Sie werden nicht glauben, wie Quantenmechanik Ihre time-to-hire reduzieren kann
Von Mark Brenner
Danke für Ihr Interesse…“clickbaiting“ funktioniert scheinbar! Ganz ähnlich verhält es sich mit den Begriffen „artifical intelligence“ und „Künstliche Intelligenz“. Kaum eine Veranstaltung, ein Webinar oder ein Artikel im Geschäftsleben, der ohne diese funktioniert.
AI / KI ist in aller Munde, auch im Recruiting. Arbeitet man sich jedoch einmal tiefer in die Materie ein, stellt man fest, dass der Begriff KI sehr inflationär gebraucht und eher im erweiterten Sinne genutzt wird. Echte KI ist, nicht nur im Recruiting, noch kein Thema für den Massenmarkt. Der Begriff alleine wird zunehmend zum Geschäftsmodell oder zum Verkaufsargument. Die Begrifflichkeit verkauft sich gut und erzeugt ein wahre Sogwirkung auf Unternehmen, die ihr Recruiting modern ausrichten wollen.
Soweit, so gut. Alles, was hilft soll in Ordnung sein und auch Anwendung in der Praxis finden dürfen. Unternehmen sollten jedoch nicht den Faktor „Human Intelligence“ aus dem Fokus verlieren. Egal, wie viele selbsternannte Recruitinggurus oder Lösungsanbieter uns das Gegenteil verkaufen wollen. Von oben betrachtet kann man HI als Pflicht und KI (oder besser: digitale Regelsysteme) als Kür sehen.
Denken Sie einmal an das Thema Partnersuche. Die Zahl der Kanäle und Anbieter ist größer als jemals zuvor. Dating- und Seitensprung Anbieter, Apps und zielgruppenspezifische Communities buhlen um einsame Herzen und versprechen das KI-basierte, mathematisch berechnete perfect match.
Die Liebe für´s Leben – auf Knopfdruck. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Partner- als auch die Kandidatensuche können grob in zwei Prozessschritte zerlegt werden: Anbahnung und Abschluss. Die Vielzahl der digitalen Angebote macht die Anbahnung leichter als jemals zuvor – während der Abschluss immer noch nach den Prinzipien verläuft, die schon vor der Digitalisierung galten.
Was ist nun mit Human Intelligence gemeint?
Ganz einfach: wer glaubt, dass die Digitalisierung von Such-, Ansprache, Auswahl und Einstellungsprozessen eine Revolution bedeutet, die die menschliche Komponente obsolet macht, der irrt. Es handelt sich hierbei eher um eine Evolution. Digitale Werkzeuge können Prozesse oder einzelne Schritte lediglich vereinfachen, beschleunigen oder intelligenter machen. Nehmen Sie die Luftfahrt. Die Grundlagen haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. Die Flugzeuge wurden sicherer, effizienter und schneller, das war es dann aber auch.Bezogen auf die Personalgewinnung: nur dann, wenn im Abschlussprozess der menschliche Faktor stimmt, können Kandidaten begeistert und überzeugt werden.
Konkret kann und sollte das bedeuten:
Menschen entscheiden sich für Menschen. Dies gelingt über Authentizität, Begeisterung, Verbindlichkeit und Ehrlichkeit. Der Recruiter und alle nachfolgenden, im Prozess beteiligten Personen, müssen in der Lage sein, die Entscheidungen im Sinne des eigenen Unternehmens zu beeinflussen. Selbst der motivierteste Recruiter wird einen Einstellungsprozess nicht mit Erfolg beenden können, wenn z. B. der Vorgesetzte des zukünftigen Kollegen immer noch ein vorsintflutliches Verständnis von Mitarbeitergewinnung besitzt.
Oder nehmen Sie die Geschwindigkeit bei Rückmeldungen. First come, first serve ist heute wichtiger als jemals zuvor. Gerade als Personalberater kennt man die Situation, dass während einer Suche mandantenseitig ein immenser Druck aufgebaut wird, der nach Übersendung der ersten Kandidatenprofile massiv abnimmt. Unsere Erfahrung sagt, dass etwa 30 bis 40 % der Kandidaten, die nicht innerhalb von 10 Tagen eine aussagefähige Rückmeldung bekommen, den Prozess aktiv beenden oder zumindest darüber nachdenken.
Fehlende Wertschätzung oder Halbherzigkeit, die aus langwierigen Prozessen abgeleitet werden, sind zwei sehr relevante KO-Kriterien. Die Mitarbeitergewinnung kann insofern nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn alle Prozesse und die daran Beteiligten zu 100 % funktionieren. Als Beispiel kann ein Unternehmen wie Amazon dienen. Die Grundlage für den Erfolg ist ein strikter Fokus auf Kundenorientierung und -zufriedenheit. Letztendlich sind Bewerber oder Kandidaten nichts anderes als Kunden, die im Meer der Angebote die Insel der Zufriedenheit suchen.