New Work – Same Work: Benchmarking LinkedIn und Xing
Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide
Die Umbenennung von Xing in New Work SE hat die Branche der Sozialen Netzwerke durcheinander geschüttelt. Während Xing fortan als New Work SE gemäß einer Anlehnung an die New Work Bewegung firmiert, bleibt LinkedIn trotz milliardenschwerer Übernahme durch Microsoft seinem Firmennamen treu. Außerhalb der Firmenzentrale an der Hamburger Dammtorstrasse 30 gab es eine eher gemischte Reaktion. Das Erstaunen ist groß.
So schrieb der Tagesspiegel unter der Schlagzeile New Work statt Xing: „Fühlt sich wie eine kalte Enteignung an“
Nach dem neuen Wechsel, soll das Netzwerk selbst jedoch weiterhin Xing heißen. Auch die Namen weiterer Firmentöchter wie Kununu oder InterNations sollen erhalten bleiben. Der Zukauf anderer Dienste ist auch ein Grund für die Umbenennung der Muttergesellschaft. „Durch die Umfirmierung machen wir New Work zur weithin sichtbaren Klammer um all unsere Aktivitäten“, sagt Xing-Chef Thomas Vollmoeller.
Zudem besetzt das Unternehmen damit den populären Begriff, mit dem moderne, flexible Arbeitsverhältnisse bezeichnet werden. Der Plan sorgt jedoch auch für Kritik. „Der eingeschlagene Weg fühlt sich wie die kalte Enteignung der New-Work-Bewegung an“, sagt Reiner Straub, Herausgeber des „Personalmagazins“. „Mit der Aneignung des Namens der sozialen Bewegung ist Thomas Vollmoeller einen Schritt zu weit gegangen.“ Denn künftig könnten Streitigkeiten um die Verwendung des Namens drohen, schließlich hat das Unternehmen umfangreichen Markenschutz dafür beantragt. Auch bei Suchmaschinen könnte es für andere Nutzer schwieriger werden, unter dem Begriff New Work gefunden zu werden. Xing hingegen, das auch Konferenzen und Seminare zum Thema veranstaltet, dürfte bei entsprechenden Suchanfragen leichter gefunden werden.
Medien, Influencer und Blogger arbeiten sich seit der Bekanntgabe der Namensänderung am Thema ab und nur selten werden die wirklichen Unterschiede zwischen LinkedIn und New Work / Xing thematisiert. Zugegeben, beides sind Business Netzwerke, haben je nach Zählweise und Zeitpunkt in etwa eine gleich große Anzahl Mitglieder in Deutschland- dann wird die Faktenlage ziemlich dünn.
Das muss nicht so bleiben.
Die Ergebnisse der Jobbörsen-Kompass-Umfragen unter Bewerbern und Nutzer von Jobbörsen bringen die Unterschiede aus Nutzersicht ans Tageslicht. In einigen Bereichen sind LinkedIn und New Work / Xing ähnlich, in anderen Bereichen zeigen sich signifikante Abweichungen.
Nutzerbewertung
Bei der Nutzerbewertung zeigen sich die Unterscheide wie folgt:
Bewertung | ||
Weiterempfehlungsquote | 0,84% | 0,76% |
Zufriedenheit | 4,59 | 4,31 |
Suchqualität | 4,39 | 4,17 |
Anzahl Bewertungen | 2746 | 1352 |
Die durchschnittliche Bewertung der Zufriedenheit und Suchqualität erfolgt auf einer Skala von 7=sehr gut bis 1=überhaupt nicht gut.
Bei den Nutzerbewertungen liegt LinkedIn bei Weiterempfehlungsquote, Zufriedenheit, Suchqualität und der Anzahl der Bewertungen eindeutig vor New Work / Xing.
Altersstruktur
Der Vergleich der Altersstruktur zwischen den Nutzern von LinkedIn und New Work/Xing zeigt keine signifikanten Unterschiede. Am stärksten Vertreten ist die Altersgruppe der 26-30-Jährigen Jobsuchenden, gefolgt von der Altersgruppe der 19-25-Jährigen.
Berufsstatus
Mobilität
Die Mobilität der Jobsuchenden ist im Vergleich zwischen LinkedIn und New Work/Xing ein signifikanter Unterschied. Angesichts der Dauerdiskussion um den vermeintlichen oder real existierenden Fachkräftemangel ist es offensichtlich, dass Arbeitgeber vor wichtigen Herausforderungen stehen, um diese Herausforderung zu meistern. Ein höheres Gehalt für stark nachgefragte Fachkräfte ist in den Augen der Arbeitgeber nicht die präferierte Lösung – sonst hätte sich am Arbeitsmarkt schon einiges bewegt. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist die Mobilität der Jobsuchenden: Sind Bewerber bereit, bei einem guten Karriereangebot auch ihren Wohnsitz zu verlegen, wenn der neue Arbeitgeber außerhalb der üblichen Pendler-Zone residiert?
Der Blick auf die Umzugsbereitschaft der LinkedIn und New Work/Xing Nutzer offenbart signifikante Unterschiede. Insbesondere die Umzugsbereitschaft über Landesgrenzen hinweg zeigt auf, wie flexibel die Nutzer des Business-Netzwerks LinkedIn sind.
