Jobverlust für Manager – in welche Richtung soll es zukünftig gehen?
Von Armin Betz, HR-Consult-Group AG
Raus mit Mitte 40 – eine Erfahrung, die zum Beispiel Sven Paaschburg mit vielen anderen Managern teilte: Erst jahrelang Woche für Woche 60, 70, 80 Stunden arbeiten, bis spät abends im Büro sitzen oder auf Dienstreisen unterwegs sein, Mitarbeiter instruieren, Projekte planen, Strategien aushecken – um dieses Engagement plötzlich von 100 auf null zurückfahren zu müssen, weil der Arbeitgeber die Stelle gestrichen hat. Die Abfindung erscheint höchstens auf den ersten Blick üppig, spätestens nach Abzug der Steuer wird klar: Lange reicht das Geld nicht für den bisherigen Lebensstatus, die Raten fürs Häuschen und die Ausbildung der Kinder.
Den ersten Paukenschlag erlebte er direkt im Jahr seines Dienstantritts: Als Sven Paaschburg 2008 seinen neuen Job bei einem Mittelständler antrat, machten dessen Mitarbeiter bundesweit Schlagzeilen. Um einen Standort zu erhalten, erklärte sich die Belegschaft dazu bereit, künftig wöchentlich 40 statt der im Tarifvertrag vereinbarten 35 Stunden zu arbeiten – ohne Lohnausgleich. Damit sicherten die Angestellten dem Unternehmen eine Zehn-Millionen-Euro-Investition der Muttergesellschaft.
Paaschburg selbst startete mit Schwung in den neuen Job: Er übernahm die Leitung eines Teams von 25 Mitarbeitern, engagierte sich in Projekten, tüftelte über Strategien, machte Überstunden, verdiente gutes Geld.
Nach seiner Elektrikerlehre hatte er parallel zu seiner damaligen Stelle Betriebswirtschaftslehre studiert und erfolgreich abgeschlossen. Diese Mühen schienen sich nun auszuzahlen – bis Ende 2014 der Schock kam: Paaschburg wurde betriebsbedingt gekündigt. Nach insgesamt 19 Jahren im Unternehmensverbund, davon die letzten sechs als Teamleiter, stand er mit 43 Jahren plötzlich auf der Straße.
Scheitern war bislang nicht vorgesehen.
Bei erfolgreichen Führungskräften mit glattem Karriereverlauf ist die Erschütterung, die mit der Entlassung ausgelöst wird, besonders groß. Deshalb scheint es noch schmerzhafter festzustellen, egal wie du dich in den letzten Jahren verdient gemacht hast oder aber abgemüht hast, in Zukunft bist du auf Jobsuche.
Phänomen Präsentismus.
Hinzu kommt, dass viele Manager sprichwörtlich bis zum Umfallen arbeiten. Oft aus Angst heraus zu versagen oder aus Sorge vor beruflichen Nachteilen, wie eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin im März mitteilte.
Mit Sachlichkeit und Offenheit trumpfen.
Etwa jede vierte Neubesetzung basiert auf einem persönlichen Kontakt, dass ergab die Studie des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 2014. Tendenz steigend!
Wer sich um eine leitende Funktion bewirbt, wird von seinem potenziellen Arbeitgeber vorab sorgfältig durchleuchtet. Wer es im Bewerbungsgespräch mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, ruiniert seinen Ruf nachhaltig. Wer hinterher auffliegt – und das ist die Regel – riskiert durch den Täuschungsversuch gar eine fristlose Kündigung.
Ausdauer bei der Jobsuche macht sich bezahlt.
„Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis Führungskräfte wieder eine adäquate Position finden“, bestätigt Armin Betz, HR Consult Group. Also gilt es die Zeit sinnvoll zu nutzen. Dafür schaffen es aber viele Jobsuchende in den Führungsetagen in bessere Positionen als vorher einzusteigen.“
Auch Sven Paaschburg hatte nach seiner Entlassung zunächst überlegt, sich als Unternehmensberater selbstständig zu machen. Doch über seinen Outplacement-Berater kam er in Kontakt zum Franchisenetzwerk Mail Boxes Etc. (MBE) und hat dort wieder Feuer gefangen.
Kontakt:
Armin Betz
CEO
Martin-Kollar Straße 10
81829 München