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Arbeitgeberbewertungen: Sprung auf einen fahrenden Zug

von Gerhard Kenk (Crosswater Job Guide)

Uli Baur, FOCUS

Eigentlich ist es eine tolle Sache: Ein bekanntes Wirtschaftsmagazin schließt sich mit einem bekannten Business-Netzwerk zusammen und beauftragt einen Umfrage-Dienstleister, eine repräsentative Umfrage zum Thema X oder Y oder Z zu machen. Effizient, repräsentativ, knackig formuliert und ganz im Zeitgeist des Web 2.0. Endlich wird der Intransparenz der Kampf angesagt, es geht um nicht weniger als den besten Arbeitgeber in Deutschland zu finden. Bewerber brauchen sich nicht mühsam vorab über ihren Wunscharbeitgeber informieren, Personaler können ihr Budget für das Employer Branding zusammenstreichen (wenn sie denn eines haben) – Aldous Huxley hätte es mit „Brave New World“ nicht knackiger betiteln können.

Wie Hubert Burda Medien heute mitteilt, plant FOCUS in Zusammenarbeit mit XING und mit Unterstützung von Statista eine repräsentative Umfrage, um „Deutschlands besten Arbeitgeber“ zu suchen. Dabei focussieren sich die Focus-Meinungsmacher auf die Crème-de-la-crème: Arbeitgeber mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, insgesamt sollen in der Umfrage 5.000 Arbeitgeber befragt werden, das ist immerhin beträchtlich mehr, als Marktforschungsunternehmen wie TNS als Panel-Untergrenze bei Repräsentativumfragen ansehen.

Damit springen die Macher der Umfrage wieder einmal mehr auf einen Zug, der bereits fast abgefahren ist. UNIVERSUM publiziert Ergebnisse der beliebtesten Arbeitgeber, die sie in Umfragen unter Studenten und Absolventen gewonnen haben. Ob die Umfrageteilnehmer jemals ein Büro oder eine Fertigungshalle dieser Arbeitgeber von innen gesehen haben, spielt keine Rolle. Und auch das Wiener Brüder-Paar, Mark und Martin Poreda, haben mit ihrem Arbeitgeberbewertungsportal kununu.com einen Zug in Gang gesetzt, der schon lange an Fahrt aufgenommen hat und mittlerweile als eines der wichtigsten Portale dieser Art in Deutschland gilt. Selbst einige Personaler, die dieser Transparanz anfänglich skeptisch entgegenstanden, sind stolz, wenn sich ihre Firma bei kununu wiederfindet.

Wieviel unterschiedliche Arbeitgeberbewertungen braucht dieses Land?

Hier sind natürlich die FOCUS- und XING-Marketeers gefordert, ihren doch so einzigartigen USP klar herauszuheben. Das hört sich dann im Werbesprech so an, wie FOCUS in seiner Mitteilung klarstellt: “ Im Gegensatz zu vielen anderen Arbeitgeber-Rankings führt FOCUS keine bezahlten Audits durch und beschränkt sich nicht auf spezielle Zielgruppen wie etwa Studenten oder Young Professionals. “

Die Begrenzung auf Arbeitgeber mit mehr als 1.000 Mitarbeitern schafft eine künstliche Exklusivität, weil dadurch die Hidden Champions des Landes nicht berücksichtigt werden – denn Mittelstandsunternehmen können einfach nicht auf dem Radarschirm der Statistika-Umfragen erscheinen.

Spannend wird es werden, welche der Groß-Unternehmen Deutschlands (siehe Liste in Wikipedia) es in das FOCUS-XING-Arbeitgeberranking schaffen. Bei den angestrebten 5.000 repräsentativen Umfrageteilnehmern dürften im Schnitt also etwa 50 Bewertungen pro Arbeitgeber aus der Wikipedia-Liste anfallen.

Weiterführende Links:

Karrierebibel: Fünf Arbeitgeberbewertungsportale im Vergleich: kununu, Jobvoting, Kelzen, Bizzwatch, MeinChef

1 Comment

  • […] hat sich der “Grandfather of Recruitingblogs” in Deutschland, Gerhard Kenk, auf seinem Portal Crosswater-Jobguide auch Gedanken zu der Thematik gemacht. Das an sich ist nichts Außergewöhnliches, interessant ist aber, dass wir die Artikel absolut […]

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