12 Millionen-Achterbahn bis zum Exit an Xing“
Bei StartupLeitner berichteten Mark und Martin Poreda das erste Mal gemeinsam von ihrem Thriller mit Kununu. Auf der Plattform bewerten seit genau neun Jahren Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber. Nach dem Verkauf an Xing und einem Jahr Pause starten die Brüder jetzt ihr nächstes Projekt. Im Wissen um die Bedeutung von Mentoring sind sie auch Mentoren bei StartupLeitner. Sie trafen die Startup-Community am 2.6.2016 im Loffice in Wien.
„Ihr schafft es nie“
2007 gab es noch keine Startup-Szene und die Brüder Mark und Martin Poreda hörten von jedem, dass ihre Idee sich nie durchsetzen würde. „Als wir dann für Kununu im zehnten Bezirk den Startknopf drückten, gab es in der gleichen Sekunde draußen ein Feuerwerk“, erinnert sich Martin, „das nahmen wir als Zeichen.“ Die Bewertungen trudelten ein, dennoch waren die finanziellen Mittel bald zu Ende. Ein Freund lieh ihnen EUR 50.000, trotzdem standen sie 2009 vor dem Aus. Mitarbeiter verzichteten auf Urlaubsgelder und die Eigentümer auf Gehälter. Harte Sparmaßnahmen wurden umgesetzt. Die beiden Gründer motivierten sich und das Team mit Credos wie „die Menschen da draußen brauchen uns“, die sie an die Bürowände klebten. Gezweifelt wurde nie, die Brüder sahen Kununu als revolutionäres Thema, das für mehr Transparenz im Arbeitsmarkt sorgt. Sie fuhren weiter von Investor zu Investor und änderten die Unternehmensbewertung nach jedem Gespräch. Insgesamt hat Kununu in den sieben Jahren bis zum Verkauf nur 600.000 Euro Investment aufgenommen.
Das Geschäftsmodell kam von Außen
Aufgrund der vielen Bewertungen wollten sich nun auch Arbeitgeber auf der Plattform präsentieren. Das Geschäftsmodell war geboren. Die Bewertungen der Arbeitnehmer blieben davon unabhängig. Die ersten Aufträge waren rar, stattdessen türmten sich die Anwaltsbriefe. Manche Unternehmen forderten, schlechte Bewertungen zu löschen. Es gab Morddrohungen, nicht nur per Mail.
Große Fehler, große Enttäuschungen
„Die größte Enttäuschung waren die menschlichen Untiefen. Dort möchte ich nie mehr eintauchen“, fasst Martin Poreda die bitteren Seiten zusammen. Beispielsweise gab es einen Investor, der drohte ihnen die Finger zu brechen, wenn bestimmte Konditionen nicht erfüllt würden. Der größte Fehler wiederum war, einen sehr guten Freund als zweiten Mitarbeiter einzustellen und ihn dann auch wieder kündigen zu müssen. Jetzt ist er kein Freund mehr.
Beim millionsten User wurde kein Sekt geöffnet, sondern weitergearbeitet. Martin: „Wir haben um unser Leben gestartupt, mit viel Entbehrung. Es ist nicht so rosig, wie es derzeit in der Szene romantisiert wird.“ Beide raten, sich auch nie alleine zu gründen: „Man braucht jemanden, der einen herauszieht und aufbaut, wenn es nicht gut läuft.“
Investoren wollen verkaufen
In den ersten Jahren lasen die beiden Gründer jede Bewertung selbst. Die eigene Arbeitszeit verdoppelte sich. Dann verdoppelten sich die Mitarbeiter mehrmals, der Umsatz stieg. „Zuerst haben die Unternehmen uns ausgelacht, dann verklagt und dann wurden sie selbst Kunden“, sagt Mark Poreda. 80% der Umsätze kamen aus Deutschland.
Jetzt wollten die Investoren verkaufen. Xing ergab sich harmonisch mit der bestehenden Kooperation. Die Verhandlungen dauerten sechs zähe Monate.
Erfolg und Demut
Mark und Martin Poreda besitzen einen gerahmten Kontoauszug, um demütig zu bleiben: er zeigt den Kontostand, als die Gehälter nicht bezahlt werden konnten. Andererseits besitzen sie einen eleganten „Gravestone“ für den Verkauf an Xing.
„Wir haben das erste Mal ruhig geschlafen, nachdem wir bei Xing unterschrieben hatten“, erinnert sich Martin. Stolz sind die Brüder darauf, dass sie niemals gestritten, trotz aller Probleme keine verbrannte Erde hinterlassen haben und dass die Internationalisierung gelungen ist. Nach einem Jahr Pause starten sie jetzt ihr nächstes Startup.
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