schließlich nahm ich die Einladung aus der Handtasche, steckte sie meine Jacke und wechselte den Sitz. Auf der Cocktailparty habe ich wirklich lange auf Miller eingeredet, mich vorsprechen zu lassen – und bekam die Rolle. Ich möchte natürlich nicht zu Diebstählen ermutigen, aber dadurch wurde Jack Lemmon mein Freund und Mentor – und als Schauspieler war diese Rolle mein Durchbruch.

Ein Blick in die Zukunft – überwiegen die Chancen oder die Risiken?

Die Welt ändert sich rasant und ist nicht mehr linear: Erinnern Sie sich: Erst vor ein paar Jahren hat Netflix DVDs noch mit der Post verschickt. Stellen Sie sich das mal vor: DVDs mit der Post! Schon bald wird sich das genau so seltsam anhören wie „Ich habe dir eine Kassette mit der Brieftaube geschickt“.

Wenn Sie 2009 etwas im Fernsehen sehen wollten, haben Sie ins Programm geschaut und dann   gewartet, bis die Sendung lief. Das ist heute unvorstellbar: Man hat sich mit der Fernbedienung durch die ganzen Sender gezappt und dann konsumiert, samt Werbung. Oder Sie nahmen die Show auf, um sie später zu sehen. Erinnern Sie sich? So läuft das seit Beginn des TV-Zeitalters – bis heute. Niemand hat dieses System herausgefordert. Schon am ersten Tag am Set von „House of Cards“ haben wir Gespräche mit Netflix geführt, wie man die Serie in einer Art und Weise veröffentlichen kann, wie es noch niemand vorher getan hatte. Netflix hat die TV-Konvention gewaltig durcheinandergewirbelt.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Der Zuschauer will Kontrolle und TV-Sendungen sehen, wann und wie er will. Wenn die Leute sich am Wochenende eine Netflix-Serie nach der anderen anschauen wollen, dann sollten wir sie das tun lassen. Lasst die Leute bingen! Denn Binge-Watching ist im Prinzip nichts Neues. Auf diese Weise haben wir Inhalte schon seit der Erfindung der Gutenberg-Presse konsumiert – etwa Bücher wie „Gullivers Reisen“ oder „50 Shades of Grey“.

Ich denke, die Film-Industrie hat eine Lektion gelernt, die die Musikindustrie noch nicht gelernt hat: Gebt den Menschen das, was sie wollen. Wann sie es wollen. In der Form, in der sie es wollen. Und zu einem angemessenen Preis. Dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Leute für die Inhalte bezahlen werden, statt sie zu stehlen.

Stichwort Virtual Reality – was bedeutet das fürs Storytelling?

Virtual Reality wird eine kraftvolle Empathie-Maschine sein, um Geschichten zu erzählen und 1 zu 1 mit unserem Publikum zu interagieren – und die Unterhaltungsindustrie ist dabei nur die Spitze des Eisbergs: Denken Sie nur an die zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in der Medizin, im Ingenieurwesen oder in der Bildung.

Lesen Sie den ganzen Bericht bei Berufebilder.de hier: http://berufebilder.de/2016/kevin-spacey-virtual-reality-storytelling/

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