HR ist seit vielen Jahren eine „lebendige Leiche“
Thomas Sattelberger ist als Ex-Personalvorstand von Lufthansa und der Deutschen Telekom nicht dafür bekannt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen und sich im vorauseilenden Gehorsam diplomatisch und politisch korrekt und zu wichtigen Themen des Personalwesens zu äußern.
Es entspricht seinem Naturell, Themen und Forderungen überspitzt zu formulieren und auf den Punkt zu bringen. „Pinguine stellen Pinguine ein“ gilt als ein typisches Sattelberger-Zitat, mit dem er die Eintönigkeit und Gleichmacherei bei Personaleinstellungen scharf kritisierte.
Thomas Sattelberger (Jg. 1949) galt lange als mächtigster Personalchef des Landes. In seiner Zeit bei Lufthansa gründete er Deutschlands erste Corporate University, bei der Deutschen Telekom boxte er die erste 30-Prozent-Frauenquote in einem DAX-Konzern durch. Heute ist Sattelberger Aufsichtsratschef des Automobilzulieferers Faurecia Automotive und engagiert sich als Vorsitzender der Wirtschaftsinitiative „MINT Zukunft schaffen“. Er zog bei der Bundestagswahl 2017 für die FDP in den Bundestag ein.
Bei Xing erschien dieser lesenswerter Bericht.
Unnütz oder unersetzbar: Brauchen wir noch Personalabteilungen?
Sie galten lange als eines der Herzstücke eines Unternehmens: Human Resources (HR) verantworten alle Themen rund um das Personal. Doch die Digitalisierung verlangt nach neuen HR-Konzepten.
- Viele Personalabteilungen hinken der Digitalisierung noch hilflos hinterher
- Meinungsvielfalt im Talentpool von unten nach oben bringt Unternehmen voran
- Verkrustete Strukturen müssen aufgebrochen und demokratisiert werden
Die Wahrheit kann unbequem sein. Vielleicht sogar schmerzhaft. Und doch bin ich überzeugt: Die Personalabteilungen haben sich viel zu lange vor ihr gedrückt. Während unzählige Studien den ausbleibenden Mehrwert der Human Resources (HR) beklagen, Dax-Unternehmen ihren Personalvorstand gleich ganz abschaffen, die Kritik immer lauter wird, duckt man sich weg. Frei nach dem Motto: Das haben wir aber immer so gemacht – auch wenn die heutige Zeit längst ganz andere Herausforderungen mit sich bringt.
Es ist also an der Zeit zu erkennen: Die deutschen Personalabteilungen, zumindest der überwiegende Teil von ihnen, sind seit zehn Jahren eine lebendige Leiche. Sie überlebt zwar noch, irgendwie. Mehr allerdings auch nicht. Das ist teilweise eine Frage des Könnens. Die Personalabteilungen müssten Treiber der Digitalisierung sein, hinken jedoch hilflos hinterher. Viele Verantwortliche wissen zu wenig über die technologischen und sozialen Kräfte der Arbeitswelt der Zukunft. Sie reagieren zu wenig – agieren noch weniger. Wir brauchen Personaler, die konzeptionell denken können und vor allem wollen. Vielen fehlt es an Spritzigkeit, an Inspiration. Sie selbst sind womöglich nie inspiriert worden – wie sollen sie da junge Talente inspirieren?
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