Startups sind mit dem Standort Deutschland zufrieden – wenn nur die Verwaltung nicht wäre
- Ämter und Behörden bekommen schlechte Noten von Gründern
- Startups bewerten vor allem Lebensqualität und Infrastruktur positiv
Der Standort Deutschland ist für Startups viel besser als sein Ruf. Ob Absatzmöglichkeiten, Infrastruktur oder Arbeitsmarkt – in praktisch allen Bereichen sind die meisten Gründer zufrieden. Mit einer Ausnahme: Von Ämtern und Behörden sind Startups genervt.
Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 300 deutschen Startups. Rund zwei von drei Gründern (63 Prozent) geben an, dass sie unzufrieden mit der Erledigung amtlicher Angelegenheiten sind, etwa wenn es um den Kontakt zu Verwaltungen geht, die Erreichbarkeit von öffentlichen Stellen oder die dort erbetene Unterstützung. „Startups arbeiten an Lösungen für die digitale Welt und werden von einer analogen Verwaltung gebremst. Wenn es die Politik mit Startup-Förderung ernst meint, muss sie damit in Ämtern und Behörden anfangen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Behörden könnten zudem von Startups ganz direkt profitieren. Es gibt eine ganze Reihe von Gründern, die Ideen für eine digitale Verwaltung haben.“
Großes Lob für Pläne zum Bürokratieabbau im Koalitionsvertrag
Im Koalitionsvertrag ist eine Reihe von Maßnahmen vorgesehen, um Startups von bürokratischen Aufgaben zu entlasten – und die bei Gründern auf große Zustimmung stoßen. So geben drei Viertel (78 Prozent) an, dass ein One-Stop-Shop für Unternehmensgründungen für ihr Startup hilfreich wäre. 7 von 10 Gründern (71 Prozent) sagen dies über den Plan, Startups in den ersten beiden Jahren von der monatlichen Voranmeldung der Umsatzsteuer zu befreien. Ebenfalls 7 von 10 (71 Prozent) befürworten die Pläne für ein digitales Bürgerportal für Unternehmen, in dem alle Verwaltungsleistungen behördenübergreifend miteinander vernetzt werden sollen.
Startups sehen mehr Licht als Schatten
Neben der Bürokratie sind Gründer auch mit anderen Standortfaktoren eher unzufrieden. Jeder zweite kritisiert Kosten und Verfügbarkeit von Gewerberäumen sowie den Zugang zu Finanzierungsquellen (je 49 Prozent), gefolgt von lokalen Förderprogrammen (40 Prozent) und der Personalsituation (37 Prozent), also etwa die Höhe von Gehältern und die Verfügbarkeit von Fachkräften.
Besonders zufrieden sind die Gründer mit der Lebensqualität am Standort ihres Startups (94 Prozent), dem Marktumfeld wie Zugang zu Kunden und Lieferanten (83 Prozent), der Infrastruktur wie Verkehrsanbindung und Breitbandverfügbarkeit (80 Prozent) sowie dem vorhandenen Startup-Netzwerk und der Qualität der Bildungseinrichtungen vor Ort (je 78 Prozent).
Smart Country Convention zur Digitalisierung der Verwaltung
Wie man die Amtsstuben digitalisieren und die öffentliche Hand von einer überbordenden Bürokratie befreien kann, steht im Mittelpunkt der Smart Country Convention. Diese Veranstaltung wird gemeinsam von Bitkom und Messe Berlin erstmals vom 20. bis 22. November 2018 ausgerichtet. Die Smart Country Convention verbindet im CityCube Berlin Kongress, Ausstellung, Workshops und Networking. In diesem Rahmen pitchen auch sechs Startups um den erstmals ausgeschriebenen Smart Country Startup Award. Partnerland der Smart Country Convention ist Dänemark. Die Smart Country Convention wird von dem dänischen Ministerpräsidenten Lars Løkke Rasmussen gemeinsam mit Bundesinnenminister Horst Seehofer eröffnet. Institutionelle Partner sind unter anderem die kommunalen Spitzenverbände Deutscher Städtetag, Deutscher Landkreistag und Deutscher Städte- und Gemeindebund. Unter den Unterstützern sind führende Unternehmen der Digitalwirtschaft wie die Deutsche Telekom und Europas größtes Softwarehaus SAP.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 302 IT- und Internet-Startups in Deutschland befragt. Die Fragestellung lautete „Wie zufrieden seid ihr mit den folgenden Standortfaktoren für euer Startup?“