Deutschland braucht eine neue Digitale Agenda
■ Bitkom zieht positive Bilanz des ersten digitalen Regierungsprogramms
■ Smart-School-Wettbewerb gestartet
■ Darmstadt wird erste Digitale Stadt Deutschlands
Der Digitalverband Bitkom hat anlässlich des ersten Nationalen Digitalgipfels eine positive Bilanz der Digitalen Agenda der Bundesregierung gezogen. Das erklärte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries in Ludwigshafen. „Zwei Drittel der vor drei Jahren angekündigten Einzelmaßnahmen sind mittlerweile umgesetzt. Das erste digitale Regierungsprogramm ist ein Erfolgsmodell“, sagte Dirks. Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahlen dürfe sich Deutschland aber keinen Stillstand bei der digitalen Transformation leisten.
„Die Digitale Agenda muss in der kommenden Legislaturperiode fortgeschrieben werden und noch ambitioniertere Ziele verfolgen.“ In der zu Ende gehenden Legislatur hat die Bundesregierung etwa die Einführung des 5G-Mobilfunkstandards vorbereitet, eine Rechtsgrundlage für autonomes Fahren geschaffen, die WLAN-Störerhaftung abgeschafft und das IT-Sicherheitsgesetz verabschiedet. Dirks betonte aber auch, dass es weiterhin viel Verbesserungspotenzial gebe, zum Beispiel bei der Digitalisierung der Verwaltung, der Modernisierung des Bildungswesens oder der digitalen Transformation der Wirtschaft.
Für die Digitalisierung sieht der Bitkom auch strukturelle Hemmnisse. „In zentralen Feldern der Digitalpolitik wie Bildung, Medien, Verwaltung und innere Sicherheit hat der Bund keine oder nur beschränkte Zuständigkeiten. Der politische Flickenteppich bremst die digitale Transformation aus“, sagte Dirks. „Die Politik muss die digitale Transformation konzertieren und beschleunigen. Dafür müssen alle Digitalfragen an zentraler Stelle in der Bundesregierung koordiniert werden – möglichst durch einen Staatsminister im Kanzleramt, ausgestattet mit allen notwendigen Rechten und Ressourcen.“
Um die Digitalisierung in einem besonders wichtigen Bereich, der Bildungspolitik, voranzubringen, hat Bitkom zum Digitalgipfel einen Smart-School-Wettbewerb ausgerufen. Mit dem Wettbewerb möchte der Digitalverband Schulen würdigen, die digitale Bildung entweder schon praktisch realisieren oder überzeugende Konzepte für die Digitalisierung von Schule und Unterricht vorgelegt haben.
Die ersten beiden Smart Schools, die sich durch digitale Infrastruktur, digitale Inhalte und Konzepte sowie qualifizierte Lehrkräfte auszeichnen, waren auf dem IT-Gipfel im vergangenen Jahr in Saarbrücken an den Start gegangen. Beim diesjährigen Digitalgipfel werden die Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe (Baden-Württemberg), die Elisabethenschule in Frankfurt am Main (Hessen) und das Leininger-Gymnasium in Grünstadt (Rheinland-Pfalz) als Smart Schools ausgezeichnet. Insgesamt sollen bis Jahresende bundesweit 20 Smart Schools für ihre Anstrengungen gewürdigt werden.
„Bildung ist in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland die wichtigste Ressource“, sagte Dirks. „Digitalisierung und Bildung sind keine Gegensätze, sondern gehören zusammen. Mit dem Modell Smart School wir nun in die breite Fläche gehen.“ Von Bitkom ausgezeichnete Smart Schools können auf die Unterstützung eines breiten Bündnisses aus namhaften Unternehmen zurückgreifen und werden zudem Teil des Schul-Cloud-Projektes des Hasso-Plattner-Instituts (HPI). Darüber hinaus profitieren sie von Workshops zu den Medienkompetenz, Coding und IT-Berufen. Weitere Informationen zu Smart-Schools, Wettbewerb und Bewerbungsverfahren und finden Sie unter https://www.bitkom.org/-Smart-School/.
Mit der Auszeichnung der Siegerstadt Darmstadt ist der Wettbewerb Digitale Stadt im Rahmen des Digitalgipfels zu Ende gegangen. Alle fünf Finalstädte hatten überzeugende Konzepte eingereicht. Darmstadt wird nun von den mehr als 20 Partnerunternehmen mit einer verbesserten Breitband-Infrastruktur, einer zentralen Datenplattform und weiteren innovativen Anwendungen ausgestattet. „Der Wettbewerb Digitale Stadt hat gezeigt, welche Kreativität und Tatkraft die digitale Transformation in Deutschland erzeugen kann“, sagte Dirks. „Unser Ziel ist es, eine Vorzeigestadt zu schaffen, von der alle anderen Kommunen lernen können. Bitkom wird alle Teilnehmerstädte auf ihrem individuellen Weg zu einer digitalen Stadt weiter begleiten.“ Weitere Informationen und Hintergründe zum Wettbewerb finden sich unter www.digitalestadt.org.
Der Digitalgipfel ist das Nachfolgeformat des Nationalen IT-Gipfels, vom dem zahlreiche wichtige Initiativen für die digitale Transformation ausgegangen sind. Neben den ersten Smart Schools war das unter anderem die Digital-Hub-Initiative zur Digitalisierung der deutschen Leitindustrien. Die Idee dazu wurde auf dem IT-Gipfel 2015 in Berlin geboren. Ein Jahr später gingen die ersten fünf Hubs in Frankfurt am Main (FinTech), Dortmund, Hamburg (jeweils Logistik), München (Mobilität) und Berlin (Internet of Things sowie FinTech) an den Start. Zum Digitalgipfel hat sich die Zahl der Standorte auf zwölf erhöht. Unter anderem wird in Nürnberg und Erlangen der Digital Health-Hub eröffnet. Dirks: „Die Digital-Hub-Initiative ist ein enormer Erfolg. Von der ersten Idee bis zur finalen Umsetzung der Initiative dauerte es kaum mehr als anderthalb Jahre. Das zeigt, wie der Gipfelprozess konkrete praktische Ergebnisse bringt.“
Bitkom vertritt mehr als 2.400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.600 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 78 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils 9 Prozent kommen aus Europa und den USA, 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.
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