Bewerbung

Bewerben? Bloß nicht anonym!

Bewerberberater Gerhard Winkler bringt es auf den Punkt: 10 Gründe gegen die anonyme Bewerbung

1. Bewerben heißt, seinen guten Namen einzusetzen. Anonyme Bewerber sind No-Name-Bewerber.

2. Wozu im Dunklen stehen, wenn man sich als Bewerber direkt unter das Licht zu stellen hat?

3. Gleichstellungsbeauftragte wollen Konformität. Jobanbieter suchen Diversität.

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4. Die Anonymität erschwert es jedem Bewerber, seine Besonderheit zu zeigen. Der Bessere ist immer signifikant anders als seine Mitbewerber.


5. Der Jobanbieter möchte alle notwendigen Angaben sofort. Ihm Kerndaten vorenthalten ist kein guter Anfang für eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung.

6. Jobeignung wird immer sprachlich vermittelt. Jede Datenkürzung ist eine Streichung von sprachlichen Mitteln.

7. Eben die Fakten, die man aus Misstrauen gegenüber einem Jobanbieter verbirgt, findet der sehr oft schon im Web. Alles wird zunehmend personalisiert – nur die Bewerbungen sollen anonym werden?

8. Wer als Bewerber schon aufgrund einer dürftigen Faktenlage eher zu kurz kommt, dem geht gerade mit seiner anonymisierten Bewerbung noch eher die Luft aus.

9. Sofern man seine besondere Befähigung für den Job glaubhaft nachweist, wird man alle die Personen überzeugen, die zur Gewinnung der Besten besonders befähigt sind. Mithin gilt: wer aus guten Gründen an sich selbst glaubt, der braucht auch nicht am Personaler zu zweifeln.

10. Es gibt in Deutschland allerorts Gleichstellungsbeauftragte. Wer immer sie beauftragt hat: es waren keine Bewerber.

Personaler, die Bewerber mit unterschiedlichem Hintergrund nicht gleich behandeln, verfehlen ihren Job. Den Bewerbern geht es sowieso um die Stellung, nicht um die Gleichstellung. Stellenbesetzung ist das Ergebnis einer wechselseitigen Vertrauensbildung. Der Auswahlprozess braucht in diesem Land von hauptberuflichen Integrationsfachkräften nicht gesteuert zu sein. Wer sich als Bewerber unfair behandelt sieht, der wende sich an einen Richter.

 

2012 Gerhard Winkler, jova-nova.com

 

1 Comment

  • Hallo Herr Winkler,

    ja, in der besten aller Welten ist es so, wie Sie es beschreiben. In der idealen Welt wären anonymisierte Bewerbungen in der Tat obsolet, weil alle ihre genannten Argumentationspunkte zutreffen.

    Und natürlich kann man sich bequem auf den Standpunkt stellen, das Personaler, die Bewerber mit unterschiedlichem (Migrations-)Hintergrund, oder Männer/Frauen nicht gleich behandeln, ihren Job verfehlen und eigentlich ausgewechselt gehören. Dem Bewerber, der unter solchen inkompetenten Nulpen in den Personalabteilungen – und davon gibt es reichlich! – zu leiden haben, nützt das leider nichts.

    Die Realität sieht leider anders aus. Auch Sie werden nicht widerlegen können, das beispielsweise Arbeitssuchende mit Migrationshintergrund bei gleicher Qualifikation signifikant schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben als deutsche Bewerber. Das ist meines Wissens u.a. durch Studien der Universität Konstanz belegt. Das gleiche gilt auch für Frauen. Schauen Sie einfach mal rein bei einem produktiven, deutschen Mittelständler, und Sie werden dort mehrheitlich männliche deutsche Angestellte sehen. Kurioserweise ist eine der wenigen Frauen, die einem dort über den Weg läuft, die Personalchefin.

    Dem gegenüber hat ein Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes herausgefunden, das Unternehmen durchaus sehr gut mit anonymisierten Bewerbungen (In den USA, Großbritannien und Kanada übrigens schon längst Standard) umgehen können. Der Studie zufolge sah die Mehrheit der Personalchefs kein Problem darin, dass persönliche Angaben und ein Bewerberfoto fehlten. Insbesondere bei Gesuchen nach Bewerbern mit Berufserfahrung waren die Chancen für Frauen den Job zu bekommen höher als bei einem herkömmlichen Bewerbungsverfahren.

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