Corporate Culture demoliert Employer Branding: Deutsche Bank Insider zieht Bilanz
Die Hiobsbotschaften über die Deutsche Bank kommen schon seit Jahren nur noch in homöopathischen Häppchen – so sind sie leichter verdaulich, können leichter vergessen werden und man muss sie nicht immer in einen größeren Zusammenhang stellen. Rechtsklagen in den USA, Risiken im Investmentbanking, Kostensenkungsprogramme, Vorstandsfluktuation: Die Themen sind vielfältig, komplex und ziemlich umfangreich.
Nun nimmt ein Insider der Deutschen Bank, der Chefvolkswirt David Folkerts-Landau, im Interview mit dem Handelsblatt kein Blatt vor den Mund. Die gestellten Fragen sind scharf wie ein Skalpell, die Antworten präzise, offen und auf langjährigen Erfahrungen aufbauend. Und sie brennen wie Salz in einer offenen Wunde.
Wer sich als Employer Branding Experte jemals Gedanken über den Einfluss der Unternehmenskultur machte, in diesem Interview werden die Zusammenhänge offen gelegt.
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Das Handelsblatt-Interview hat in deutschen Medien eine breite Resonanz gefunden.
Zitate:
Manager Magazin
Bemerkenswert ist, dass Folkerts-Landau darin mehrere persönliche Urteile über einzelne Topbanker fällt und damit ein führender Vertreter der Bank mit klaren Worten in den schwelenden Streit um die Schuld an der Misere der Deutschen Bank Börsen-Chart zeigen eingreift. Vor allem den langjährigen Bankchef Josef Ackermann trifft die Kritik an den „Verantwortlichen, die damals gut daran verdienten, unsere Bank größtenteils verlassen (haben), und das in vielen Fällen, ohne dass man sie für ihr Missmanagement zur Verantwortung ziehen konnte.“
Manager Magazin
Dass mit Christian Sewing „nach 16 Jahren wieder ein Deutscher Chef der Deutschen Bank“ ist, findet Folkerts-Landau natürlich gut – auch den damit verbundenen „klaren Neustart“, der eine deutlich schwächere Rolle im Londoner und New Yorker Kapitalmarktgeschäft bringt. Investmentbanking-Fan Marcus Schenck als Vorstandschef „wäre nicht zu vermitteln gewesen“.
FAZ
„Die harte Wahrheit ist, dass fundamentale, strategische Entscheidungen des Managements und des Aufsichtsrates in der Zeit von Mitte der neunziger Jahre bis 2012 die Bank in diese Lage gebracht haben“, sagte David Folkerts-Landau dem „Handelsblatt“.
FAZ
„Die Führung der Bank überließ seit Mitte der 90er Jahre die operative und strategische Kontrolle des Kapitalmarktgeschäfts den Händlern“, analysiert der Chefökonom. „Der damaligen Führung war – unabhängig von ihren ehrenwerten Motiven – die neue Welt des Investmentbankings völlig fremd. Dadurch schlug die Bank eine Richtung ein, die uns nahezu zwangsläufig dahin führen musste, wo wir heute stehen.“
Dass die Händler, das Geschäft massiv ausbauten, ist aus Sicht des Ökonomen folgerichtig. „Wer einen Klempner beauftragt, sein Haus zu bauen, darf sich nicht wundern, wenn es am Ende zu viele Bäder hat.“ (FAZ)
ARD
Weder der Aufsichtsrat noch der Vorstand der Bank hätten Mitte der 90er Jahre das „Wertpapierhandelsgeschäft vollständig durchdrungen“. Auch hätten sie nicht verstanden, dass ein „reverse takeover“, also eine umgekehrte Übernahme der Bank durch die Global Markets-Abteilung stattgefunden habe.
„Man hätte auch besser daran getan, wie heute den Aufsichtsrat mit erfahrenen Fachleuten zu besetzen. Der damaligen Führung war die neue Welt des Investmentbankings völlig fremd“, so der Ökonom. Auch seien die Kontrollmöglichkeiten des Aufsichtsrats durch die Verkleinerung des Vorstands in der Ära Ackermann und der Einrichtung eines Group Executive Committees noch weiter reduziert worden.
Spiegel Online
„Ackermann war dabei auf das magische Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern fixiert. Dieses war damals aber nur unter Inkaufnahme großer finanzieller und ethischer Risiken zu erreichen“, sagte Folkerts-Landau dem „Handelsblatt“. Ackermann habe es zudem versäumt, nach der Finanzkrise die Strategie zu ändern.
„Die harte Wahrheit ist, dass fundamentale, strategische Entscheidungen des Managements und des Aufsichtsrates in der Zeit von Mitte der Neunzigerjahre bis 2012 die Bank in diese Lage gebracht haben“, sagte der Ökonom, der sich erstmals öffentlich dazu äußerte.