Diese Erkenntnisse können Recruiter und Active Sourcer nutzen, um ihre Personalbeschaffungsmaßnahmen auf einer empirisch gestützten Basis durchzuführen.
Jobbörsen-Kompass: Der Umfrage-Steckbrief
Der Jobbörsen-Kompass mit den Umfragen für Arbeitgeber und Bewerber ist ein Not-for-Profit-Projekt von Crosswater Job Guide. Das Ziel ist es, empirische Grundlagen zu wichtigen Fragen im Recruiting aufzubauen und mit den online bereitgestellten Ergebnisse den Entscheidungsprozess über die Schaltung von Stellenanzeigen bzw. die Suche nach geeigneten Stellenangeboten in den richtigen Jobportalen zu unterstützen.
Seit April 2016 wurden insgesamt über 41.000 Bewertungen von Bewerbern abgegeben. Diese decken mit 1.242 bewerteten Jobbörsen einen hohen Anteil des Jobbörsen-Markts ab. 126 Jobbörsen erzielten mehr als 30 Bewertungen. Die am häufigsten bewerteten Jobbörsen sind Stepstone Deutschland (4.505 Bewertungen), Staufenbiel Institut (3.284) und meinestadt.de (3.230).
Die Zufriedenheits-Notenstruktur
Über alle Bewerberbewertungen zeigt die Analyse der Notenstruktur eine gesunde Verteilung der Zufriedenheitsnoten von 7=sehr gut bis 1=überhaupt nicht gut.
Erweiterungen
Zusätzlich zu den Bewertungsfragen über die Nutzung von Jobbörsen wurde der Umfang der Bewerber-Befragung ausgeweitet:
- Welche Karrieremessen wurden besucht und wie zufrieden waren die Bewerber mit den einzelnen Veranstaltungen?
- Bei welchen Arbeitgebern haben sich Bewerber beworben und wie zufrieden waren sie mit dem Bewerbungsprozess?
- Wie wurden Bewerber von Personalberatern oder Personalvermittlern unterstützt?
Ergebnisse
Alle Ergebnisse der Umfragen sind öffentlich uneingeschränkt und kostenlos verfügbar. Mehr als 40 maßgeschneiderte Online-Analysen stehen zur Verfügung, um spezielle Aspekte der Umfrage zu erläutern. Mithilfe von Vergleichsfunktionen können einzelne Aspekte zwischen zwei Jobbörsen bequem und schnell abgeglichen werden.
Umfrage-Partner
Die Jobbörsen-Kompass-Umfrage wird von einer Reihe von Jobportalen und Recruiting-Organisationen unterstützt, ohne damit Einfluss auf die Umfrage-Inhalte zu nehmen.
Dazu gehören beispielsweise
- Absolventa
- Azubyo
- Freelancermap
- Foodjobs
- GULP
- HORIZONTjobs
- JobCOLLEGE
- Jobmesse Deutschland
- Jobstairs
- Jobvector
- Kimeta
- LZ Jobs
- meinestadt.de
- Monster
- Personalwirtschaft
- Stellenanzeigen.de
- Stepstone
- T5-Karriere-Portal
- UNICUM
- women&work
Eine komplette Liste der Umfrage-Partner finden Sie hier.
Die Crux der Monetarisierung
Bei anderen Umfragen zum Thema Jobbörsenbewertungen spielt die Monetarisierung eine wichtige, wenn nicht gar die dominante Rolle. Dabei werden die erteilten Gütesiegel mit zum Teil fünfstelligen Gebühren für die kommerzielle Nutzung freigegeben. Es kommt sogar vor, dass die Ergebnisse für kommerzielle Zwecke der Vermarktung von Anzeigenpaketen herangezogen werden und der Zugang zu den Bewertungen hinter einer Art Pay Wall gebührenpflichtig ist. Infolge dieser kommerzieller Interessen wird die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit des Umfragebetreibers infrage gestellt. Bewerber erfassen mit ihrem eigenen Zeitaufwand kostenlose Jobbörsenbeurteilungen, die dann kommerziell und gebührenpflichtig ausgewertet werden können.
Über den Jobbörsen-Kompass
Der Jobbörsen-Kompass ist ein Bewertungsportal für Online-Jobbörsen im Internet. Unter www.jobboersen-kompass.de bringen die hier gesammelten Kandidaten- und Arbeitgeber-Bewertungen Licht in das Dunkel der richtigen Jobbörsen-Auswahl für Arbeitgeber und Jobsucher. Angelegt als Dauerumfrage ist es das erklärte Ziel des Portals für mehr Transparenz in einem manchmal schwer überschaubaren Markt zu sorgen. Betreiber und Initiator des Jobbörsen-Kompass ist Crosswater-Job-Guide, eines der meist gelesenen HR-Fachportale im Internet. Die Teilnahme an diesen Umfragen dauert jeweils nicht länger als drei bis fünf Minuten und ist unter www.jobboersen-kompass.de/arbeitgeber-umfrage beziehungsweise www.jobboersen-kompass.de/bewerber-umfrage erreichbar.