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Globale Jobportale Google und Facebook finden nicht den Weg nach Deutschland

Gerhard Kenk

Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide.

Nach #Google4Jobs bestätigt nun auch Facebook den Roll-out neuer Jobbörsen-Funktionalitäten im internationalen Umfeld. Doch die neuen Globalisten unter den Jobbörsen machen einen Umweg um den boomenden Arbeitsmarkt Deutschland. Können führende deutsche Generalisten unter den Jobbörsen, wie Stepstone oder Monster Deutschland diese Atempause im Wettbewerb nutzen?

Der Fortschritt ist eine Schnecke – dieses Bonmot des Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisgewinners Günter Grass beweist sich wieder einmal mehr, wenn man den zeitlichen Fortschritt von Google4jobs im internationalen Roll-out betrachtet. Nach einer bemerkenswerten Ankündigung im Mai 2017 kommt die Internationalisierung von Google4jobs nur im Schneckentempo voran. 9 Monate nach der ursprünglichen Ankündigung gab Google bekannt, dass nun weitere Länder, nämlich Chile, Mexiko, Argentinien, Kolumbien und Brasilien, die Google4Jobs Funktionen nutzen können. Jüngst kamen noch die afrikanischen Länder Kenia, Nigeria und Südafrika dazu. Bei  anderen Ländern, wie z.B. Deutschland, hat Google bewiesen, dass sie von den Blockade-Technologien, wie sie in der Volksrepublik China tagtäglich praktiziert werden, gelernt haben. Nach wie vor wird der Standort des Internet-Nutzers anhand dessen IP-Adresse einer Geo-Location-Prüfung unterzogen. Wer nicht direkt in einem der unterstützten Ländern wohnt, wird abgewiesen – es sei denn, der Internet-Nutzer verfügt über soviel technisches Rüstzeug, dass er seinen tatsächlichen Standort durch Manipulation der VPN-Adresse verschleiert.

Play it again, Mark

Die Facebook-Marketing-Strategen unter CEO Mark Zuckerberg nutzen nun ein ähnliches Drehbuch wie Google. Facebook/Jobs wurde im Februar 2017 lanciert, damals war es nur in den USA und Canada verfügbar. Unter den zusätzlichen Ländern, die jetzt für den Roll-out angekündigt wurden, ist die Jobbörsenfunktion u.a. in Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Brasilien verfügbar.

Seit 2011 hat Facebook enorme Beträge in die neuen Funktionen eines Marketplace investiert, die Jobbörsenfunktion ist ein Teil davon. Als Zielgruppe hat Facebook die zahlreichen Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMU) im Visier und bietet damit eine Alternative im Recruiting gegenüber den etablierten Jobportalen wie z.B. Indeed.com.

Zeitvertreib

Ob die Nutzung von Facebook oder Google ein Zeitvertreib ist, bleibt jedem Einzelnen überlassen. Im Falle von Google steht der Informationswert der Suchergebnisse meilenweit über dem Social-Media-Schnack auf jedermanns Facebook Timeline. Für die Marketing-Strategie der Globalisten-Jobportale ist es jedoch wichtig, wie viel Zeit die Nutzer auf den jeweiligen Plattformen verbringen. Und hier zeigt sich, dass auf den Google-Plattformen mehr Zeit verbracht wird, während die Facebook-Nutzung tendenziell zurück geht.

Von Pull zu Push – die große Umkehr

Beide Jobportal-Globalisten ändern mit ihren neuen Recruiting-Modellen das klassische Pull-Verfahren, bei dem Crawler oder Bots die weiten Welten des Internets durchsuchen. Alles was wie eine Stellenangzeige oder ein Stellenangebot aussieht, wird indiziert und steht somit einer Google-Suche zur Verfügung. Nun ändern die Jobportal-Globalisten Google4jobs und Facebook.com/jobs die Richtung: Stellenanzeigen werden nach dem Push-Konzept publiziert, d.h. ein Arbeitgeber bzw. eine Jobbörse müssen ihre Stellenangebote an Facebook oder Google4Jobs übermitteln. Bei Facebook werden die Details der Stellenanzeigen durch den Arbeitgeber eingegeben, Google stellt immerhin mit ihrem Google Jobs API eine automatische Schnittstelle bereit. Durch diese digitale Pforte müssen alle Stellenanzeigen bei Google4Jobs durchgeschleust werden, damit sie mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz beispielsweise Standort des Arbeitgebers oder Job Families ermitteln können. Hinter den wohlklingenden Marketing-Ankündigungen der Globalisten wird eigentlich die strategische Richtung verschleiert.

 

In Wirklichkeit erlebt die Recruiting-Branche die große Umkehr von Pull zu Push. Pull ist die Domaine der Jobsuchmaschinen, Push ist die Publikation von Stellenanzeigen, oft nach dem „Pusteblumen-Prinzip“. Mit dieser strategischen Umkehr von Pull zu Push nähern sich die Globalisten dem jahrzehntelang praktizierten Prinzip der Jobbörsen an: Arbeitgeber publiziert eine Stellenanzeige, Bewerber sucht nach Karrierechancen. Das haben Jobbörsen wie die Arbeitsagentur, Jobware, Stellenanzeigen.de, Monster oder Stepstone schon seit Mitte der 1990-Jahre praktiziert – erinnern Sie sich noch?

