Mobile Recruiting muss neu gedacht werden
Interview mit Stepstone-Geschäftsführer Dr. Sebastian Dettmers zu Chancen und Nebenwirkungen beim Mobile Recruiting
Crosswater Job Guide: Der rasante Technologiefortschritt bei der Mobiltelefonie hat unmittelbare Auswirkungen auf die Smartphone-Nutzung. Fahrplan-Auskünfte der Bahn, Börsenkurse oder Preisvergleiche direkt im Supermarkt sind heute eine Selbstverständlichkeit. Daraus schließen die Protagonisten des Mobile Recruiting, dass die Smartphone-Nutzung für die mobile Jobsuche und mobile Bewerbung eigentlich auch an Bedeutung gewinnt. Sehen Sie das ähnlich?
Dr. Sebastian Dettmers:
Absolut! Smartphones erobern definitiv auch den Jobmarkt, und zwar mit steigender Tendenz. Das sehen wir auch an unseren eigenen Zahlen: Die Zugriffe auf StepStone.de von mobilen Endgeräten aus haben alleine seit Jahresbeginn um 50 Prozent zugenommen. Noch signifikanter ist die Anzahl der gezielten Zugriffe auf unsere StepStone App: Die hat sich innerhalb des vorigen Jahres um fast 80 Prozent erhöht.
Crosswater Job Guide: Social Media Recruiting und Mobile Recruiting sind Dauerbrenner in den Diskussionen in einschlägigen Medien. Mit neuen Smartphone-Apps soll die Nutzung für die mobile Jobsuche bequemer gestaltet werden, andererseits erhoffen sich die Jobbörsen-Betreiber eine steigende Reichweite aus diesem zukunftsträchtigen Kommunikationskanal. Welche Erwartungen verbinden Sie damit?
Dr. Sebastian Dettmers:
Darin sehen wir keinen Widerspruch. Die Jobsuche via Smartphone muss bequem sein – und dann erzeugt sie auch Reichweite. Unser Anspruch ist es, Kandidaten die Möglichkeit zu bieten, jederzeit und von überall Jobs zu finden und sich zu bewerben – unabhängig vom Endgerät.
Mobile Recruiting muss allerdings neu gedacht werden: Dies beginnt bei nicht lesbaren Stellenanzeigen und endet insbesondere bei nicht mobilfähigen Bewerbungsprozessen. In der Praxis funktioniert mobile Recruiting in den meisten Fällen noch nicht einmal ansatzweise.
Crosswater Job Guide: Welche Erkenntnisse haben Marktforschung und Studien offengelegt, die als Entscheidungsgrundlage für die Entwicklung einer Stepstone-App für Mobile Recruiting dienten?
Dr. Sebastian Dettmers:
Viele! Um ein Beispiel zu geben: Eine unserer Umfragen unter 17.000 Fachkräften hat gezeigt, dass 80 Prozent ihr Smartphone gerne stärker für die Jobsuche nutzen würden – und auch für die Bewerbung! Leider sind diesem Wunsch praktische Grenzen gesetzt, Kandidaten können sich vielfach mobil nicht bewerben.
Unternehmen haben wir auch befragt: Von ihnen gibt die Hälfte an, eine Kurzbewerbung per Smartphone einer ausführlichen Bewerbung vorzuziehen, wenn sie dadurch mehr Bewerbungen erhielte. Aus diesem Grund bedienen wir mit unserer neuen App die Ansprüche von Jobsuchenden genauso wie von Arbeitgebern. Die Bewerbung per Smartphone funktioniert schnell und einfach per Klick und kommt beim Unternehmen strukturiert und übersichtlich an.
Crosswater Job Guide: Mobile Recruiting kann entweder durch die Nutzung mobiler Webseiten oder durch den Einsatz spezieller Smartphone-Apps erfolgen: Wo liegen die Unterschiede, welche Vorteile bieten die beiden Alternativen?
Dr. Sebastian Dettmers:
Die Vorteile einer App liegen in der viel stärkeren Individualisierbarkeit. Eine App passt sich dem Nutzer an und hilft ihm besser, den passenden Job zu finden. Die App kennt meine vergangenen Suchen, sie informiert mich mit Push-Nachrichten, wenn neue passende Jobs auf StepStone erscheinen, und ich kann mich leichter auf offene Jobs bewerben. Dies können mobile Webseiten nur eingeschränkt leisten.
