Azubis in MINT-Berufen pendeln besonders häufig
Die Pendlermobilität von Auszubildenden fällt nicht nur zwischen den Regionen unterschiedlich aus – sie wird auch von Schulabschluss und Ausbildungsberuf beeinflusst. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Vor allem in Berufen, die einen höheren Schulabschluss voraussetzen, finden sich hohe Pendlerquoten der Auszubildenden. Dabei sind Auszubildende in MINT-Berufen – also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – überdurchschnittlich häufig mobil.
Mehr als die Hälfte der Auszubildenden in MINT-Berufen pendelt in einen Nachbarkreis oder darüber hinaus. Auch Auszubildende in Marketing- und Medienberufen sind sehr häufig mobil: Fast jeder zweite von ihnen pendelt für die Ausbildung. In den Bau- und Ausbauberufen oder in Gebäude- und versorgungstechnischen Berufen haben dagegen mehr als drei Viertel der Auszubildenden eine Ausbildungsstelle vor Ort. Unterm Strich absolvieren rund zwei Drittel der Auszubildenden eine Lehre im Wohnortkreis. Falls nicht, müssen sie überwiegend nur in den Nachbarkreis pendeln.
Auszubildende mit Abitur sind überdurchschnittlich häufig mobil. Fast die Hälfte der Abiturienten, aber auch ein Drittel der Auszubildenden mit mittlerer Reife pendeln. Zum Vergleich: Bei den Auszubildenden mit Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss gilt das für etwas mehr als ein Viertel.
„Für die regionale Ausbildungsplatzversorgung spielt insbesondere die Zahl der Großbetriebe vor Ort eine entscheidende Rolle. Viele Großbetriebe in einer Region sorgen dafür, dass dort auch viele Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen“, erklären die IAB-Arbeitsmarktforscher Oskar Jost, Holger Seibert und Doris Wiethölter.
Sie weisen allerdings zugleich darauf hin, dass gut 70 Prozent aller Lehrlinge in kleinen und mittleren Betrieben ausgebildet werden. Diese Betriebe hätten jedoch zumeist eine begrenzte überregionale Sogwirkung auf Jugendliche, so die IAB-Forscher.
Städte wie Hamburg, Düsseldorf oder Stuttgart weisen eine gute Lehrstellenversorgung und durchweg hohe Einpendlerüberschüsse auf. Auszubildende aus ländlich geprägten Gebieten in Ost- und Norddeutschland legen dagegen im Durchschnitt weitere Entfernungen zurück als solche aus stärker verdichteten: „Das eher eingeschränkte Lehrstellenangebot in Verbindung mit hohen Entfernungen zu städtischen Zentren sind Gründe dafür, dass von dort aus weitere Strecken in Kauf genommen werden müssen“, schreiben die Forscher.
Während westdeutsche Lehrlinge fast ausschließlich in westdeutschen Städten und Landkreisen ihrer Ausbildung nachgehen, pendeln knapp vier Prozent der ostdeutschen Auszubildenden in den Westen. Zu Beginn des Jahrtausends lag der Anteil aber noch mehr als doppelt so hoch.
Die Studie ist im Internet abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2019/kb0219.pdf.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)
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