So funktioniert Facebook/Jobs – nur nicht in Deutschland

Die Pressemeldung von Facebook schildert, wie das Recruiting funktioniert:

How It Works

For Job-Seekers
Finding a job is quick, easy and free. You can find jobs in the Jobs dashboard at facebook.com/jobs and the “Jobs” option in the “Explore” section on mobile, by clicking the Jobs icon in Marketplace, or visiting the Jobs tab of a business’ Page. When you’re ready to apply for a role, you can create an application, which will populate with job history and other information in your Facebook profile. You can edit your application before you submit it. Once you finish applying, a Messenger conversation will open with the business’ Page so you can have direct contact with the employer and confirm when your information has been received. Businesses will only be able to see information you provide them directly, and what’s available publicly on your Facebook profile. To stay on top of the type of job you’re interested in, you can also subscribe to alerts.

For Businesses 
Businesses can attract the right applicants and hire quickly, easily and affordably. Page admins can create job posts directly from their Page with details like job title, job type (full-time, intern, part-time), salary and more. Job posts will appear in multiple places on Facebook, including on a business’ Page, in the Jobs dashboard, in Marketplace, and in News Feed. Job posts can appear in News Feed similar to other Page posts, and businesses can choose to boost posts to reach the right candidates. Businesses can also manage their applications and communicate with applicants, including scheduling interviews and sending automated reminders, directly through Messenger.

We know there is more Facebook can do to connect people and businesses. Since 2011, Facebook has invested more than $1 billion to help local businesses grow and help people find jobs. And in 2018 we plan to invest the same amount in more teams, technology, and new programs. Because when businesses succeed, communities thrive.

 

Liegt die Zukunft des deutschen Arbeitsmarkts hinterm Mond?

Zu diesem Zeitpunkt können nur Vermutungen angestellt werden, wie die geographische Stragie des Rollouts von Google4jobs oder Facebook/jobs aussieht. Immerhin enthält die jüngste Google-Ankündigung eine Aufzählung derjenigen südamerikanischen Ländern, in denen Google4Jobs verfügbar sei. Facebook/jobs kündigt die Verfügbarkeit für weitere 40 Länder an, hält sich aber bedeckt mit genauen Aussagen.

 

Facebook-Jobsuche: Ergebnisse der Suche nach ‚Sales Manager‘ Berlin

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Wer sich vom Standort Deutschland aus der Mühe unterzieht, nach Jobs bei Facebook (via facebook.com/jobs) zu suchen, wird nicht wie bei Google4Jobs rüde abgewiesen, sondern wird dezent auf die firmeneigenen Stellenangebote von Facebook/Careers umgeleitet. Weitere spezifische Jobsuchen liefern dann nur noch Treffer für Karrierechancen bei Facebook. Auffallend ist jedoch, dass die von Facebook eingesetzte semantische Suche ziemlich ignorant ist. Obwohl in obigem Beispiel ein Sales Manager in Berlin gesucht wird, enthält die Trefferliste alles andere als die Tätigkeitsbezeichnung „Sales“. Dafür werden Jobsuchende mit einer umfangreichen Beschreibung quasi „missioniert“:

Facebook’s mission is to give people the power to build community and bring the world closer together. Through our family of apps and services, we’re building a different kind of company that connects billions of people around the world, gives them ways to share what matters most to them, and helps bring people closer together. Whether we’re creating new products or helping a small business expand its reach, people at Facebook are builders at heart. Our global teams are constantly iterating, solving problems, and working together to empower people around the world to build community and connect in meaningful ways. Together, we can help people build stronger communities — we’re just getting started.

As Facebook has become part of the daily lives of hundreds of millions of people around the world, policy makers in many countries naturally wish to talk to us, and we wish to talk to them. The Public Policy team manages these conversations – sharing information about the company’s products and activities, responding to queries from politicians and regulators, and providing input into the development of regulation policy on the internet sector.

Aufschlussreich ist auch eine Teilaufgabe, die eher im Kleingedruckten untergeht: Der gesuchte „Public Policy Manager, Germany“ soll auch das Handwerk der Lobbyisten beherrschen: „Help build coalitions with other organizations to advance policy goals of Facebook“.

Der derzeitige Implementierungsstand der Facebook/Jobs-Ankündigung zeigt auf, dass zumindest in Deutschland die Facebook/Jobs Funktionalität (noch) nicht brauchbar für das Recruiting ist.

 

Facebook/Jobs: In Deutschland nicht verfügbar

 

Sind die Jobbörsen-Betreiber (und auch die HR-Technologie-Lieferanten) auf diesen Paradigmen-Wechsel, insbesondere von Google4Jobs, vorbereitet? Kaum ein Jobbörsen-Betreiber lässt sich gerne in die Karten schauen, im besten Fall summen alle das Mantra „Wir können das auch“. Spätestens wenn die Expansionisten von Google4Jobs auch Deutschland erreicht haben, wird sich das zeigen.

 

Weiterführende Links

Kommt Google4Jobs nicht nach Europa – warum noch nicht?

Facebook-Pressemeldung: Helping People Find Jobs and Local Businesses Hire

 

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