Crosswater Job Guide: Welche innovativen Funktionen bietet die neue Stepstone App oder handelt es sich eigentlich nur um eine 1:1 Fortschreibung der bestehenden Desktop-Jobsuche?
Dr. Sebastian Dettmers:
Die App bietet einige deutliche Vorteile gegenüber der Desktop-Suche. Zuallererst örtliche und zeitliche Unabhängigkeit: Man bewirbt sich per Klick wann und wo man möchte – das kann in der U-Bahn, an der Supermarktkasse oder im Park sein. Dank praktischer Standort- und Umkreissuche kann man Stellen in der Nähe entdecken, Jobs speichern und später in der App oder auf dem PC erneut abrufen. Interessante Stellen kommen automatisch aufs Smartphone. So bleiben Jobsuchende über neue Karrieremöglichkeiten immer auf dem Laufenden.
Crosswater Job Guide: Datenschutz, Vorratsdatenspeicherung, Sicherheit der Privatsphäre: Welche konkreten Maßnahmen sind bei der Stepstone App – insbesondere bei der Mobilen Bewerbung – umgesetzt worden?
Dr. Sebastian Dettmers: Wir nehmen das Thema Datensicherheit bei StepStone sehr ernst. Unsere Sicherheitsmaßnahmen prüfen wir kontinuierlich und passen sie aktuellen Entwicklungen auf diesem Gebiet an. Ziel ist der höchstmögliche Sicherheitsstandard für unsere Kunden und Nutzer gegen jegliche Form von Datenmissbrauch. Das gilt für unsere App genauso wie für unsere anderen Plattformen.
Crosswater Job Guide: Als führendes Karriereportal kann Stepstone die Funktionalität der mobilen Jobsuche gut beeinflussen und so die User Experience positiv gestalten. Allerdings muss der Smartphone-Nutzer bei der Mobilen Bewerbung in einigen Fällen einen Medienbruch feststellen, der die User Experience negativ beeinflussen kann.
Das erstreckt sich über die Lesbarkeit und Verständlichkeit von Stellenanzeigen bis hin zu komplizierten Bewerbungsprozessen in Bewerbermanagement-Systemen, die vom Arbeitgeber beeinflusst werden. Der Bewerber muss sich bei der Smartphone-App auch den Herausforderungen stellen, dass viele Arbeitgeber komplette aussagekräftige Bewerbungsunterlagen fordern – auch bei einer mobilen Bewerbung via Smartphone-App. Wie kann Stepstone diese teils negative User Experience positiv beeinflussen?
Dr. Sebastian Dettmers:
Die technischen Möglichkeiten für eine einfache mobile Jobsuche haben wir bereits geschaffen: Die betrifft zum einen bereits mobil optimierte Stellenanzeigenformate, die wir in Zukunft noch weiter entwickeln werden. Dazu kommt die StepStone Bewerbung per Klick: Jobsuchende können ihre Bewerbungsunterlagen einmalig hochladen, haben sie ab dann immer griffbereit und können sie wiederverwenden.
Wer möchte, nutzt oder individualisiert das vorformulierte Anschreiben. Kandidaten profitieren also von einem wesentlich vereinfachten Bewerbungsprozess – ohne, dass die Unterlagen, die für Recruiter relevant sind, selbst an Aussagekraft verlieren. Kurz: Wir bieten alle Möglichkeiten zu einer positiven Candidate Experience bei der Jobsuche und bei der Bewerbung.
Viele Recruiter erkennen bereits die Vorzüge dieser Innovationen und arbeiten aktiv mit uns daran, sich fit für zukünftige Bewerbungswege zu machen. Ich bin zuversichtlich, dass die von ihnen beschriebene negative User Experience damit bald der Vergangenheit angehört.
Crosswater Job Guide: Steigerung der Nutzerhäufigkeit und Reichweite, Erleichterungen bei der Jobsuche, Vorteile im Wettbewerb mit anderen Jobbörsen: Welcher Aspekt ist für StepStone besonders wichtig?
Dr. Sebastian Dettmers:
Unser oberstes Ziel ist es, Kandidaten und Unternehmen möglichst einfach und schnell zusammenführen. Daher ist die einzige Zahl, an der wir uns messen lassen, der Recruitingerfolg unserer Kunden. Mit einer Kundenloyalität von 96% sind wir da auf einem guten Weg.
Vielen Dank, Herr Dr. Dettmers, für das Gespräch.